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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht
Autoren: Jon Ewo
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wird wieder ein Teil davon.
    Ich dagegen   …

10.   DAS WÜRSTCHEN BUD
    Ich bin nicht gut im Abschiednehmen. Ich bin sogar richtig schlecht darin. Und das erst recht, wenn Selma wegfährt. Das zieht und zerrt in meiner Brust. Und da sowieso alle nur beschäftigt sind mit Tanzen-Malen-Herumalbern-Trinken, wird Ein Mann Mit Einem Plan zu einem Kleinen Schatten Von Einem Würstchen, das sich in seine Kellerwohnung schleicht.
    Das Würstchen Bud verschwindet wie der Tau. Wie das Meer bei Ebbe. Wie der Schnee im Frühling. Bud existiert so gut wie gar nicht mehr. Er verschwindet einfach in seinem Zimmer, setzt sich in seinen Schrank, wo es dunkel, traurig und still ist.
    Ebenso dunkel, traurig und still wie in mir. Auf der Innenseite meiner Haut.
    Mir bleiben ganz genau drei Minuten, bevor es an die Tür klopft.
    Ich verdrehe die Augen und frage: »Ja, Jerry?«
    »Komm da raus«, sagt er. »Du kannst doch nicht dadrinnen hocken, während draußen ein großes Fest steigt. Von dem man eigentlich nur träumen kann & du auch noch derjenige bist, der das alles in Gang gesetzt hat.«
    Ich öffne die Tür einen Spalt weit. »Oh doch«, erwidere ich.
    »Was ist denn nun wieder los?«, fragt er. »Ist es, weil Selma weggefahren ist?«
    »Nein   … äh   … doch, schon«, antworte ich.
    »Hat das mit dem Feuer zu tun?«, fragt er.
    Die Sekunden trippeln durch Raum und Zeit. Ichstarre ihn verwundert an. Schließlich bleibt die Zeit stehen und es platzt aus mir heraus: »Woher weißt du denn von dem Feuer?«
    »Ich weiß alles«, antwortet er geheimnisvoll und tippt sich an die Stirn.
    Aber das sollte er eigentlich nicht wissen. Er sollte gar nichts davon wissen. Das ist etwas, von dem nur ganz wenige etwas wissen. Der Schulleiter, die Polizei, meine Eltern und Selma. Vielleicht hat Selma ja gequatscht.
    »Hat Selma gequatscht?«, frage ich.
    »Selma?« Er guckt mich verwundert an. »Du solltest nun wirklich wissen, was für einen unglaublich treuen Kumpel du in ihr hast, Bud. Ich habe sie gründlich in dieser Sache verhört, aber sie hat sich geweigert, irgendetwas davon zu erzählen.«
    »Haben meine Eltern gequatscht?«, frage ich, auch wenn ich es mir selbst kaum vorstellen kann.
    »Die?« Jerry schüttelt nur den Kopf.
    »Dann kapier ich gar nichts mehr«, sage ich.
    »Denk nicht weiter darüber nach«, erklärt er. »Vertrau mir einfach! Ich weiß alles. Aber vielleicht solltest du langsam deinen Bericht an Starbokk fertig schreiben?«
    »Du hast meinen Computer geknackt, du gemeiner Kerl!«, zische ich.
    »Ich weiß nicht nur alles, ich kann auch alles!«, antwortet er souverän und überlegen. »Nun   … wie wäre es, ihn endlich fertig zu schreiben? Na? Ich verspreche dir   – du wirst dich hinterher viel besser fühlen.«
    »Ich   … äh   … schaffe es nicht«, antworte ich schweren Herzens. »Das verstehst du nicht.«
    »Vergiss nicht, dass ich alles weiß«, erwidert er wie ein echter Guru und weiser Mann. »Also? Wirst du schreiben?«
    »Nein   …«, antworte ich und will gar nichts.
    »Du diktierst, ich schreibe«, sagt er und schaltet den Computer ein.
    »Nein   …«, antworte ich erneut und will die Schranktür zuziehen.
    »Ich gehe erst, wenn das erledigt ist«, erklärt er. »Und einen manischen Jerry noch länger hier zu haben   … das ist doch sicher nicht gerade dein Wunschtraum, oder?«
    »Mein Gott   …«, seufze ich und öffne die Tür.
    »War das ein Ja?« Er grinst.

11.   BUDS SIEBTER BRIEF AN STARBOKK
    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Betreff: Siebter Bericht
     
    Kann man sich so weit verrennen, dass man nicht mehr weiß, was noch sinnvoll ist? Oder erkennt, was dumm ist? Ich glaube, nach dieser Sportshow bin ich verrückt geworden.
    Mir kam es ja vor, als hätte ich gewonnen, als Valen den Platz verließ und ich noch dort stand. Aber dort am Absprungstrich, da hatte ich das Gefühl, als würde der blödeweiß gestrichene Bock mich auslachen. Mir wurde klar, dass ich trotz allem verloren hatte.
    Ich wurde wahnsinnig und fürchtete, diesen Höllenbock nie in meinem Leben wieder loszuwerden.
    Obwohl es doch einer meiner allerletzten Tage auf der Schule von Tipling war. Und ich niemals wieder die Sporthalle würde betreten müssen. Trotzdem wurde ich fast verrückt und lebte in dem Wahn, dass der Bock auch in der nächsten Schule, die ich besuchen sollte, stehen würde. Und in der übernächsten. Und er würde ganz hinten in der
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