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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens
Autoren: Gretchen Craig
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1
    Voller Angst, ihn in der Dunkelheit zu verlieren, blieb Peter seinem Bruder John Man dicht auf den Fersen. Inzwischen waren sie in unbekanntem Gelände, Meilen von den Grenzen der Johnston-Plantage entfernt.
    John Man streckte plötzlich den Arm nach hinten aus und stoppte Peter. »Hörst du das?«, flüsterte er.
    Jagdhunde. Peter packte den Arm seines Bruders. »John, was machen wir jetzt?«
    »Sie sind noch zwei, drei Meilen weit weg, mach dich nicht verrückt.«
    Sie rannten weiter. Die Dunkelheit lastete schwer auf ihnen, und die Angst ließ sie immer schneller laufen. Sie brachen durch das Unterholz, ohne Rücksicht auf den Lärm, den sie verursachten. Die Hunde folgten ohnehin ihrer Witterung, nicht den Geräuschen.
    Sie stolperten einen Hügel hinauf, wo sich der Wald lichtete. Im Mondlicht funkelten einige Grabsteine, und Peter zitterte vor Angst vor den weißen, geisterhaften Schatten, die jeden Augenblick aus den Gräbern steigen konnten.
    »Hier entlang«, sagte John Man und wandte sich nach rechts, um am Friedhof vorbeizulaufen.
    Peter atmete heftig und stoßweise. »Sie werden lauter«, keuchte er. Er konnte kaum noch atmen, so schnürten ihm Angst und Anstrengung die Brust zu.
    John Man blieb für einen Augenblick stehen. Tatsächlich, die Hunde kamen näher. Er sah zum Himmel, sah den kalt leuchtenden, gleichgültigen Mond. »Wir können diesen Hunden nicht davonlaufen.«
    »Aber John, wenn sie uns kriegen, reißen sie uns in Stücke!«
    »Zurück gehe ich nicht mehr, Petie. Wenn ich jetzt zurückgehe, hacken sie mir den Fuß ab.«
    Peter krallte sich panisch an seinem Bruder fest. »Ich hab solche Angst, John!«
    »Petie, lass dich einfangen, lass dich nach Hause zu Großmama bringen. Hörst du? Kletter auf den Baum da, damit dich die Hunde nicht zu fassen kriegen, bevor die Männer da sind.«
    »Lass mich nicht allein, John!«
    John Man befreite sich von Peties Fingern. »Du bist noch kein Mann, mit dir sind sie nicht so streng.«
    »Sie schlagen mich zu Brei, John.«
    John Man schob ihn von sich. »Los jetzt, Petie, mach, dass du auf den Baum kommst! Ich laufe weiter.«
    Er rannte davon, Peter kletterte auf den Baum, höher und höher den Stamm hinauf, bis die Äste immer kleiner und dünner wurden. Wenn die Männer stehen blieben, um ihn zu fangen, verschaffte das John einen neuen Vorsprung. Noch höher.
    Sein Herzschlag wurde ruhiger, sein Atem fester. Wenn die Männer die Hunde eingeholt hatten, würden sie sie von ihm fernhalten. Dann würde er runterklettern und mit den Männern nach Hause zurückkehren. Nach Hause zu Großmama. Der Aufseher würde ihn mit der Peitsche schlagen, aber Großmama würde sich um ihn kümmern.
    Der Baumwipfel bog sich unter seinem Gewicht. Peter versuchte, sich besseren Halt zu verschaffen, griff nach einem Ast, der wegschnellte, griff nach einem anderen. Er verfehlte ihn, sodass sein Körper zu weit vom Stamm wegkam, er kippte weg, griff nach äußeren Zweigen, stürzte durch das Blätterdach, immer weiter, bis er so heftig auf dem Boden aufschlug, dass er keine Luft mehr bekam.
    Er versuchte einzuatmen, aber er war wie gelähmt. Nicht durchdrehen. Gleich geht es wieder, warte einen Augenblick. Endlich, Luft! Er kam wieder zu Atem, schnappte nach Luft und konnte endlich auch wieder hören. Die Hunde waren schon ganz nahe. Ohne lange nachzudenken, rannte er zwischen den Grabsteinen hindurch, zu panisch, um noch an Geister zu denken.
    John Man hatte sich nach Osten gewandt, wie geplant. Er würde in die andere Richtung laufen, sich einen anderen Baum suchen. Beeil dich, sie kommen!
    Aber auf seinem Weg fand er nur noch Gebüsch, und es war zu spät, um zu den Bäumen umzukehren.
    Er ließ sich ins Gestrüpp fallen. Das Hundegebell war jetzt ganz nahe, so entsetzlich nahe. Die Dornen griffen nach ihm, schnitten und stachen und rissen, während er in Richtung Sumpf stolperte. Kein Gedanke an die Dornen, an die Schlangen und Alligatoren im Bayou. Nur noch Flucht.
    Mondschein auf dem Wasser. Er warf sich in die schwarze Brühe. Zu flach. Er rannte weiter, schlug um sich, Schlamm spritzte, nur vorwärts, vorwärts, ergriffen von Panik, und er konnte nicht stehen bleiben, konnte nicht mehr denken.
    Ein schneller Blick über die Schulter. Die Hunde sprangen schon ins Wasser, und ihre Augen funkelten gelb im Mondlicht. Dieser Traum, der ihn seit seiner Kindheit verfolgte … seine Beine rannten und rannten, aber er kam einfach nicht vorwärts.
    Jetzt hatten sie ihn. Der
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