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An den Feuern von Hastur - 9

An den Feuern von Hastur - 9

Titel: An den Feuern von Hastur - 9
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Vielleicht w ä re es gar nicht schlecht, sie im Freien zu verbringen .
    Und wo werden wir bleiben? fragte Melissa. Ihr Stirnrunzeln verriet, daß sie Leonies Idee sofort ablehnte. In Zelten?
Derik erz ä hlt mir, daß im n ä chsten Dorf ein guter Gasthof ist , sagte Lorill. Vermutlich denkt er dabei aber ans Bier und nicht an die Unterbringung.
Leonie kicherte, denn Deriks Fassungsverm ö gen war auf der ganzen Reise ein stehender Witz bei ihnen geworden.
Er trinkt wie ein M ö nch zu Mittwinter , lachte sie. Aber auf der Straße bleibt er n ü chtern. Ich finde, wir sollten ihm sein Bier nicht mißg ö nnen .
Ich m ö chte nicht die ganze Nacht durchreiten , quengelte Melissa in einer seltsamen Kombination aus Jammern und ihrem ü blichen affektierten L ä cheln.
Leonie richtete sich gereizt auf und unterdr ü ckte eine scharfe Antwort. Lorill jedoch meinte nur gutm ü tig: Nun, ich nehme nicht an, daß ihr an Bier denkt.
Durchaus nicht. Melissa zog eine Schnute. Nur an ein warmes Feuer. Warum sollen wir in einem Zelt leiden, wenn wir nur noch ein bißchen weiterzureiten brauchen, um dieses warme Feuer zu bekommen?
In einem Zelt leiden? Bei der Art von Zelten, die eine HasturEntourage mit sich f ü hrte, dachte Leonie, brauchte man des Nachts im Zelt kaum zu leiden, obwohl es ein bißchen k ü hler sein mochte, als Melissa es gern hatte — aber Melissa neigte dazu, sich zu beschweren und versteckte Anspielungen auf ihre zarte Gesundheit zu machen. Und zweifellos w ü rde Melissa sich, sobald sie sich aufgew ä rmt hatte, ü ber das Essen und den verr ä ucherten Raum beklagen und beim Anblick irgendwelchen Ungeziefers vor Angst quietschen. Leonie zog eine Nacht in einem Zelt, mochte es auch ein bißchen kalt und feucht sein, bei weitem einer Nacht in einem von Ungeziefer verseuchten Gasthof vor. Das Zelt war wenigstens eine bekannte Gr ö ße. Die Qualit ä t des Gasthofs vor ihnen hingegen war eine Sache der Spekulation.
Und es gab noch eine andere ü berlegung .
Leonies Reittier wurde unruhig. Mit einem sehns ü chtigen Seufzer, darauf berechnet, ihren Bruder zum Nachgeben zu bringen, sagte sie: Es wird eine Nacht der vier Monde sein .
Nur wirst du sie nicht sehen k ö nnen , erwiderte Lorill mit unausweichlicher Logik. Sie sind hinter Wolken verborgen, da k ö nntest du ebenso die Feuerstelle genießen. Der Gasthof wird wenigstens geheizt und trocken sein.
Der Gasthof k ö nnte durchaus so leck sein wie die Versprechungen eines Trockenst ä dters und eine Legion von M ä usen und Fl ö hen beherbergen. Aber ich werde f ü r den Rest meines Lebens Gelegenheit haben, am Feuer zu sitzen , protestierte Leonie. Ich werde f ü r den ganzen Rest meines Lebens nur die Welt innerhalb von vier W ä nden sehen! Und eine Nacht der vier Monde kommt nicht so oft, daß ich sie verpassen m ö chte!
Sie schoß einen ver ä chtlichen Blick zu Melissa hin ü ber und w ü nschte die junge Frau irgendwohin, nur nicht als Anstandsdame an ihrer Seite reitend. ü brigens h ä tte sie sehr gern auch auf die Gardisten und den Bannertr ä ger verzichtet. Um die Wahrheit zu sagen, am liebsten w ä re sie mit Lorill allein geritten. Die Hastur-Zwillinge waren sich immer nahe gewesen, und sie sah keine Gefahr in einer so kurzen gemeinsamen Reise — schließlich war er ihr Zwillingsbruder, er w ü rde ihr doch nichts tun!
Doch sowohl ihr hoher Rang als auch die gegenw ä rtige Mode im Benehmen ließen es nicht zu, daß junge Ladies in Begleitung ihrer Br ü der ohne schickliche Eskorte und Anstandsdamen reisten, mit Gardisten und Entourage. Dem darkovanischen Brauch entsprechend, war Lorill an ihrer beider f ü nfzehntem Geburtstag offiziell zum Mann erkl ä rt worden, und Leonie wurde jetzt als junge Frau betrachtet, nicht mehr als Kind. Sie war immer noch ein ziemlicher Wildfang und sehr eigensinnig, aber ihr Ruf war makellos. Ein langer Ritt ohne Anstandsdame h ä tte ihn merklich sch ä digen k ö nnen.
Eine bl ö de Sitte, dachte sie rebellisch. Wenn Lorill als Schutz nicht gen ü gte, war sie schließlich nicht dar ü ber erhaben, sich selbst zu sch ü tzen! Gemessen an anderen M ä nnern, war Lorill von mittlerer Gr ö ße, wohingegen Leonie, beinahe ebenso groß wie er, als ungew ö hnlich groß f ü r eine Frau galt. Diese Gr ö ße allein w ü rde nicht wenige M ä nner erst einmal nachdenken lassen.
Auch in anderer Beziehung war sie eindrucksvoll. Wie alle HasturFrauen und die meisten der M ä nner hatte sie einen hellen
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