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Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Titel: Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)
Autoren: Bernhard Hoecker
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Plastikgehäuse verkeilt. Deshalb konnten wir den Wagen auch öffnen, ohne einen Knopf zu drücken und uns über das Dü-Düd zu freuen; der Wagen erkennt einen einfach nur durch »Nähe«. Selbst im Besitz eines Wagens, der mit einer solchen Technik ausgerüstet ist, meine ich nur: »Versuch doch mal den Startknopf …«
    »… ja, rechts …«
    »… da steht Start/Stop drauf …«
    »… richtig! Erst die Bremse …«
    »… den Automatikhebel auf P …«
    Na also, geht doch. Nachdem wir glücklich auf der Straße sind, piepst es im Auto. Die Frau am Steuer bittet uns darum, die Gurte anzulegen. Aber hat das Piepsen wirklich mit dem Rücksitz zu tun? Ich gebe zu, in Neuseeland ist alles anders, da ist in unserem Sommer Winter, während unserer Nacht Tag, und die fahren links. Warum sollte da der Gurtwarner nicht auch nur für hinten gelten? Schließlich sind Fahrer und Beifahrer schon angeschnallt. Aber selbst nachdem wir drei uns in laienhaftem Bondage probiert haben, piepst es weiter. »Schnallt euch bitte an!«, wiederholt die Aotearoa-Begriffs- Ignorantin ihre Aufforderung etwas nervös.
    Okay, nachgesehen, Gurtstecker und Gurtsteckplätze neu zugeordnet.
    Pieeep!
    Irgendwann löst sie dann endlich die Handbremse.
    Zu guter Letzt versucht die junge Frau noch, den Wagen einer Versicherungsleistung zuzuführen. Beim Ausparken auf dem Parkplatz des örtlichen Kostümverleihs.
    Als sie rückwärts fährt, wundere ich mich, dass das hinter uns stehende Fahrzeug im Bildschirm, der im Armaturenbrett integriert ist, immer größer wird. Die Rückfahrkamera, eine an sich gute Erfindung, scheint hier allerdings mit einer automatischen Vergrößerung zu arbeiten, die das zu vermeidende Objekt näher ranholt.
    Es dauert eine Sekunde, bis mir klar wird, dass sie einfach nur sehr schnell auf den Wagen zufährt, der hinter uns steht.
    »Stopp!«, rufe ich, und der Sachschaden ist gering.
    Die zwei Versuche, uns nach der Einkaufstour im fließenden Verkehr umzubringen, lasse ich mal weg.
    Etwas mitgenommen treffen wir uns alle später auf einem großen Parkplatz wieder und fahren in Kolonne mit dem Wohnmobil und unserem SUV ins Hotel nach Paihia. Einzige Sehenswürdigkeit, die wir unterwegs ansteuern: eine Raststätten-Toilette. Aber selbst die sind hier schön in die Landschaft eingebettet.

    Wie angenehm, nach 50 Minuten Zug zum Flughafen, 12 Stunden Flugzeug, 4 Stunden Wartehalle, nochmals 9 Stunden Flug und 2 Stunden Autoskooter durch Auckland endlich entspannt mit dem Wohnmobil über die engen kurvigen Straßen Neuseelands zu fahren. Vier Stunden lang. Ich kann es gar nicht mehr deutlich wahrnehmen, denn ich bin zu müde, um meine Augenschnell genug zu fokussieren. Aber der total euphorische Jakob ruft ständig: »Schau mal hier!« und »Da!« und: »Sieht das da nicht toll aus?«

    Nachdem wir uns im Hotel etwas ausgeruht haben, findet
    nur noch ein kurzes Abendessen mit Besprechung des nächsten Tages statt.
    Durch einen Nebel von verzerrter Wahrnehmung dringen lediglich Satzfetzen in mein Bewusstsein.
    »… Sonne und Wind, das passt …«
    »… den Hubschrauber schräg über den Strand …«
    »… kriegt der nicht hin …«
    »… erklärst du ihm das …?«
    Ich habe keinen Hunger. Immerhin verweigert mein Körper des Nächtens und insbesondere morgens die Nahrungsaufnahme. Und da ihm keiner mitgeteilt hat, dass es bereits Abend ist, wähnt sich der Metabolismus durch den Jetlag noch am Vormittag. So schaffe ich noch nicht einmal einen halben Salat, finde schnell den Weg ins Hotelzimmer und kippe einfach ins Bett.
    Oh, welch Ungemach dir doch widerfuhr! Während ich, herbstlich gestimmt, tagelang durch tiefe und triste Pfützen zwischen Supermarkt und Schreibtisch pendelte, blieb dir nur diese physisch und psychisch extrem fordernde Reiserei. Einen ganzen Tag lang musstest du dich in der Business Class einer der nettesten Airlines verlustieren und vermutlich in diversen VIP-Lounges der Flughäfen herumlümmeln. Dann durftest du es dir auf der Rückbank eines großzügig bemessenen Reisegefährts bequem machen und, gegen die Ermattung ankämpfend, aus dem Fenster die großartige Landschaft der traumhaften Inselwelt begutachten. Sei dir meines Mitgefühls gewiss! Falls du dein Leben ändern möchtest, ich kann ja schon mal eine Anzeige aufgeben: »Erfolgsmüder Comedian und Globetrotter sucht neues Betätigungsfeld, vornehmlich von zu Hause.«

2 | N INETY M ILE B EACH
    »30 Handtücher zu viel«
    ndlich ein Tag,
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