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An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

Titel: An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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lassen. Sein Gesprächspartner, Unglückswurm Sudder, wie sich der Konstabler nach der verhängnisvollen Nacht selbst bezeichnete, teilte zwar nicht die Meinung des Professors, aber er hütete sich davor, dem verdienten Wissenschaftler seine wahre Meinung über den toten Gauner zu sagen . . .
    Den Schock, den ihm die Gewißheit vom Tode Anthony Challis versetzt hatte, überwand Professors Rashleigh nicht. Angestellte fanden den alten Mann kurze Zeit nach seinem Anruf neben seinem Schreibtisch liegen und brachten ihn in seine Villa am St. Johns Burial Ground. Hier, unter der Pflege und Fürsorge seiner gestrengen Tochter, die im Gegensatz zu ihm kaum einen schmerzlichen Verlust durch das Ableben des ihr förmlich aufgedrängten Upper-Engineers verspürte, sollte sein strapaziertes Herz wieder zu Kräften kommen .. .
    Während der Wind jaulend durch die alten Räume des parkähnlichen Grundstückes am St. Johns Burial Ground pfiff und zerrissene Nebelschwaden vor sich hertrieb, stand der zur Untätigkeit verdammte Professor hinter dem Fenster seiner Bibliothek und schaute wehmütig seiner Tocher nach, die mit graziösen Schritten das Anwesen verließ, um schnell noch ein paar Besorgungen für den Abend zu machen. Langsam verschwand ihre Gestalt zwischen den Sträuchern des Connaugth Square. Nun war Professor Rashleigh allein in dem großen Haus. Keine Menschenseele befand sich in Rufweite der einsamen Villa. — Oder doch?
    Soeben wollte sich der alte Mann vom Fenster zurückziehen, als er einen dunklen Schatten durch den Garten huschen sah. — Vorsichtig, als befürchte sie unerwünschte Beobachter, glitt die Gestalt zur Tür des Hauses hin. Schon im nächsten Moment schlug dröhnend die Haus= glocke an. Vielfaches Echo brach sich an den Wänden des totenstillen Hauses. Es hörte sich warnend und drohend zugleich an. Einen Augenblick blieb Professor Rashleigh zögernd in der Bibliothek stehen: ,Wer mochte dieser Mann mit dem sonderbaren Benehmen sein?' überlegte er, durch die letzten grausamen Ereignisse argwöhnisch geworden. Verstört wanderte sein Blick zum Telefon: ,Wäre es nicht besser...´
    Erneut dröhnte die Glocke auf — anhaltender — dringender! ,Ein Mensch, der ungute Absichten verfolgt, verlangt selten Einlaß durch die Tür', ging es Professor Rasleigh durch den Sinn, und schon wandte er sich der Tür zu. Erstaunt riß der alte Mann seine Augen auf, als er dem Einlaßbegehrenden gegenübertrat. Ungläubig wanderte sein Blick an der hageren Gestalt des vor der Tür stehenden Mannes herunter. Unter einem ungepflegten, wirren Haarschopf blickten ihm aus tiefliegenden Höhlen zwei unruhig hin und herwandernde Augen entgegen. An den durchsichtigen, blassen Wangen des Mannes wuchs ein langer Bart. Tiefe Falten hatten sich an den Mundwinkeln und in der hohen Stirn eingegraben. Ein Bild des Elends bot dem Wissenschaftler das Gesicht des Mannes. — Dazu diese Kleidung! Der viel zu große Mantel! Die abgeschabten Beinkleider . . .
    Nein! Das konnte niemals der Mann sein, den er kannte. Nein, niemals! —
    Und doch war er es: Dr. Jules Steenlund, sein früherer Assistent mit den begnadeten wissenschaftlichen Fähigkeiten. Hastig begann der wie ein Bettler aussehende junge Mann auf den erschreckt zurückweichenden Wissenschaftler einzureden: „Pardon, Professor! Ich sehe, daß Sie über alle Maßen erstaunt sind, einen entsprungenen Zuchthäusler vor sich zu haben. Dennoch darf ich Sie dringend bitten; mir zwei Minuten Gehör zu schenken? Länger möchte ich Ihre Zeit nicht in Anspruch nehmen.“
    In Professor Rashleighs Gesicht stand eisige Ablehnung. Verächtlich stieß er hervor:
    „Unglaublich, Dr. Steenlund! — Ihre charakterlichen Schwächen übertreffen bei weitem das Bild, das ich bisher von Ihnen hatte. Nicht nur, daß Sie mir damals diese Schmach zugefügt haben, nun wagen Sie es auch noch, mir unter die Augen zu treten. By gosh — und dabei hatte ich alle meine Hoffnungen und mein volles Vertrauen in Sie gesetzt. Noch mehr! Ich hatte . . .“
    „Well, Sir!“ unterbrach Dr. Steenlund den Aufgebrachten mit flehender Stimme „Gerade weil Sie mich fast wie Ihren eigenen Sohn behandelt haben, komme ich zu Ihnen. Nur Sie allein haben die Möglichkeit, mich zu rehabilitieren.“
    „Wie stellen Sie sich das vor, Dr. Steenlund?“ kam es spitz über Professor Rashleighs Zunge. „Glauben Sie nicht, ich würde mich lächerlich machen, wenn ich vor den Richter hintrete und erkläre: Dr. Steenlund ist
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