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An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

Titel: An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Schußrichtung des verfolgten Schattens befand, raste er mit äußerster Kraft auf Brian Edwards zu. — Fünfzig Schritte trennten ihn noch von dem Todgeweihten. Doch er erreichte ihn nicht mehr lebend. Noch fünfmal hatte inzwischen das Mündungsfeuer in der Hand des Verfolgers aufgeblitzt. Dennoch! Als Morry über die am Boden liegende Gestalt Brian Edwards hinwegsprang und aufgerichtet auf die im Schein einer Gaslaterne stehende Person zuschritt, war nichts mehr zu retten. Ruhig, Schritt .für Schritt, näherte er sich der Gestalt. — Als er ihr Gesicht erkannte, senkte sich die in seiner Hand befindliche Dienstwaffe in die Richtung seiner Schuhspitzen. Dann verschwand sie vollends in seiner Manteltasche ... Als Kommissar Morry die noch rauchende Waffe der Frau an sich nahm, sah er in zwei Augen, in denen das ganze grausame Bild einer Frauenseele geschrieben stand und in denen der Wahnsinn sein Zeichen eingraviert hatte. Die Augen der Frau gehörten — Beatrice Shannon!
     
    *
     
    „Sie hat getötet — und war dennoch keine Mörderin im Sinne des Gesetzes! Genauso wie wir einen Sieg davongetragen haben, der bitter ist und in Wirklichkeit nicht als Sieg bezeichnet werden kann“, begann Kommissar Morry am folgenden Vormittag die Tragik dieses Falles mit ernster Miene einer kleinen Anzahl von Menschen in seinem Dienstzimmer zu erläutern. Außer Konstabler Sudder saßen noch weitere zwei Männer auf den Stühlen seines Zimmers: Kirk O'Conner und Dr. Jules Steenlund. — Letztere hatte man noch in der Nacht festgenommen, und nun warteten sie auf ihre Verhandlung vor Gericht. — „Trotzdem, Kommissar! Ich begreife das alles nicht!“ stöhnte Dr. Steenlund wie unter einem körperlichen Schmerz auf.
    „Sie werden es gleich verstehen, Doktor“, hierbei holte Kommissar Morry mehrere vollgeschriebene Bogen Schreibpapier hervor und begann mit leiser Stimme, während er auf das Papier deutete: „Dieses Geständnis Beatrice Shannons mag wie ein modernes Trauerspiel anmuten, es ist aber leider zu einer unumstößlichen Tatsache geworden.“
    Atemlose Stille herrschte, als Kommissar Morry den Männern die Vorgeschichte zu den späteren Morden bekanntgab. — Hiernach hatte das in ärmlichen Verhältnissen lebende Girl geglaubt, in J. H. Trillhores Salon den erwünschten Himmel auf Erden zu finden. Aus diesem Himmel aber wurde eine Hölle, als man sie zwang, in der Nacht des Anschlages auf Cricklewood die Fahrt mitzumachen. „Hier begann bereits das Drama“, fuhr Kommissar Morry wörtlich fort.
    „Das Girl bekam ihren ersten großen seelischen Schock, als sie Danny Horney, ihr drittes Opfer, die verderbenbringenden Sprengkapseln anreichen mußte, die dieser dann auf das Versuchsgelände schleuderte. In dieser Nacht glaubte sie es nicht überleben zu können und stand im Begriff, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Aber die Hilferufe Mister O'Conners waren es, die sie wieder auf diese Erde zurückbrachten. Was aber geblieben war, war ihr seelischer Knacks, der sich noch vertiefte und vollkommen wurde, als sie in Ihrer Wohnung, O'Conner, aus dem Munde des Doktors erfuhr, daß ihr Bruder auf der Flucht erschossen worden war. Ihre ganze Verachtung richtete sich gegen die Männer, die an ihrem und am Schicksal ihres Bruders schuldig waren. In einer Art geistiger Umnachtung verließ sie, kurz nachdem O'Conner das Haus verlassen hatte, ebenfalls das Haus, und zwar nahm sie einen Revolver mit, den sie unter ihrem Kopfkissen aufbewahrt hatte. Zunächst wollte sie damit aus dem Leben scheiden, und zwar an einer Stelle, an der man ihr tiefste Schmach zugefügt hatte. Es ist typisch für seelisch erkrankte Menschen, daß sie widersinnige Orte zu ihren Absichten auswählen. Hier haben wir wieder einmal die Bestätigung dafür.
    Sie erreichte in dem Augenblick den Alhambra-Club, als mehrere Männer auf den Hinterhof gestürzt kamen. Nun gebar Beatrice Shannons krankhaftes Gehirn ein Gedanke, den sie auch sofort zur Ausführung brachte. Pat Folker war ihr erstes Opfer. Anthony Challis starb ebenfalls unter ihren Schüssen. Danach richtete sie die Waffe gegen sich selbst. Aber in ihrem Rausch hatte sie nicht mitgezählt, wieviel Patronen sie noch besaß. Jedenfalls machte es nur „klack“. Die Waffe war leer. Tagelang lief sie durch die Stadt und kam erst vor zwei Tagen wieder zu Ihnen, O'Conner. Sie nahmen sie auf, ohne Fragen wegen ihres Aussehens zu stellen. Als sie sich einigermaßen wieder erholt hatte, bat sie, einige Sachen
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