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Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Titel: Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)
Autoren: Bernhard Hoecker
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mich die Perücke. Von wie vielen Schauspielern die schon getragen worden ist, will ich gar nicht wissen, spüre es aber schon kribbeln.
    Dann geht es los. Zunächst positionieren wir mich auf einem armseligen Holzstamm. Hier stellen wir die Gandalf-Szene auf der Brücke von Khazad-dûm im Reich von Moria nach. Während dort allerdings gigantische Felswände nach oben und unten im Dunkeln verschwanden, um die unfassbare Größe der Höhle zu zeigen, und Gandalf Glamdrin, sein Schwert, in der einen und seinen Stab in der anderen Hand in den Stein trieb, stecke ich eine billige Kopie von »Stich«, Frodos Dolch, mit den markerschütterndenWorten »Du kommst hier nicht vorbei!« in die bereits tote Rinde. Und dann startet Tommy einen Versuch, sich in das Video zu drängen.

    Er tritt hinzu und winkt mich aus dem Bild. Das ist so auch abgesprochen. Mehr nicht. Aber er gibt sich selbst Text, und wie ich ihn kenne, wird er den dann später lauter drehen als meine Stimme, Hall drauflegen und Blitz und Donner erschallen lassen.
    Er sagt den Satz: »bernhard kommst du?«
    Grandios gespielt.
    Dann beginnt die eigentliche Szene: Ich treffe auf einen Schauspieler, der einen Nazgul spielt.
    Während ich mit dem verhüllten Kollegen spreche und so Sätze sage wie: »Hallo, wie geht’s?«, taucht ein Schauspieler auf, der zu Tommy sagt: »Hallo, ich spiele den Nazgul.«
    Nun ist klar, ich rede mit einem echten.
    Jetzt muss ich fliehen.

    Erst renne ich durch den Wald, springe über einen Abgrund. Ich sprinte auf ein Pferd zu, mit dem ich dann im gestreckten Galopp … also gemäßigtem Trab weiterreite. Dann springe ich ab, renne zu einer Harley Davidson nebst Fahrer, einem Rocker in Lederkluft, und will meine Flucht auf dem Rücksitz der Maschine fortsetzen.
    Dabei gibt es einen »politischen« Konflikt. Probleme mit dem Staat und seinem Rechtssystem: Ich will eigentlich aufs Motorrad springen, und dann soll es losgehen. Aber so einfach ist das natürlich nicht. Was wir machen, ist eine »Governmental Campaign«, das heißt, wir sind imAuftrag der Regierung unterwegs. Und da geht alles, aber nicht, ohne Helm Motorrad zu fahren …
    Also spielen der Rocker und ich kurzerhand, dass ich erst einen Helm aufsetzen muss, bevor die Flucht beginnen kann.

    Die Fahrt führt uns quer durch die Ebene Rohans bis nach Queenstown.
    Na klar. Durch die Ebene von Rohan. Für alle Nicht-HdR-Enthusiasten (wie mich): Das ist quasi die Lüneburger Heide von Mittelerde. Also politisch gesehen. Vielleicht eine Art Schleswig-Holstein. Nur eins mit Bergen, Festungen, Zwergen und all dem anderen Gesocks.
    Von außen betrachtet ist das schon alles sehr … skurril:
    Ein gelockt-perückter Mensch in Mittelalterklamotten auf einem Motorrad, der eine Weile am gigantischen Lake Wakatipu entlangfährt. Verfolgt von einem … Nazgul. Mit Schwert.
    Tommy hat es tatsächlich geschafft, einen der zwei Harley-Fahrer, die uns als Drehhilfe zur Verfügung stehen, dazu zu überreden, sich komplett in eine schwarze Montur zu werfen und mit einem Schwert in der Hand quer durch den Süden Neuseelands zu brettern.

    Aber der Typ ist einfach cool, muss man sagen. Als ich ihn kennenlernte, dachte ich noch, dass er so ein richtiger Rocker sei, dergerade mal zehn Worte fehlerfrei von sich geben könne. Dann wartete er aber auf einmal mit komplizierten Sprachelementen auf. Und aus mehrfach verschachtelten Nebensätzen wurde ein Gespräch. Wahrscheinlich hatte er angenommen, dass ich so ein richtiger deutscher Comedian sei, der gerade mal zehn Worte fehlerfrei von sich geben könne. Dann wartete ich aber auf einmal mit komplizierten Sprachelementen auf. Und aus mehrfach verschachtelten Nebensätzen wurde ein Gespräch.
    Schon während der Fahrt auf dem Motorrad fällt mir dann auf, dass er mir mit dem Kopf und den Händen Regieanweisungen gibt. Er signalisiert mir so was wie »Lehn dich nach links«, »Mach einen ängstlicheren Eindruck«.
    Was er andeutet, setze ich sofort in die Tat um. Immerhin habe ich ein ungeheures Interesse daran, dass er das Lenkrad wieder fest im Griff hat.
    Wenig später beruhigt sich die Verfolgungsjagd laut Drehplan ein wenig. Ich soll dankbar absteigen, dann meinen Verfolger sehen, wieder aufspringen, und es geht weiter. Mein Biker gibt seinem Kumpel, der als Nazgul verkleidet hinter uns herfährt, ab und an durch, wann er wo vorbeizufahren hat. Auch korrigiert er wiederholt meine Blickrichtung. Woher weiß er das alles? Er ist doch Komparse?
    Als
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