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Am Ende ist da nur Freude

Am Ende ist da nur Freude

Titel: Am Ende ist da nur Freude
Autoren: David Kessler
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jetzt kommen sie mich besuchen. So viele – was für eine Menschenmenge !«
    »Sprich nicht mit ihnen. Bleib bei uns.«
    April war äußerst beunruhigt und suchte mich im Schwesternzimmer auf. »Ich glaube, mit meiner Mutter stimmt etwas nicht«, sagte sie. »Sie spricht ständig mit Menschen, die sie zu sehen glaubt. Ich glaube, sie hat Halluzinationen, denn sie sagte mir, dass viele verstorbene Familienangehörige sie in ihrem Zimmer besuchen kommen. «
    Bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, sagte eine Krankenschwester, die hinter mir am Schreibtisch arbeitete und unser Gespräch mitbekommen hatte: »Machen
Sie sich keine Sorgen. Es ist ein gutes Zeichen, dass Ihre Mutter eine Gruppe von Menschen sieht, die sie in Empfang nehmen wollen. Dann fühlt sie sich offensichtlich nicht allein und hat keine Angst. Das kommt sehr häufig vor, wenn jemand stirbt.«
    Ich sagte April, dass ich das auch als Sozialarbeiterin ständig erlebe. Ich hoffte, das würde ihr helfen zu verstehen, dass ihre Mutter weder verrückt wurde noch halluzinierte.
    So versuchen wir als Pflegende die Wogen zu glätten. Wir trösten nicht nur unsere Patienten, sondern sind oft auch sehr damit beschäftigt, Familienangehörige zu trösten und zu stärken, wenn ihre Lieben dem Tode nahe sind.
    Nach unserem Gespräch wirkte April entspannter und mehr im Einklang mit den Visionen ihrer Mutter. Ich glaube, das war ein Wendepunkt für sie, sodass sie endlich annehmen konnte, dass ihre Mutter sich nicht mehr erholen würde. Annie starb schließlich zu Hause, zufrieden und friedlich. Dafür war ihre Familie sehr dankbar.
    Ich muss sagen, dass Visionen auf dem Sterbebett – insbesondere die, bei denen viele Leute zu den Sterbenden kommen – viel häufiger sind, als wir uns klarmachen, und ich bin fest davon überzeugt, dass sie echt sind. Die meisten Menschen reagieren darauf zunächst ungläubig oder ängstlich, aber wenn wir darüber sprechen, kann es sehr tröstlich sein zu wissen, dass unsere Lieben gut versorgt sind, wenn sie diese Welt verlassen und in die nächste eintreten.
     
     
    Meine Reise neigt sich dem Ende zu, dieses Buch ist fast geschrieben. Aber meine Forschungen gehen weiter – und ich hoffe, dass Ihre hier beginnen.
    Es ist mein Wunsch, dass Sie über diese Geschichten sprechen und so eine Diskussion in Gang kommt. Reden Sie mit anderen darüber und fragen Sie sie nach ihren Geschichten. Ich glaube, dass wir alle, jede und jeder Einzelne, jemanden in unserem Umkreis finden können, der bei einem lieben Freund oder Verwandten eine Vision auf dem Sterbebett erlebt hat. Wir können nie wissen, was uns auf dem Weg ins Jenseits begegnet. Vielleicht sehen wir jemanden, der uns so eng verbunden ist wie zum Beispiel ein Familienmitglied, ein Freund, eine Kollegin oder eine Nachbarin.
    Wir sind im Leben enger mit anderen verbunden, als wir uns vorstellen. Was wäre, wenn wir im Tod sogar noch enger miteinander verbunden wären? Vielleicht ist uns der Himmel näher als wir denken.

Epilog
Letzte Worte
    Eine neuere Pilotstudie untersuchte das Auftreten von Visionen auf dem Sterbebett und ihre Auswirkungen sowohl auf die Sterbenden als auch auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Sie wurde vom Palliativpflegeteam am Camden Primary Trust in London durchgeführt und erbrachte folgende Ergebnisse:
    Die Befragungen zeigen, dass die Patienten regelmäßig von diesen Phänomenen als wichtigem Bestandteil ihres Sterbeprozesses berichten und dass Sterbebett-Phänomene (SBP) wesentlich mehr umfassen als die klassische Vorstellung von der Erscheinung am Fußende des Bettes. Die Ergebnisse der Befragung lassen das Fehlen einer Ausbildung oder Schulung bedenklich erscheinen, die den Palliativpflegeteams helfen könnten, die weitreichende Bedeutung der SBP zu erkennen und mit schwierigen Fragen oder Situationen, die sich daraus ergeben, besser umgehen zu können. Über viele SBP wird deshalb gar nicht erst berichtet. Die Ergebnisse dieser Pilotstudie legen außerdem nahe, dass SBP nicht medikamenteninduziert
sind und dass die Patienten lieber mit Krankenschwestern und -pflegern als mit Ärztinnen und Ärzten über ihre Sterbeerfahrungen sprechen.
    Meiner Überzeugung nach sind viele Mitarbeitende im Gesundheitswesen nicht geschult worden, den Tod als wichtigen Teil des Lebens zu betrachten. Ich hatte das Privileg, einige Zeit bei Mutter Teresa sein zu dürfen, und sie sagte mir einst: »Der Tod gehört zu den Errungenschaften im
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