Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht
Autoren: Jon Ewo
Vom Netzwerk:
schicken kleine, spitze Echolaute der st- und sp-Geräusche übers Wasser. Also halten wir lieber den Mund. Was Jerry heute besonders schwerfällt. Er ist so voller Dampf und Speed, Action, Ideen und Initiative. Was alles irgendwie rausmuss.
    Da reicht es nicht, nur die Angel auszuwerfen.
    Er bewegt sich ruckartig und holt bereits die Leine ein, bevor der Blinker überhaupt das Wasser erreicht.
    Er MUSS den Hecht erwischen. Und da Walden den Ekkovannet erwähnt hat, MUSS der Hecht hier sein. Und Jerry WILL, dass das klappt. JETZT!
    Er besteht aus diversen Kilo reiner Energie, wie erdasteht, sich schüttelt, auswirft und einholt. Als wäre der Blitz in ihn eingeschlagen und als koche die Elektrizität in ihm über.
    Schließlich hält er es nicht mehr aus.
    Jerry kocht über!

3.   DUELL MIT DEM GROSSEN, WEISS GESTRICHENEN BOCK
    Nachdem wir eine Dreiviertelstunde ausgeworfen und eingeholt haben, passiert es.
    Plötzlich führt Jerry sich auf, als würden sich alle Muskeln in seinem Körper verknoten und wieder lösen. Verknoten und wieder lösen. Oder als hätte ein unsichtbarer Marionettenspieler die Puppe Jerry genommen und zöge an allen Fäden gleichzeitig, um zu testen, ob die Gelenke und alle Teile funktionieren.
    »ICH WILL DEN HECHT KRIEGEN!«, brüllt Jerry plötzlich los. Ich muss zugeben, dass ich zusammenzucke und mir fast die Angel aus der Hand fällt.
    »…   Hecht   … Hecht   … Hecht   …«, wiederholt das Echo.
    »ES IST VORBEI, DU RIESENHECHT!«, fährt er fort und lässt seine Angel fallen. Legt beide Hände um den Mund und formt ein Sprachrohr. »DIE SHOW IST VORBEI.   JETZT WIRST DU GEFANGEN! ICH LASSE NICHT LOCKER.   MIT DEM BOSS IST NICHT ZU SCHERZEN! & WER MIT MIR SEINE SCHERZE TREIBT, DER MACHT ES MIT DEM BOSS! & NIEMAND TREIBT SEINE SCHERZE MIT DEM BOSS! NIEMAND!«
    Das Echo ist ein einziges Gemisch aus Geräuschen und Worten, doch das Letzte, was um den Ekkovannet rollt, ist »…   niemand   … niemand   … niemand   …«.
    Jerry nimmt das als Beleidigung auf. »NIEMAND? DAS HIER IST NICHT NIEMAND! DAS IST JERRY STORM. & ICH WÜNSCHE MIR ALLES AUF DER GANZEN WELT.   MICH KANNST DU NICHT STOPPEN!«
    »…   stoppen   … stoppen   … stoppen…«, klingt es höhnisch.
    »HOHO!«, antwortet Jerry verbissen. »DU GLAUBST WOHL, DU KÖNNTEST MICH STOPPEN.   ABER JETZT KOMME ICH & HOLE DICH!«
    Und damit   – bevor ich ihn aufhalten kann   – wirft er seine Angelrute zur Seite und springt von dem Felsen aus, auf dem wir stehen, ins Wasser. Es ist ein Meter bis zur Wasseroberfläche. Und einen Moment lang fürchte ich, dass es hier richtig tief sein könnte. Aber das Wasser reicht ihm da unten nur bis zu den Knöcheln. Er watet weiter hinaus in den See und schreit dabei: »REDEST DU MIT MIR? NUN, HIER BIN ICH!«
    »Jerry!«, rufe ich, um ihn wieder zurück in die Wirklichkeit zu holen. Doch Jerry ist mitten in einem Duell   – dem entscheidenden   – einem Kampf auf Leben und Tod.
    Er watet weiter hinaus: »KOMM! STELL DICH! WENN DU DICH TRAUST! DU FEIGER SCHEISSFISCH! FEIGES SCHOLLENFILET! ICH HABE KEINE LUST MEHR, VERSTECK MIT DIR ZU SPIELEN! JETZT WIRD GEKÄMPFT!«
    Er steht jetzt bis zu den Knien im Wasser.
    Das Echo verhöhnt ihn weiter und er geht immerweiter hinaus, bis ihm das Wasser bis zu den Oberschenkeln reicht, während er Flüche und Drohungen über die kleinen Wellenkräuselungen hinausschickt.
    Sind die Berge nicht dunkler geworden? Haben sie nicht von Grau zu Bleigrau gewechselt? Zu jener Farbe, die der Himmel zeigt, direkt bevor Blitz und Donner über die Welt losgelassen werden? Scheint es nicht so, als würden sich die Bergwände höher um uns erheben und wirken sie nicht steiler als zuvor? Sieht der Ort hier nicht aus wie ein großes offenes Maul, das nur auf das Stichwort wartet, um die Kiefer zusammenzuklappen, uns mit harten Kiefermuskeln aus Granit zu zermalmen, uns mit Wasser und Kies zu Hackfleisch zu machen, um uns dann hinunter in die Tiefe zu schlucken?
    Ich springe hinter ihm her. Ich muss ihn stoppen, bevor er einen Fluch auslöst. Es ist nicht besonders schlau, die Natur herauszufordern. Ich bin kein Waldmensch. Wälder und Waldseen interessieren mich einen Pfifferling. Ich bin ein Mechaniker und glaube nur das, was ich sehe. Aber momentan kriege ich es mit der Angst zu tun.
    Ich bekomme Angst, weil Jerry alles und alle herbeiruft, die hier draußen in der Wildnis keinen Namen haben.
    Ich bekomme Angst, weil Jerry so wagemutig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher