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An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

Titel: An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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dieser Zeit ereignet. Als Challis Anstalten machte, den Club zu verlassen, rauschte auch ich ab. Draußen unter dem Eingang des Clubgebäudes sah ich ihn in Hut und Mantel auf seinen Wagen zuschreiten. Als ich gewiß war, daß Challis seinen Wagen besteigen wollte, wurde es für mich höchste Zeit, zu unserem an der Ecke Bruton Street wartenden Funkwagen zu kommen. Also preschte ich los. Aber nur knapp die Hälfte der Strecke bis zur Bruton Street war ich gelaufen, Sir - da passierte es . . .“  
    Durch keine Zwischenfrage hatte Kommissar Morry bisher seinen Konstabler unterbrochen. Auch jetzt, als Sudder eine kleine Atempause einlegte, verhielt er sich weiterhin schweigsam. Nur ein „hm!“ war sein Kommentar zu Sudders erregten Ausführungen.
    „Viermal blaffte es kurz und kalt hinter meinem Rücken auf“, fuhr Konstabler Sudder knirschend fort. „Sir, ich war nahe daran, meinen Verstand zu verlieren. Keine ganze Minute hatte ich den Upper-Engineer allein gelassen, da krachte es auch schon von irgendwo. Meine Dienstwaffe während des Laufens herausreißend, jagte ich knapp hundert Yards zurück. Zusammen mit dem Boy vom Funkwragen kam ich an Challis Wagen an. Aber zu spät! — Nur ein Toter, eben Anthony Challis, lag mit dem Gesicht zur Erde neben seinem Wagen. In seiner Hand hielt er noch seinen Wagenschlüssel. Bis zu seiner Pistole, die wir in seiner Manteltasche gefunden haben, war er nicht mehr gekommen. Ganz plötzlich muß aus dem Dunst des Nebels sein Mörder vor ihm aufgetaucht sein. — Damned, und so schnell diese Bestie unvermutet aufgetaucht war, war sie auch wieder verschwunden. Außer den vier leergeschossenen Hülsen ist nicht die geringste Spur von diesem Satan zurückgeblieben...“
    In Kommissar Morry arbeitete alles auf Hochtouren. Aber trotz des Rückschlages, den Kommissar Morry und seine Männer durch den Tod Anthony Challis erlitten hatten, ließ sich der junge Qfficer nicht entmutigen. Im Gegenteil! Mehr denn je warf Kommissar Morry alle seine Erfahrungen und kriminalistischen Fähigkeiten in die Waagschale, um der Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen. Es war ein gnadenloser, unerbittlicher Verfechter des Rechts, der die Fahrt zum Berkeley Square antrat.
    Noch aber ahnte Kommissar Morry zur Stunde nicht, daß er schon bald zu einem weiteren Ort des Grauens fahren würde . . .
     
    12
     
    Professor Rashleigh war beileibe nicht mehr der jüngste. Wenn auch sein Geist noch äußerst rege war und er auf seinem Gebiete als ein phänomenales Genie galt, so war sein Körper doch schon von Verfallserscheinungen gekennzeichnet. — Sein Alter, die täglichen Aufregungen, die sein Beruf von ihm forderte, hatten aus dem einst kräftigen, unverwüstlichen Mann einen gebeugten, zittrigen Greis werden lassen.
    Besonders machte sich seit Jahren eine Funktionsstörung seines Herzens immer stärker bemerkbar. — Doch bisher hatte sich immer noch sein eiserner Wille durchgesetzt, und er hatte an dem Platz ausgeharrt, an den man ihn von höheren Orts berufen hatte und an dem er trotz seiner dahinsiechenden körperlichen Kräfte wahre wissenschaftliche Wunder vollbrachte. Einmal mußte es sich aber rächen, daß er nur seinen scharfen Geist jung und elastisch gehalten hatte, während seine körperliche Verfassung schlechter und schlechter geworden war …
    „Totale Erschöpfung!“ war die Diagnose seines Hausarztes und zugleich damit das Endresultat seines unverantwortlichen Raubbaus, den er mit seinem Körper getrieben hatte.
    „Keine Aufregungen! — Keine weiteren Experimente!“ hieß die Medizin, die ihm der Doktor mit ernster Miene eindringlich verordnet hatte ...
    Damit die ärztliche Dosierung auch strengstens eingehalten wurde, hatte Miß Rashleigh die Pflege ihres Vaters übernommen. Alles, was dem Vater weiteren Schaden zufügen konnte, wußte das frische Girl mit typisch weiblicher List zu verhindern. Drei Tage waren es nun schon her, daß Angestellte der Erprobungsstelle den plötzlich kapitulierenden Professor in seine Privatwohnung am St. Johns Burial Ground gebracht hatten. Seine Schwäche trat an dem Morgen auf, an dem wie ein Lauffeuer die Nachricht vom gewaltsamen Tode Anthony Challis durch die Versuchsanstalt lief.
    „Nicht genug, daß unsere Arbeit gestört wird. Jetzt nehmen mir diese Halunken auch noch meinen besten Mitarbeiter“, hatte er schweratmend und mit brüchiger
    Stimme in den Hörer gehaucht, als er sich beim Yard die Richtigkeit des Gerüchts hatte bestätigen
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