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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht
Autoren: Jon Ewo
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dass ich gleich hyperventilieren werde. (Ich habe das bisher erst zweimal gemacht, aber Selma glaubt, dass ich es die ganze Zeit tue.) »Wie stehen die Chancen, dass es so schlimm wird, wie   … wie es möglicherweise   … schon mal war?«
    »Die Chancen stehen grottenschlecht«, antworte ich und strecke die Hand nach einer weiteren Geleebananeaus. Ziehe sie aber schnell wieder ein, weil Selma mir brutal auf die Finger haut.
    »Stopp!« Sie starrt mich ernst an. »Die letzte gehört mir.«
    »Und ich?«, erwidere ich ebenso ernst. »Ich bin ja schon ein Wrack, bevor Jerry überhaupt hier ist.«
    »Du hast schon eine zu viel gegessen, Dickerchen«, antwortet sie, stopft sich die letzte in den Mund und grinst mit schokoladenbraunen Zähnen. »Aber zum Trost kannst du ja einen von deinen Zappasongs spielen. Da ist bestimmt einer dabei, der zu einer Situation wie dieser passt.«
    »Ich bin verdammt«, seufze ich.
    »Hehehe«, kichert sie.
    »Du hast gut lachen«, murmele ich verbittert. »Aber ich werde sterben.«

2.   BUSSE KOMMEN UND GEHEN
    Wir sitzen in dem Wartehäuschen, an dem der Bus hält, der zwischen Angler und Dorg hin- und herfährt. Wir, das sind Selma Mardou und Bud Martin, Nachbarn in einem kleinen Kaff, das Tipling heißt. So ein Ort, der entstanden ist, weil irgendwann einmal zwei Männer mit einer Motorsäge hier strandeten. Und da sie nichts anderes zu tun hatten, während sie darauf warteten, gerettet zu werden, fingen sie an, Bäume zu fällen. Und als endlich ein paar Leute kamen, die nach den beiden suchten, hatten die zwei bereits einige Häuser gebaut. In die zog die Rettungsmannschaftein. Und sie sägten und bauten weiter, alle zusammen. So wurde Tipling zu einer Ortschaft.
    Und dann tauchte eine weitere Rettungsmannschaft auf, die nach der ersten Rettungsmannschaft suchte. Und so weiter und so weiter. Ich denke, so in etwa muss es gewesen sein. Tipling wuchs zum führenden Holzlieferanten des Landes heran.
    Und ist es heute noch. Hinzu kommen die Leute, die herkommen, um zu angeln oder zu jagen. Einige arbeiten in der Türfabrik. Einige in einem der 53   Läden im Zentrum.
    Abgesehen von denen, die wegziehen.
    Nach Angler. Nach Dorg.
    In die Welt außerhalb unserer kleinen Welt.
    Um niemals wieder zurückzukommen.
    Früher hatte auch ich große, tolle Pläne. Ich war stark und mutig. Ich wollte reisen. Ich wollte etwas Außergewöhnliches machen. Aber das war, bevor es brannte. Bevor alles begann. Bevor   … bevor.
    Jetzt möchte ich nur noch eine Maus sein, die sich tief unten in ihrem dunklen Mauseloch versteckt.
    Jetzt hat nur noch Selma große, tolle Pläne.

3.   SELMAS GROSSER TRAUM
    »Ist nicht mehr lange hin, bis du fährst«, sage ich. Um über was anderes zu reden und um Jerry und das, was ich eigentlich zu tun habe, zu vergessen.
    »Nur noch eine Woche«, sagt sie verträumt. »Und dann komme ich direkt auf den Bildschirm.«
    Selma wurde nämlich als eine der zwölf übergewichtigen Jugendlichen ausgewählt, die bei TeleVisioWorlds neuer Realityshow »Fat-Burning-Camp« mitmachen soll. Die Teilnehmer müssen versuchen, so schnell wie möglich so viel wie möglich abzunehmen. Jeden zweiten Tag werden sie gewogen, und derjenige, der am wenigsten abgenommen hat, wird nach Hause geschickt. Gleichzeitig können die Zuschauer einen Teilnehmer, den sie mögen, schützen. Und einen, den sie hassen, rausschmeißen.
    Selma hofft darauf, berühmt zu werden. Und ich glaube an sie. Sie hat einen Willen aus rostfreiem Stahl und eine Ausdauer wie Titan.
    »Ich habe zwei Träume«, erklärte sie, als sie erfuhr, dass sie ausgewählt worden war. »Zum einen, ins Fernsehen zu kommen. Schließlich will ich doch Model werden, und da MUSS man einfach auf den Bildschirm. Und zum anderen, einen Liebsten zu finden. Warum nicht beim Dreh?«
    »Ich dachte, du magst keine dicken Jungs«, entgegne ich und versuche mit aller Kraft, meinen Bauch einzuziehen. Mir gefällt es nicht, über Körpergewicht zu reden.
    »Doch, doch, ich mag dich. Aber jetzt reden wir über einen Liebsten, mein Dickerchen«, antwortet sie. »Und irgendwo auf dem Filmset werde ich einen durchtrainierten Typen finden, der ein Gesicht wie Tom Darter hat. Weißt du, der Supercharmeur aus der Serie »Zu zweit ist es am schönsten«. Einer, der tagsüber einem wichtigen Job nachgeht und in seiner Freizeit solche Männersachen macht.«
    »Zum Beispiel an Autos herumbasteln?«, frage ich.
    »Du und dein Autobasteln«, antwortet sie
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