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An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

Titel: An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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denken da an gewisse Veränderungen der Geschosse, wie zum Beispiel an diese abgefeilten oder gar eingesägten Projektile.“
    „Well, Gilbert!“
    „Da haben Sie recht, Morry! Hm, — somit dürfen wir diese Kategorie aus dem Kreise der vermutlichen Täter schon streichen. Dann bleibt uns noch . . .“
    „Jeder einzelne unserer Achtmillionenstadt!“ warf Kommissar Morry sarkastisch die Antwort auf den noch verbliebenen „Rest“ der infrage kommenden Personen ein.
    „Verdammt rosige Aussichten!“ pflichtete Gilbert brummend Kommissar Morrys Ausspruch bei.
    „Wenn uns da der Zufall nicht zu Hilfe kommt, können wir uns die Augen nach der berühmten Stecknadel im riesigen Heuhaufen ausgucken. Und ob wir sie finden werden, ist fraglich.“
    „Nun, Gilbert! So tragisch dürfen Sie das auch nicht nehmen“, gab Kommissar Morry dem Zerknirschten wieder Auftrieb.
    „Es kommt doch immerhin als Täter nur eine Kategorie von Personen in Betracht. — Menschen also, die noch nicht allzuviel Umgang mit Schußwaffen haben und in einem Anfall von Raserei blindlings losballerten. Dafür sprechen die zwei Einschläge hier an der Hauswand und die zwei Kugeln, die sich vermutlich noch im Körper des Opfers befinden. Rechnen wir noch einen weiteren fehlgegangenen und von uns nicht festzustellenden Schuß hinzu, dann kann man getrost schon von einer wahren Raserei sprechen. — Sehen Sie, Gilbert! Nur Rache oder Eifersucht steigert sich häufig vor Ausführung einer solchen Tat zur Raserei! — Versuchen Sie diese Personen zu sondieren, und Sie werden feststellen, daß sich schon bald bei einigen von ihnen der dringende Tatverdacht mehr und mehr verdichtet.“
    „Also plädieren Sie auf Rache als Tatmotiv, Morry! Sagt Ihnen das Ihr oft bewährter und untrügbarer In= stinkt, oder wollen Sie mir nur ob meiner augenblicklichen Ratlosigkeit ein kleines Heilpflästerchen aufdrücken?“
    „Mein Gefühl!“ kam es frei über Kommissar Morrys Lippen.
    „Thanks! — Ich werde Ihren Rat genauestem befolgen.“  
    Inspektor Gilbert, Leiter der Londoner Mordkommission, kam erst gar nicht dazu, die von Kommissar Morry empfohlene Marschroute in die Tat umzusetzen. — Keiner der beiden Officers ahnte die Tragweite der Meldung, die der auf sie zueilende Teck wie der Vorbote eines Ungewitters herantrug. Es war einer von Inspektor Gilberts Männern, der auf Wunsch Kommissar Morrys das Funksprechgerät im schwarzen Polizeiwagen fü,r die Dauer ihrer Arbeit am Alhambra-Club besetzt hielt. Er, Kommissar Morry, erwartete jede Minute den Bericht seines Konstablers aus Mayfair. — Jetzt hing Konstabler Sudder am anderen Ende der drahtlosen Leitung und schien aus allen Wolken gefallen zu sein.
    „Was gibt's, Sudder?“ ahnte Kommissar Morry bereits die Sensation, als er seinen Boy aufgeregt schnaufen hörte.
    „Damned, Sir! Ich bin der unfähigste Trottel des ganzen Sonderdezernats“, knirschte Sudder erschlagen auf.
    „Kein vernünftiger Mensch kann sich so ungeschickt verhalten, wie ich es getan habe ...“
    „Nun halt mal die Luft an, Sudder!“ bremste Kommissar Morry die Selbstkritik seines Untergebenen ab. „Was ist geschehen, daß Sie so aus allen Fugen geraten sind?“
    „Eine Riesenschweinerei ist passiert, Sir. — Anthony Challis liegt hier am Berkeley Square neben seinem Wagen und hat drei Kugeln in seinem Leib.“
    „Tot, Sudder?“
    „Yes!“
    „Wie ist es geschehen?“
    Nur auf diese eine Frage beschränkte sich Kommissar Morry zunächst. Und obwohl sein Gesicht kantig geworden war und wie gemeißelt zu sein schien, war seine Stimme ohne jeden Vorwurf. — Er kannte seine Leute genau und wußte, daß er sich voll und ganz auf sie verlassen konnte. Auch dann, wenn wider Erwarten ein Ereignis eingetreten war wie jetzt.
    „Sir!“ begann Sudder mit kurzen Sätzen das zu schildern, was sich vor nicht ganz fünf Minuten vor dem Imperia-Club zugetragen hatte: „Es verlief alles so, wie Sie es erwartet hatten. Ich folgte Challis unbemerkt bis zum Imperia=Club. Während sich der Upper-Engineer in den Räumen aufhielt, war ich stets in seiner Nähe. Ex saß die ganze Zeit über allein an einem Ecktisch und schien reichlich nervös zu sein. Er mochte irgendwie eine Verabredung getroffen haben, denn jede Minute zog er seine Uhr hervor und blickte dauernd zum Eingang herüber. Das war so gegen ein Uhr gewesen. Eine gute halbe Stunde später rief er plötzlich den Kellner herbei und beglich seine Zeche. Nichts hatte sich in
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