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Am Samstag aß der Rabbi nichts

Am Samstag aß der Rabbi nichts

Titel: Am Samstag aß der Rabbi nichts
Autoren: Harry Kemelman
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Aufgabe, Verbrechen
aufzuspüren; ich führ meine Untersuchung durch, und dann mach ich meinen
Bericht … Gestern hab ich mit der Direktion gesprochen. Sie finden, dass der
Tatbestand ausreicht, um der Witwe die Zahlung zu verweigern. Wenn es sich
herausstellt, dass sie schuldig ist, bekommt sie ohnehin nichts. Falls keine
anderen Begünstigten da sind, fällt der ganze Betrag an den Staat … Natürlich, wenn
Sie einen anderen Täter finden, zahlen wir anstandslos aus.»
    «Und wenn wir keinen anderen Täter auftreiben, sitzt ihr weiter
auf dem Geld und sagt der Witwe, na los, verklag uns doch … Aber wehe, sie tut’s
– dann tretet ihr den ganzen Stadtklatsch breit; und selbst wenn sie den
Prozess gewinnt, nimmt kein Hund in Barnard’s Crossing mehr ein Stück Brot von
ihr.»
    «Nein, Hugh», warf Jennings ein, «sie drohen ihr bloß
damit. Und dann bieten sie ihr zehn Cent pro Dollar als Abfindung an.»
    «Das ist normales Geschäftsverfahren», erklärte Beam.
    «Als Nächstes werden Sie wohl nach South Bend fahren und
dort auch rumschnüffeln, was?»
    «Ach, ihr Polizisten habt ganz einfach was gegen
Privatdetektive», philosophierte Beam. «Und Versicherungsgesellschaften hat
sowieso jeder auf der Latte … Aber ich bin nicht zum Streiten hergekommen.
Ich wollte nur auf Wiedersehen sagen. Sie haben mich zurückgerufen.»
    «Wiedersehn.» Lanigan blickte Beam mürrisch nach, als er
das Zimmer verließ.
    «Was hältst du von ihm?», fragte Jennings.
    «Der würde seine eigene Großmutter verkaufen, wenn seine
Gesellschaft was davon hätte.»
    «Jetzt stehen wir schön da. Die Witwe muss praktisch
beweisen, dass sie unschuldig ist.»
    «Hm, hm. Und das kann sie nur, wenn wir den Schuldigen finden.
Und vorläufig haben wir nichts in der Hand.»
    «Also, ich tippe immer noch auf Dodge … Ist doch schon sehr
seltsam, dass er unmittelbar nach Fred Stahls Artikel verduftet ist. Seine
Wirtin sagt, er wollte erst am Wochenende abreisen.»
    «Das kann ein Zufall sein. Außerdem, Dodge liest bestimmt
nicht Stahls Klatschspalte.»
    «Und warum ist er seither verschollen?»
    «Wahrscheinlich rennt er von einer Versammlung zur anderen,
damit sie ihn nicht einlochen. Als Demonstranten, meine ich. Und die Polizei – Gott,
wahrscheinlich würden sie uns in diesem Fall liebend gern den Gefallen tun,
bloß um ihn abschieben zu können. Aber wenn gerade Demonstrationen sind, haben
sie sicher größere Sorgen.»
    «Ein Kerl wie Dodge …», grübelte Jennings. «Ein großer, gut
aussehender Bursche … So einer muss doch leicht zu finden sein.»
    «Na und? Ich meine, und wenn sie ihn finden – was willst du
dann mit ihm anfangen? Wir können ihm nichts nachweisen.»
    «Abwarten! Immerhin, Gelegenheit zur Tat hat er gehabt. Er
spaziert jeden Abend um diese Zeit dort vorbei. Außerdem kennt er Mrs. Hirsh
von früher; sie ist eine hübsche Frau, er ist ledig und in ihrem Alter, im
Gegensatz zu Hirsh …»
    «Ja, ja – ich weiß. Alles zugegeben. Ich hab ja nicht
gesagt, er ist nicht tatverdächtig. Aber einstweilen haben wir nichts gegen ihn
in der Hand. Wir müssen warten, bis ihn die Kollegen in Alabama finden. Wenn
wir ihn erst beim Wickel haben, können wir ihn durch den Wolf drehen. Aber ich
kann doch nicht einfach die Beine auf den Tisch legen und hoffen, dass er eines
Tages wieder auftaucht!»
    «Jaaa … Und dieser Marvin Brown?»
    «Gegen den haben wir auch nichts in der Hand.»
    «Außer, dass er sich bei seiner Vernehmung angestellt hat wie
eine Jungfrau in der Hochzeitsnacht. Nichts war aus ihm rauszukriegen. Alibi
hat er auch keins, und obendrein weigert er sich, dem Rabbi zu sagen, warum er
die Synagoge früher verließ.»
    «Stimmt alles. Und was glaubst du, was mir der District Attorney
erzählt, wenn ich ihm damit komme?»
    «Also gut – weiter: Wie wär’s mit Goralsky?»
    «Goralsky, ja … Der interessiert mich schon eher.»
    «Wieso eigentlich? Dem kannst du auch nicht viel mehr nachweisen.»
    «Nein? Und was sagst du dazu?» Er zählte an den Fingern auf:
«Erstens war er nicht in der Synagoge. Zweitens wollte er Hirsh unbedingt aus
dem Friedhof draußen haben. Drittens kannte er Hirsh noch von früher – als
Einziger in Barnard’s Crossing. Viertens waren sie Geschäftspartner, und
Goralsky ist durch Hirsh ein reicher Mann geworden, ohne dass Hirsh was davon
gehabt hätte. Und schließlich verschafft ihm Goralsky die Stelle bei Goddard.»
    «Ja, aber sie sind sich nie mehr begegnet.»
    «Sagt
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