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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht
Autoren: Jon Ewo
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ausgerechnet ich dazu verdammt bin, von einem Asteroiden aus dem Weltraum getroffen zu werden.
    Dieses Gefühl, verurteilt zu sein, verdammt, verloren, ohne Chance auf das Siegerlos und auf dem Weg nach unten, während die Fallschirme zerreißen, das habe ich seit dem Abend nach dem Feuer auf dem Sportplatz hinter der Schule.
    Und die E-Mail , die ich heute Morgen erhalten habe, bestärkt dies nur. Sie kam von Herman Starbokk und fühlte sich an wie eine erste Vorwarnung, dass ein Riesenkomet auf dem Weg ist, sich durch meine Pupillen und meinen Sehnerv durchzuschlagen, um in meinem Gehirn zu explodieren. Das liegt an den knochentrockenen, grausamen Sätzen, mit denen die E-Mail endet: »…   und ich kann immer noch nicht behaupten,dass ich eine Erklärung von Dir erhalten hätte über das, was in der Nacht, als es brannte, passiert ist, so, wie wir es verabredet hatten. Ich erinnere daran, dass die Frist, mir besagten Bericht abzuliefern, entweder per Brief oder per E-Mail , in genau sieben Tagen abläuft, spätestens aber am kommenden Sonntag. Wenn ich bis dahin nichts von Dir gehört habe, dann geht Dein Platz in der weiterführenden Schule von Tipling, Kfz-Mechanikerausbildung, automatisch an den Ersten auf der Warteliste. Mit freundlichen Grüßen H.   Starbokk, Schulpsychologe.«
    Niemand versteht, was daran so grausam ist. Man braucht sich doch nur an einen Computer zu setzen, alles einzutippen und auf den »Senden«-Knopf zu drücken.
    Aber ich habe keine Lust dazu, will es nicht, schaffe es nicht, bin nicht in der Lage, wieder an das zu denken, was dazu geführt hat, dass ich hinter der Schule von Tipling ein Feuer entzündet habe. Das ist einfach zu traurig und zu blöd.
    Meine Eltern glauben, ich hätte mit Starbokk alles geregelt. Aber ich habe sie angelogen.
    Selma glaubt, ich hätte es geregelt. Ich habe auch sie angelogen.
    Jetzt ist schon Montag und die Zeit rennt nur so davon. Mittlerweile bin ich mir absolut sicher, dass es sich nur noch um Tage oder Stunden handeln kann, bis der Komet mich mittschiffs treffen und meine Schute auf den moddrigen, finsteren Meeresgrund versenken wird.
    Nach dem Lesen der E-Mail war mein erster Gedanke,dass ich mich jetzt zusammenreißen und an Starbokk schreiben muss. Doch nur eine Sekunde später fiel mir ein, dass ich ja gar keine Zeit habe. Denn eine weitere Naturkatastrophe ist auf dem Weg hierher.
    Mein Cousin, Jerry, wird in Kürze hier eintreffen und er bleibt eine ganze Woche.
    Was bedeutet, dass ich meinen Bericht in der Zeit schreiben muss, in der er hier ist. Sofern ich Kfz-Mechaniker werden und vielleicht einen Job in der Werkstatt meines Onkels kriegen will, bei dem ich bis jetzt nur zur Aushilfe arbeite. Das Problem ist nur, dass ein Besuch von Jerry einem Erdbeben und einem Vulkanausbruch in einem gleichkommt, was ganz klar und sehr effektiv meine Pläne durchkreuzen wird, irgendetwas anderes zu tun, als ihm bei den 122   Abenteuern und Chaossituationen beizustehen, in die er uns verwickeln wird. Ich werde keine Zeit für etwas anderes haben. Also kann ich alles andere auf dieser Welt auch einfach gleich vergessen.
    Das ist im Großen und Ganzen der Stand der Dinge. Ich versuche zu frühstücken, schicke aber lieber schnell eine SMS an Selma und latsche hinunter zum Unterstand an der Bushaltestelle, um dort mit ihr zusammenzusitzen und zu vergessen, dass die Welt bald untergehen wird.

1.   NERVENWRACK
    »Mit 99%iger Wahrscheinlichkeit wird diese Woche katastrophal enden«, vertraue ich ihr zehn Minuten später mit finsterer Miene an.
    »Du bist so negativ, Bud Martin«, antwortet Selma mit ihrer tiefen, heiseren Stimme, die mich immer an eine Bluessängerin erinnert. »Dann gibt es doch immer noch 1   % Hoffnung, dass alles gut geht.«
    »Du kennst meinen Cousin nicht«, antworte ich und schiebe mir mit schmatzendem Geräusch eine dicke Schokogeleebanane in den Mund.
    »Doch, das tue ich«, antwortet sie. »Jerry ist ein süßer Typ. Und ein hoffnungsloser Typ. Und total verrückt. Ist es jetzt der fünfte Sommer, dass er zu Besuch hierherkommt?«
    »Nein, es ist der sechste. Und es wird zum sechsten Mal in einem hoffnungslosen Desaster enden, in dem er mich sitzen lässt. Und dieses Mal wird es schlimmer als je zuvor   …« Meine Stimme nähert sich der Fistellage. Aber ich verrate nicht, warum ich plötzlich der Meinung bin, dass es dieses Jahr noch so viel schlimmer sein wird, wenn Jerry kommt.
    »BUD!«, sagt sie streng, denn sie glaubt,
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