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Amputiert

Amputiert

Titel: Amputiert
Autoren: Gord Rollo
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kräftigen Finger um meinen Hals geschlungen und versuchte, mich zu erwürgen. Die Hände des Chirurgen waren stark, gruben sich in mein Fleisch und drückten zu wie zehn junge Würgeschlangen. Ich versuchte, ihm ins Gesicht zu schlagen, doch in meinem geschundenen Körper steckte nicht mehr viel Kampfgeist, und mein Schwinger ließ ihn kaum mit der Wimper zucken. Stattdessen lächelte er wieder, da er dachte, er hätte mich, und es gäbe nichts, was ich dagegen tun könnte.
    Falsch, Arschloch!
    Als meine Sicht zu verschwimmen begann und meine Lungen nach Sauerstoff brüllten, schob ich die rechte Hand unter mein Hemd und ergriff die letzte Hoffnung, die ich darauf hatte, diese Auseinandersetzung zu überleben. Meine Finger schlossen sich um den Schaft des Holzkreuzes, das mein Grab schmücken sollte. Richtiger Gedanke – falscher Körper!
    Mit der Hand so um die obere Strebe, dass der angespitzte Schaft zwischen meinem Zeige- und Mittelfinger herausragte, zog ich das Kreuz hervor; es sah wie etwas aus, dass Abraham Van Helsing zur Vampirjagd verwendet hätte. Mit jedem Quäntchen Kraft, das mir verblieben war, trieb ich die behelfsmäßige Waffe nach oben in Dr. Marshalls Körper. Er sah es kommen, konnte jedoch nicht ausweichen. Die grobe Holzklinge traf ihn unter dem Kinn in den Hals, und die gesamten zehn Zentimeter des Schafts bohrten sich durch seinen Gaumen in sein Gehirn; zum Stillstand kamen sie erst, als die Spitze gegen seine Schädeldecke prallte und meine blutigen Knöchel seinen Unterkiefer berührten.
    Dr. Marshall erstarrte kurz; seine Finger krallten sich fester denn je zuvor in meinen Hals, doch dann entspannte sich sein Körper, und seine Finger erschlafften. Ich zog das Kreuz aus seinem verheerten Hals, und ein Strom von Blut ergoss sich aus der Wunde über mich, ein roter Schauer, in den sich graue Gewebebrocken mischten, die wie Haferplätzchenteig aussahen. Dr. Marshall kippte von mir, fiel nach hinten und war längst tot, bevor er auf dem Boden landete.
    Ich hätte euphorisch sein und meinen großen Sieg über den Mann bejubeln müssen, der mein Leben zerstört hatte, doch das tat ich nicht. Emotional empfand ich gar nichts. Ich fühlte mich höchstens ausgelaugt. Leer. Über und über besudelt lag ich auf dem blutigen Boden, litt Höllenqualen und hatte Mühe, zu Atem zu gelangen. Es gab immer noch Arbeit zu erledigen, und ich sollte mich daran machen, aber Mann, war ich müde. Ich konnte nur daran denken, wie schön es wäre, die Augen zu schließen und ein Nickerchen zu halten – ein kurzes Schläfchen, um die Batterien aufzuladen und all meine Probleme eine Viertelstunde zu vergessen.
    Sicher doch. Wem willst du etwas vormachen?
    Ich wusste, schlösse ich jetzt die Augen, wäre alles vorbei. Ich würde nie wieder aufstehen. Das Nächste, was ich sehen würde, wäre der Lauf der Pistole eines der Sicherheitsmänner, der mich wach träte, bevor er mir eine Kugel in den Kopf jagen würde. Ich hatte es nicht so weit geschafft, um nun aufzugeben. Sicher, da Drake und Dr. Marshall inzwischen tot waren, wäre es vielleicht nicht wirklich notwendig gewesen, die Burg in die Luft zu sprengen. Ich hatte die beiden Männer getötet, die die größte Verantwortung für die hier verübten Verbrechen trugen, also konnte ich vielleicht einfach hinüber zur Treppe kriechen, mir die Pistole schnappen, sie mir in den Mund stecken und ein Ende machen. Klang nach keiner üblen Idee.
    Allerdings kam der einfache Weg für mich nicht infrage. Es würde Akten, Laborberichte, Tagebücher, Videoaufzeichnungen und wer weiß was noch für Beweise geben, aus denen hervorginge, dass das, woran Nathan Marshall gearbeitet hatte, tatsächlich funktionierte. Er hatte den Verstand verloren gehabt, war durch seine Besessenheit, seinem Sohn zu helfen, wahnsinnig geworden, doch davon abgesehen, war er wirklich ein brillanter Mann gewesen. Es ließ sich nicht leugnen, dass seine Frankensteinexperimente ein gewaltiger Erfolg gewesen waren. Ich konnte mir nicht einfach eine Kugel in den Kopf jagen und all die Dokumentation herumliegen lassen, auf dass sie ein anderer Wissenschaftler entdecken würde. Die Polizei würde alles an höhere Stellen übergeben, und letztlich würden Wissenschaftler der Regierung über diesen Ort herfallen wie Ameisen über einen Honigtopf. Das war inakzeptabel.
    Sicher, Dr. Marshalls Arbeit hatte das Potenzial, vielen Leuten zu helfen, nur würde es nicht so kommen. Jemand mit Macht würde alles
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