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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht
Autoren: Jon Ewo
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keinen Sinn.«
    »Guck doch selbst!«, rufe ich und zeige auf den Fuß.
    Und wir schauen uns Jerrys verletzten Zeh an. Das Hechtmaul hat gerade mal ein bisschen die Haut am Zeh geritzt. Anfangs hat das reichlich geblutet. Aber jetzt tröpfelt es nur noch ein wenig aus einem Kratzer von ungefähr einem Zentimeter Länge.
    »Was für ein Glück   … für mich«, sagt er enttäuscht. Denn er hat sich vorgestellt, der Mittelpunkt in einem großen Drama zu sein   – eine sterbende, tragische Person. Der einzige Mensch, der jemals nach einem Unfall mit einem Hecht gestorben ist.
    Er steht auf, bleibt auf einem Bein stehen. Und natürlich tut das weh. Und wie weh das tut! Er hinkt seufzend herum.
    Ich ziehe ihm den Schuh wieder an und wir machen uns auf den Heimweg.
    Ich schaue auf die Uhr. Ein Mann Mit Einem Plan hat immer noch etwas in petto. Das sollte klappen.

6.   DAS KOCHT ÜBER!
    Wir brauchen lange für den Rückweg. Anfangs stützt Jerry sich auf mich. Und macht eine Show aus seiner Verletzung. Doch dann findet er einen Stock, auf den er sich stützen kann. Und macht auch daraus eine Nummer.
    Denn er ist aufgeputscht.
    Der Biss hat ihn hochgetrieben. Jetzt hat er eine unglaubliche Geschichte   – und es ist auch noch seine eigene. Eine richtige XX L-Geschichte . Denn er kann bezeugen, dass es den Riesenhecht gibt. Und wenndie Leute ihm nicht glauben, dann braucht er nur auf mich zu verweisen.
    »Wie viele haben jemals den Riesenhecht am Haken gehabt?«, fragt er und hebt die Hände, als wollte er Gott als Zeugen anrufen. »Nur eine Handvoll Menschen, Bud. & hier siehst du einen davon. Jerry Storm, den Angler des Hechtes aller Hechte. Ein Mann, der sogar sein Leben aufs Spiel setzt, um den Brocken an Land zu holen. Ein Mann, der sein eigenes Fleisch & Blut nicht schont, um das Monster aus der Tiefe hervorzuholen!«
    Jerry findet immer größere Worte für das, was er erlebt hat.
    Und immer wieder müssen wir anhalten, damit er mir den Fuß und den Schuh zeigen kann.
    »Dieser Schuh gehört auf einen Sockel«, sagt er feierlich, als wäre es die größte Angeltrophäe aller Zeiten. »& auf einer Metallplatte müsste eingraviert stehen: ›Hier hat der Riesenhecht zugebissen. Was kann man sich noch mehr vom Leben wünschen?‹ & dann müssten Datum & Ort darunter stehen.«
    Schließlich kommen wir irgendwann zu Hause an.
    Jerry ist unterwegs zu einem manisch sprudelnden Plappermaul geworden. Die Begegnung mit dem Hecht hat ihm tausend Kräfte und überschüssigen Tatendrang verliehen. Charisma und Charme sprühen nur so aus ihm heraus.
    Was wir auch brauchen können.
    Denn von oben von der Straße aus sehen wir meinen nackten Vater unten im Garten.
    Er wandert in Kreisen auf dem Rasen herum und schaut unser Haus an.
    Die ebenso nackte Mutter sitzt auf der Terrasse, trinkt Kaffee und hört zu.
    Ab und zu breitet sie die Arme aus.
    Und es ist nicht schwer zu verstehen, worüber sie diskutieren. Sie zeigen auf das Haus, reden, zeigen auf das Haus und die Malerutensilien, die dort liegen, auf die Leiter und wieder auf das Haus.
    Es fehlt nicht viel und sie kleben Plakate mit Fotos von Jerry und mir an die Wand, auf denen steht: »Gesucht, tot oder lebendig. Am liebsten tot!«.
    Das ist nicht gerade unser Fanclub dort.
    Wir bleiben stehen und betrachten sie einen Moment lang. »Die sehen ein kleines bisschen erregt aus«, sagt Jerry und scheint wenige Sekunden lang zu zögern, ob er eigentlich weitergehen will.
    Aber ich bin immer noch Ein Mann Mit Einem Plan und glaube ausnahmsweise, dass das hier besser laufen wird, als wir befürchten. Ich schaue auf die Uhr. Es ist immer noch ein wenig zu früh, also strecke ich die Zeit, indem ich ihm etwas zu essen aus unserer Angeltasche gebe.
    So stehen wir da und stopfen Sandwiches mit Schinken in uns hinein, während die beiden wütenden Eltern im Garten einen Tanz aufführen, der an wütende Wespen erinnert, nachdem jemand ihren Bau kaputt gemacht hat.
    Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass jetzt der perfekte Zeitpunkt ist.
    »Ich glaube, wir können runtergehen«, sage ich.»Das wird schon schiefgehen. Ich weiß, dass es klappen wird.«
    Als hätte ich bei Jerry auf einen Knopf gedrückt. Er ist trotz allem voller Energie und Zuversicht und antwortet: »Ja, Bud. Wir haben schließlich eine unglaubliche Geschichte zu erzählen. Dann kann es ja wohl nicht mehr so schlimm sein, nicht wahr?«

7.   EINE HAND WÄSCHT DIE ANDERE
    Als wir den Garten betreten, begegnet uns mein
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