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An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

Titel: An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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blamieren will.“ Nur widerwillig kritzelte der Konstabler die Worte des Sektionspräsidenten auf einen Bogen Papier — und als die Hörer wieder auf den Gabeln lagen, sah er fragend auf den Kommissar.
    „Was nun, Sir?“
    „Befehl ist Befehl, Sudder! Bringen Sie den Text zur Druckerei!“
    „Aber das ist doch Wahnsinn, Sir! Was sollen wir jetzt machen, wenn der alte Knacker alle unsere Boys für seine dummen Anordnungen in Beschlag nimmt? Wir . . .“
    „Sudder! Unterlassen Sie diese Bemerkungen“, wurde Kommissar Morry streng, wenn es ihm auch sichtlich schwerfiel. Aber er mußte die Autorität wahren.
    „Pardon, Sir! Ich meine ja nur . . .“
    „Schon gut! — Und Sudder — wir beide bringen die Sache auch so zu Ende!“
     
    *
     
    So kam es, daß an allen Anschlagsäulen der Stadt das Bild Dr. Jules Steenlunds prangte. Scharenweise stauten sich die Menschen davor und stießen Drohungen und Verwünschungen gegen einen Menschen aus, der wiederum das Opfer widriger Umstände zu werden schien. Von einer der in Whitechapel stehenden Anschlagsäulen löste sich aus der versammelten Menschentraube ein einzelner Mann und schritt hämisch grinsend auf seinen chromblitzenden Straßenkreuzer zu. — Brian Edwards!
    Auf seinem Gesicht lag eine tiefe Zufriedenheit, und leise flüsterte er:
    „Die Sache geht allem Anschein nach noch einmal ganz gut für uns aus.“
    Mit einer fast an Aufreizung grenzenden Gelassenheit zündete er sich eine Zigarette an und bestieg sein Fahrzeug.
    Nicht so ruhig wäre Brian Edwards geblieben, hätte er nur einen winzigen Blick in seine Zukunft tun dürfen. Sie sah für ihn grau und schwarz aus. Genauso schwarz sah auch Konstabler Sudder die Lage, als er mit grimmiger Wut den Gang in dem Dienstfahrzeug einlegte und sich hinter den Straßenkreuzer setzte.
    „Damned, Sir — der Boy führt uns nur an der Nase herum“, knirschte er durch die Zähne seinen neben ihm sitzenden Vorgesetzten an.
    „Seit zwei Stunden zuckelt er mit seinem Vehikel zieh und planlos in der Stadt umher. Sir, was glauben Sie, hat Brian Edwards nun wieder vor?“
    „Abwarten!“ war Kommissar Morrys karge Erwiderung. Für sich aber sprach er den Satz zu Ende: „Nur er allein wird uns dahin führen, wo wir dem gräßlichen Spiel ein Ende machen können!“
    So war es auch. Der vor ihnen fahrende Straßenkreuzer überrollte die Towerbridge, bog am südlichen Themseufer in die Tooley-Street ein und nahm Richtung auf das St. Sarviours-Dock. Gleich hinter dem Dock ließ er sein Fahrzeug zurück und schritt in die Mill-Street hinein. „Achtung, Sudder! Es ist soweit! Lassen Sie mich hier heraus und versuchen Sie von der entgegengesetzten Seite heranzukommen. Auf Boy! Bevor es wieder zu spät ist!“  
    Die vor ihnen liegende Mill-Street lag still und verlassen im milchigen Schein des Abendnebels. Nur da, wo die wenigen Gaslaternen ihr trübes Licht spendeten, hob sich ein hellerer Kreis ab. Lautlos schob sich Kommissar Morry hinter dem einsamen Fußgänger her. Immer dicht an den Hauswänden entlang hatte er bald die Entfernung so weit verkürzt, daß der dunkle Schatten Brian Edwards verschwommen vor ihm auf tauchte. Jedesmal wenn Brian Edwards stehenblieb und zu lauschen schien, hatte Kommissar Morry bereits seinen Schritt verhalten und sich hart an die Hausfront gedrückt. Im dunkelsten Teil der Mill-Street, dort wo das St. Sarviours-Dock bis dicht an die MilbStreet heranreichte, beschleunigte Brian Edwards plötzlich seine Gangart. Kommissar Morry verlor ihn für Sekundenbruchteile aus den Augen. Als er seine dunkle Silhouette erneut sah, bemerkte er sofort, daß es nun zwei Gestalten waren, die sich im schmutzigen Grau des Nebels abhoben. Einen Augenblick stutzte er:
    ,Sollte Sudder unvorsichtigerweise mit Brian Edwards zusammengetroffen sein? — Dann war alle Mühe umsonst. Aber schon stellte er fest, daß es nicht so war. Die zweite Gestalt hatte sich nämlich von Brian Edwards losgerissen und jagte nun gehetzt zur anderen Straßenseite hinüber. Zwei, drei Sekunden sah Kommissar Morry Brian Edwards zögern, dann setzte dieser zur Verfolgung an. Auch Kommissar Morry setzte sich in Trab. Er wollte ein Unglück unter allen Umständen verhindern . . .
    Kaum aber war er zehn Schritte gelaufen, da zerriß donnernd ein Pistolenschuß die unheimliche Stille des Abends. Zwitschernd jaulte der Querschläger durch die Straße und fand hundertfaches Echo. Obwohl Kommissar Morry bemerkte, daß er sich direkt in der
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