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Am Samstag aß der Rabbi nichts

Am Samstag aß der Rabbi nichts

Titel: Am Samstag aß der Rabbi nichts
Autoren: Harry Kemelman
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Goralsky.»
    «Das sagt auch Mrs. Hirsh.»
    «Vielleicht haben sie miteinander telefoniert – was weiß ich?»
    «Ja, eben – was weißt du? Das sind doch alles nur
Vermutungen!»
    «Schön – halten wir uns an die Tatsachen: Die beiden waren
Partner. Goralsky drängt Hirsh aus der Firma und baut sie mit einer Erfindung
seines Expartners zum milliardenschweren Konzern aus … Das wäre zumindest ein
Tatmotiv.»
    «Moment mal – du bist im Begriff, nachzuweisen, warum Hirsh
den Goralsky umgebracht hat!»
    «So? Was weißt du denn, wie die beiden tatsächlich
miteinander gestanden haben? Sieh mal: Sie hatten seinerzeit Krach, als sie
noch Partner waren – stimmt’s?»
    «Stimmt.»
    «Und zwanzig Jahre später will Hirsh eine Empfehlung von
Goralsky, um einen Posten bei Goddard zu kriegen. Goralsky gibt ihm nicht nur
die besten Referenzen; er rammt ihn den Leuten bei Goddard geradezu in den Hals
…»
    «Stimmt auch.»
    «Und nachdem er ihm so die Stelle verschafft hat, weigert er
sich, Hirsh zu sehen – Mensch, da stimmt doch was nicht! Wenn der Krach damals
so wuchtig war, dass Goralsky dem Hirsh nach zwanzig Jahren nicht begegnen
will, warum empfiehlt er ihn dann? Oder andersrum: Wenn er sich so viel Mühe
gibt wegen Hirsh, warum weigert er sich dann, ihn zu sehen? Das kann doch nur
eines bedeuten …»
    Jennings stieß einen Pfiff aus. «Du meinst …»
    «Ja: Erpressung! Und wenn du’s unter diesem Gesichtspunkt
betrachtest – ist es nicht recht sonderbar, dass ausgerechnet Hirsh bei dieser
Fusion Sand ins Getriebe gebracht hat?»
    «Klar!» Jennings schlug auf den Tisch. «Das wäre allerdings
für Goralsky ein Grund, ihn um die Ecke zu bringen!»
    «Nein, wart mal …» Lanigan überlegte. «Nein, das ist nicht
überzeugend. Es reicht eigentlich nicht für einen Mord, finde ich. Außerdem ist
die Fusion ja noch gar nicht endgültig geplatzt. Und nachdem Hirsh ohnehin
rausgeschmissen werden sollte … Ich meine, er hätte dann ja keinen Schaden mehr
anrichten können.»
    «Das ist es ja gerade, Hugh!» Jennings war ganz aufgeregt.
«Was du selber die ganze Zeit sagst: Es ist die Art von Mord, zu dem man kein
ausgeprägtes Motiv braucht.»
    «Jaaa …» Lanigan nickte. Dann sagte er: «Er ist auch mein Lieblingskandidat.»
    «Goralsky? Wieso – kennst du ihn denn?»
    «Nein.»
    «Ja, aber …»
    «Ich bin auch nur ein Mensch. Alle reden sie auf mich ein, ich
soll die Finger von Goralsky lassen. Erst der Rabbi, dann Alf Braddock – das
war schon eine handfeste Drohung, was Braddock gesagt hat. Und jetzt will ich’s
denen mal zeigen … Wenn wir Recht haben mit unserer Theorie – denen würde ich’s
mit Wonne unter die Nase reiben.»
    «Na, dann nehmen wir ihn doch fest.»
    Lanigan schüttelte den Kopf. «Er hat ein Alibi. Sein Vater und
die Haushälterin würden Stein und Bein schwören, dass er den ganzen Abend zu
Hause war.»
    «Wir haben schon ganz andere Alibis kleingekriegt. Los, wir
holen ihn!»
    «Du hast gut reden. Wenn’s schief geht, bin ich dran.»
    Der Diensthabende steckte den Kopf durch die Tür: «Ein gewisser
Marvin Brown will Sie sprechen, Chef. Will eine Aussage machen, sagt er.»
     
    Lanigan ordnete die frisch getippten Seiten. «Wer ist Ihr
Anwalt, Mr. Brown?»
    «Oscar Kahn – von Kahn, Kahn, Channing und Spirofsky. Warum?»
    «Das ist eine ernste Angelegenheit. Es handelt sich um
einen Mordfall, und ich möchte, dass alles korrekt vor sich geht. Sie werden
das unterschreiben müssen – das hab ich Ihnen vorher gesagt. Vielleicht sollte
es Ihr Anwalt durchsehen, bevor Sie unterschreiben.»
    «Das kapier ich nicht», sagte Marvin Brown; er gab sich Mühe,
selbstsicher und ruhig zu erscheinen. «Erst fallen Ihre Leute im Büro über mich
her und quetschen mich aus wie eine Zitrone; sie machen kein Hehl daraus, dass
sie von der Polizei sind, und ich denke mir, die kommen noch öfters, womöglich
auch in meine Wohnung, um meine Frau auszufragen … Na, sag ich mir, spar ihnen
die Mühe; geh hin und mach deine Aussage … Und jetzt erzählen Sie mir, ich brauch
einen Anwalt?»
    «Ich will nicht, dass Sie hinterher sagen, wir hätten Sie überfahren,
Mr. Brown. Ich gebe Ihnen nur einen Rat …»
    Es klopfte.
    «Herein!», brüllte Lanigan.
    Sergeant Whitaker öffnete die Tür. «Kann ich Sie einen Moment
sprechen, Chef?»
     

34
     
    Der Rabbi sah den Wagen über den Parkplatz fahren und vor
der Synagogentür anhalten. Ein livrierter Chauffeur riss den Schlag auf und
half dem alten
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