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Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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entweder sehr niedrig gebaut oder hielt sich sehr geduckt, und ich war mir nicht im klaren darüber, ob es unsere ganze Gruppe oder nur mich im besonderen auf dem Kieker hatte. Ich beugte mich zu Humpty und packte ihn am Gürtel oder an der Krawatte, was immer es sein mochte, als er gerade im Begriff war, zur Seite zu plumpsen.
    »Entschuldige«, sagte ich. »Könntest du mir vielleicht sagen, was für ein Geschöpf das ist?«
    Ich deutete in die entsprechende Richtung, und genau in diesem Augenblick trat es hervor - mit vielen Beinen, einem langen Schwanz, dunklen Schuppen, sich schnell und wellenförmig bewegend. Seine Klauen waren rot, und es hob den Schwanz, während es auf uns zustürmte.
    Humptys trübe Augen blickten in die meinen, schweiften weiter.
    »Ich bin nicht hier, Sir«, begann er, »um Ihre zoologische Unwissenheit zu... Mein Gott! Es ist...«
    Es flitzte über die Strecke, die uns von ihm trennte, und näherte sich mit rasender Geschwindigkeit. Würde es bald eine Stelle erreichen, wo es mit seinem Laufen nur noch eine Tretmühle betreiben würde -oder hatte diese Auswirkung nur auf mich zugetroffen, da ich versuchte hatte, diesem Ort zu entkommen?
    Die Segmente seines Körpers schwankten von einer Seite ,zur anderen, es zischte wie ein Schnellkochtopf mit einem Leck, und dampfender Speichel kennzeichnete seine Spur aus dem Phantasiegemälde heraus. Anstatt sich zu verringern, schien seine Schnelligkeit noch zuzunehmen.
    Meine linke Hand schoß ohne mein Zutun vor, und ein Schwall von Worten kam mir ungebeten über die Lippen. Ich sprach sie genau in dem Augenblick aus, als das Geschöpf den Zwischenraum durchquerte, den zu durchstoßen mir zuvor nicht gelungen war; es bäumte sich auf, als es gegen einen unbesetzten Tisch stieß, und zog die Gliedmaßen zusammen, als ob es zum Sprung ansetzte.
    »Ein Bandersnatsch!« rief jemand.
    »Ein frumiöser Bandersnatsch!« korrigierte Humpty.
    Während ich das letzte Wort sprach und die endgültige Geste vollführte, zeigte sich das Bild des Logrus verschwommen vor meiner inneren Sicht. Das dunkle Geschöpf, das soeben seine vorderen Klauen ausgestreckt hatte, zog diese plötzlich zurück, umklammerte damit die obere linke Ecke seines Brustkorbes, verdrehte die Augen, stieß ein leises Stöhnen aus, blies heftig die Luft aus, sackte zusammen, stürzte zu Boden und rollte sich auf den Rücken, wobei die vielen Füße in der Luft zappelten.
    Das Grinsen der Katze erschien über dem Geschöpf. Ihr Mund bewegte sich.
    »Ein toter frumiöser Bandersnatsch«, stellte sie fest.
    Das Grinsen schwebte auf mich zu, und der Rest der Katze erschien darum herum wie ein Nachgedanke.
    »Das war ein Herzstillstandszauber, nicht wahr?« erkundigte sie sich.
    »Ich glaube schon«, sagte ich. »Es geschah irgendwie reflexartig. Ja, jetzt erinnere ich mich. Ich hatte diesen Zauberbann immer noch in petto.«
    »Das habe ich mir doch gedacht«, bemerkte sie. »Ich war mir sicher, daß in dieser Gesellschaft irgend jemand mit magischen Kräften ausgestattet ist.«
    Das Bild des Logrus, das mir während des Erwirkens des Zauberbanns erschienen war, hatte nebenbei dem Zweck gedient, ein kleines Licht im düsteren Hintergrund meines Denkens anzuzünden. Zauberei. Natürlich.
    Ich - Merlin, Sohn des Corwin - bin ein Zauberer mit einer vielfältigen Begabung, wie sie in allen Gegenden, die ich während der vergangenen Jahre bereist habe, äußerst selten anzutreffen ist. Lucas Raynard -auch bekannt als Prinz Rinaldo von Kashfa - ist ebenfalls ein Zauberer, wenn sich sein Stil auch von meinem unterscheidet. Und die Katze, die sich in diesen Dingen anscheinend auskannte, mochte durchaus richtig liegen, wenn sie unsere Situation als das Innere eines Zauberbanns deutete. Ein solcher Ort ist eine der wenigen Umgebungen, wo mir meine Empfindsamkeit und meine Ausbildung hinsichtlich der Aufklärung über die Natur meiner mißlichen Lage wenig Aufschluß geben konnten. Das lag daran, daß meine Fähigkeiten ebenfalls in der Manifestation eingefangen waren und ihren Kräften unterlagen, sofern die Gegebenheiten auch nur im geringsten Maße den Regeln der Logik folgten. Dabei kam mir der Vergleich mit einer Farbenblindheit in den Sinn. Mir fiel einfach keine Möglichkeit ein, wie ich mit Sicherheit erkennen sollte, was sich abspielte, jedenfalls nicht ohne Hilfe von anderer Seite.
    Während ich über diese Dinge nachgrübelte, erschienen die Pferde und Männer des Königs jenseits der
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