Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Titel: Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)
Autoren: Bernhard Hoecker
Vom Netzwerk:
musste ich erst einmal gründlich im Netz recherchieren, um diesen Teil deines Berichts in seiner Gesamtheit zu erfassen. In Wirklichkeit geht es wohl vielmehr um den Schutz der heimischen Fauna vor fiesen Zivilisationskrankheiten wie der Maul- und Klauenseuche. Zeitgemäß reist der gemeine Virus heutzutage offensichtlich lieber mit dem Flugzeug, heimelig eingekuschelt im Profil land- und forstwirtschaftlich kontaminierter Besohlung, anstatt sich in verlottertem Nagegetier auf eine längere Schiffsreise zu begeben.
    Geschafft, alle haben die Pass- und Zollkontrolle hinter sich. Alex mit dem Kamera-Equipment, ich mit den Schuhen und Renate mit mir. Hinter uns her juckeln Jakob und Claudia von der Werbeagentur, die ganz brav und mit einem beständigen Lächeln im Gesicht überall gewartet haben. Vor dem Ausgang treffen wir auf Tommy, unseren Regisseur, der bereits einen Tag zuvor angereist ist. Mit ihm haben wir einen kreativen Mann im Team, der schon große Fernsehproduktionen gemeistert und dieGrößten der Branche vor der Kamera hatte: Chili das Schaf, Briegel der Busch und Bernd das Brot.
    Tommy hatten wir kurz zuvor schon fast abgeschrieben, denn er hätte um ein Haar gar nicht ins Land einreisen dürfen. Diese Schreckensnachricht hatte uns – gepriesen sei der Flughafen-Hotspot – bereits beim Zwischenstopp in Singapur auf den mobilen Endgeräten erreicht:
       Von:   Tommy Krappweis
         An:  Bernhard Hoecker
       [ [email protected] ]
    Gesendet:  Dienstag, 1. November 2011 16:12
    Es ist immens wichtig, dass ihr Jungs und Mädels sehr klar wisst, was ihr in Neuseeland zu tun beabsichtigt. Nicht, damit ihr wisst, was ihr hier tut, sondern damit die Kollegen des hiesigen Bundesgrenzschutzpolizeidingens das wissen.
    Ich habe nämlich mit diesen Kollegen eine laaange Zeit verbracht – einfach nur aufgrund der Tatsache, dass man auf dem Einwanderungszettelchen als Zweck der Einreise »vacation« oder »work« ankreuzen kann.
    Ich habe »vacation« angekreuzt, aber nicht damit gerechnet, dass der Beamte an der Passkontrolle mir die Frage stellen würde: »So, wo geht’s denn für Sie von hier aus hin und was machen Sie dann dort, Thomas?«
    »… hmmmweißnochnichsogenau …«, antwortete ich überrumpelt.
    Angesichts unseres Konzeptes ist das ja auch die Wahrheit, aber er musste das natürlichkomplett anders verstehen. Ab ging’s zum Verhör.
    Erst einmal blieb ich bei der Behauptung, ich sei hier, um »vacation« zu machen. Schließlich wusste ich ja nicht, ob es mein Problem vergrößerte, wenn herauskäme, dass ich unsere Arbeit in Neuseeland verheimlicht hatte. Andererseits konnte ich auch nichts Substanzielles über den launigen »holiday trip« erzählen, den ich mit meinem Kreuzchen bei »vacation« vorgeschoben hatte. Genauso wenig konnte ich eine Urlaubsanschrift nennen, geschweige denn einen Ort, den ich aufzusuchen begehrte, noch was ich mir dort ansehen würde oder was mich überhaupt an Neuseeland interessiert. Wer mich kennt, der weiß, dass mich gar nichts interessiert, weil ich einfach kein neugieriger oder wissbegieriger Mensch bin. Ich will arbeiten und dabei Spaß haben. Alles andere ist mir egal.
    Dann fragte mich der Verhörkollege, wie ich mich eigentlich im Land fortbewegen wolle. Darüber hatte ich mir natürlich keine Gedanken gemacht, weil ich ja nicht wirklich auf Urlaubsreise war.
    Also erzählte ich ihm, dass ich beabsichtige zu fliegen, entweder mit Flugzeug oder Helikopter, und natürlich auch mal mit dem Zug. Spätestens nach dieser Aufzählung angeblich flugfähiger Verkehrsmittel hielt mich der Mann für a) einen Halbidioten, b) einen Lügner oder c) gefährlich. Bin ich alles nicht, wobei ich mir bei a) seit der Befragung nicht mehr so sicher bin. Auf jeden Fall war ich d) müde.
    Und in diesem Zustand begann ich diese bizarre Situation sogar zu genießen. Also nicht wirklich.Aber das Ganze kam mir auf einmal so absurd vor, dass ich lachen musste. Das war jedoch der Situation nicht dienlich. Im Gegenteil. Das brachte den Beamten auf eine weitere Möglichkeit: e) Drogenmissbrauch meinerseits.
    Es war meiner Lage jedenfalls nicht dienlich, dass ich anfing zu lachen, oh nein, ganz im Gegenteil. Denn die einzig stichhaltige Erklärung für mein Verhalten war nun: Drogenmissbrauch.
    Nun ja, die Vacation-Geschichte wurde immer dünner, und so gab ich sie schließlich schweren Herzens auf. Nach einer aufrichtigen Entschuldigung bemühte ich mich dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher