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Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Titel: Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)
Autoren: Bernhard Hoecker
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ich meinen Bericht schließen, denn die Maori haben es auf einzigartige Weise geschafft, den Eindruck, den dieses Land in jedem Besucher hinterlässt, in Bilder und Geschichten zu verpacken.
    Einst lebte hier Manata, die Tochter eines Maori-Häuptlings. Sie liebte Matakauri von ganzem Herzen, aber wie wir das auch von Rapunzel kennen, war es ihr verboten.
    Eines Nachts wurde Manata von Matau entführt. Das war kein politischer Extremist, der Gesinnungsgenossen freipressen wollte, sondern ein wilder, gigantischer Riese. Irgendwie sind ja alle Herrscher gleich, und so versprach Manatas Vater, dass seine Tochter jedem zur Frau gegeben werden solle, der sie aus den Händen dieses Monstrums befreie. Was für ein Angebot! Vor allem für die Tochter! Nachher hat der Typ einen Schnauzbart oder Mundgeruch, und die gute Manata wäre doch lieber bei dem Riesen geblieben …
    Aber alles wurde gut: Matakauri schlich sich im Schutz der Dunkelheit in die Höhle Mataus und stibitzte die wahrscheinlich noch jungfräuliche Häuptlingstochter. Ich denke jedenfalls mal, sie war Jungfrau, weil sie das immer sind, die hilflosen Frauen, die erst entführt und dann gerettet werden müssen.
    Jetzt hätte er sich mit seiner Braut einfach verpieseln können, aber Matakauri war wohl doch so richtig sauer auf den Herrn mit Schuhgröße 356, der seine Geliebte einfach so mitgenommen hatte. Und er schlich sich ein weiteres Mal zu ihm ins Lager. Da lag er, der lagernde Riese, zwei Mal gekrümmt, wie sich das gehört, wenn man sich so richtig gemütlich einkuscheln will. Die Knie in Queenstown deponiert, den Kopf auf Glenorchy gebettet und seine Käselatschen in Kingston abgelegt.
    Matakauri zündete ihn kurzerhand an. Kann man ja mal machen. Is ja warm, auch wenn’s etwas stinkt.
    Der gut gebaute Mann brannte, und es entwickelte sich eine solche Hitze, dass sich der glühende Körper des Ungetüms tief ins Erdreich hineinschmolz und ein Tal entstand. Das Feuer war so intensiv, dass der Schnee und das Eis der umliegenden Berge zu schmelzen begannen und sich ein See bildete. Und so bedeutet Wakatipu auch in etwa »Loch des Riesen des Gebirges«.
    Da man aber das Herz eines Riesen nicht verbrennen kann, schlägt es weiter. Und so hebt und senkt sich der See alle fünf Minuten.
    Schöne Geschichte, wie gesagt.
    Für mich heißt es jetzt nur noch: zum Flughafen.
    Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Abschied von einem Land, das ich zwar nur kurz besuchte, das mir aber doch so viel zeigen konnte. Ich denke bestimmt noch lange an die Wellen, die an die Küste der Südinseln schlagen, an den Wind, der durch die alten Bäume weht, das Wasser, das leise unter den Booten plätschert.
    Ein ganze Weile bin ich jetzt deinem Weg gefolgt und habe mit Genuss dieses wundervolle Land durch deine Brille betrachtet. Ich werde nun langsam meinen Schreibtisch aufräumen und all die Bücher und Artikel – meine analogen Hyperlinks zu deinen Erlebnissen – in irgendwelche Ecken stopfen, um wieder Platz für Neues zu bekommen. Die reine Schreibtisch-Ethnologie liegt mir nicht, und so hoffe ich, beim nächsten Abenteuer wieder mit dir ins Feld ziehen zu können.
    Ich möchte aber von vornherein klarstellen, dass ich niemals vorhabe, von einer 192 Meter hohen Plattform zu hüpfen, so wie du in Auckland. Die Schwefelpampe von Hell’s Gate schaue ich mir auch lieber von außen an, und ich werde mir auch nicht erlauben, eine Hubschrauberladung voller Handtücher aus dem Hotel zu mopsen, um damit meinen Namen in den Sand zu legen. Zu gerne möchte ich allerdings einen Kauri-Baum berühren, die Sounds mit den Füßen oder einem Boot erkunden und Maori kennenlernen, um ihre Kultur, ihre Vergangenheit und Gegenwart ein Stück weit besser begreifen zu können.

    Nach einem kurzen Umsteigestop in Christchurch geht es wieder nach Hause. Doch mein Herz schlägt weiter für dieses Land, und wenn es für etwas schlägt, will es dahin zurück. Irgendwann komme ich wieder, mit Zeit, Muße und einem besseren Mückenspray.

»Und es wurde mir der schönste Lohn
für alle Mühen und Gefahren: die gesunde Heimkehr.«
    Herzog zu Mecklenburg, Vom Kongo zum Niger und Nil, 1912

Danksagung
    Ich danke – oder sage »Ka Pa«
    So ein Projekt ist natürlich unmöglich zu realisieren, wenn einem nicht so viele Menschen helfen würden.
    Da ist zuallererst meiner Agentur 7 Punkt 7 zu danken. Das sind Fritz Ebeling, der während der Reise die Stellung gehalten hat und der zeitzonenüberlappender
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