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Am Tor zu Atlantis

Am Tor zu Atlantis

Titel: Am Tor zu Atlantis
Autoren: Jason Dark
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die Nerven zu beruhigen, aber sie brauchte es jetzt.
    Wenn sie sich selbst gegenüber ehrlich war, dann musste sie zugeben, dass die innere Unruhe sogar noch zugenommen hatte.
    Ebenso unruhig schaute sich die Staatsanwältin auch um. Wer sie beobachtet hätte, der hätte meinen können, dass hier eine Frau saß, die auf ein bestimmtes Ereignis wartete, das sie selbst nicht als eben besonders freudig bezeichnete.
    Das Lokal füllte sich immer mehr. Auch der Hocker neben ihr wurde besetzt. Der junge Mann arbeitete ebenfalls am Gericht. Sie kannte ihn vom Sehen und nickte zurück, als er sie ebenso begrüßte.
    Dass sie hier keine Ruhe finden würde, damit hatte sie gerechnet. Das hatte sie auch nicht gewollt. Ihr war es mehr um die Ablenkung gegangen. Nun musste sich Purdy eingestehen, dass ihr diese auch nicht so recht gefiel. Sie ging ihr sogar auf die Nerven. Deshalb war es besser, wenn sie zahlte und nach Hause fuhr.
    »Sie wollen uns schon verlassen?« In der Stimme des Keepers schwang ehrliches Bedauern mit.
    »Ja, ich... äh... habe noch zu arbeiten.«
    »Das ist schade. Man sollte sich mal eine Auszeit nehmen.«
    »Später.«
    »Hat mein Vater auch immer gesagt. Bis plötzlich der Sensenmann zuschlug. Herzschlag. Von einem Augenblick auf den anderen. Jetzt dauert seine Auszeit schon über vier Jahre an, und sie wird ewig währen.«
    Purdy Prentiss hob die Schultern. »Man kann es sich nicht aussuchen, denke ich mal.«
    Purdy verließ das Lokal und blieb zunächst dicht vor dem Eingang stehen, um tief Luft zu holen. Der kühlere Wind tat ihr gut. Sie merkte, dass der Stoff des Kostüms doch zu dünn war. Einen Mantel hatte sie nicht mitgenommen. Sie fröstelte.
    Dieses Frösteln war zumindest etwas Reales und Erklärbares. Das konnte man von ihrer inneren Nervosität nicht behaupten. Für sie hatte Purdy keinen Grund gefunden.
    Purdy blickte die Straße entlang.
    Die Gegend war ihr bekannt. Das Gericht lag nicht weit entfernt. Vor sich sah sie eine Straße, die stark befahren war. Rechts und links fuhren die Autos vorbei, hin und wieder erklang mal eine Hupe. Um zur Haltestelle zu gelangen, musste sie die Straße nicht mal überqueren. Sie brauchte sich nur nach rechts zu drehen und loszugehen.
    Die Staatsanwältin tat es nicht. Auch weiterhin blieb sie vor dem Lokal stehen. Ich gehe nicht!, dachte sie. Warum gehe ich nicht? Warum drehe ich mich nicht um und lege den Weg zur Haltestelle zurück?
    Auf diese Fragen fand Purdy keine Antwort. Sie hatte das Gefühl, in ihrem Körper einen Hemmschuh stecken zu haben, der ihren Willen lähmte.
    Dafür gab es keine Erklärung. Es war so einfach, und trotzdem schaffte sie es nicht.
    Stattdessen schaute sie auf die Straße. Sie sah den vorbeifahrenden Autos zu. Nie zuvor hatte sie ihnen ein derartiges Interesse gewidmet. Autos gehören zum Stadtbild, das konnte niemand bestreiten und...
    Etwas passierte. Es geschah mitten auf der Straße, und Purdy spürte einen scharfen Stich, der ihren Kopf durchdrang.
    Zuerst sah sie das helle Schimmern, als wäre plötzlich ein Licht nach unten gefallen. Sie dachte an einen Lichtreflex, der sich irgendwie verirrt hatte.
    Das Schimmern verschwand zwar, aber es ließ etwas zurück. Einen halb nackten, aus zahlreichen Wunden blutenden Mann, der zwei Schritte lang zwischen den heranfahrenden Wagen umhertaumelte und danach wie vom Blitz getroffen zusammenbrach...
    ***
    Ein Chaos kann sich innerhalb weniger Sekunden entwickeln. Hupen schrien auf. Räder radierten kreischend über den Asphalt hinweg, als mehrere Fahrer auf die Bremsen traten.
    Wer nicht schnell genug reagierte, hatte das Nachsehen. Purdy hörte die typischen Geräusche von Auffahrunfällen mit Blechschäden, aber das interessierte sie nicht. Sie hatte nur Augen für den Mann, der bäuchlings auf der Straße lag.
    Und sie spürte noch etwas. Es war einfach eine Wahrheit, die sie erfasst hatte.
    Genau dieser Vorgang hatte etwas mit dem Zustand zu tun, der sie schon seit dem Morgen quälte. Wenn sie sich den Mann vor Augen hielt und daran dachte, wie er hier aufgetaucht war, entbehrte das jeder vernünftigen und logischen Erklärung. Sie wusste, wer sie war und wo sie herkam, und deshalb war ihr bekannt, dass es Vorgänge gab, die man hinnehmen musste, ohne dass man eine Erklärung dafür fand.
    Die Wagen standen. Zumindest in der Nähe des gestolperten Mannes. Purdy reagierte, löste sich von ihrem Platz und wollte auf die Straße. Sie wollte und musste zu diesem Menschen, von
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