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Am Ende ist da nur Freude

Am Ende ist da nur Freude

Titel: Am Ende ist da nur Freude
Autoren: David Kessler
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gehen.«
    Das waren die letzten Worte meiner Mutter. Schließlich wurde mir klar, dass sie ihre verstorbene Familie sah und ich keine Angst zu haben brauchte. Ich war zwar traurig, aber ich wusste, dass man sich vor dem Tod nicht fürchten muss.
    Als ich zu Gott betete, Er möge meine Mutter hierlassen, da war das mein Wille, nicht Seiner. Wenn Gott einen zu sich holen will, dann war’s das, und meine Mutter war bereit, in den Himmel zu gehen.
    Heute sage ich meinen Kindern, dass wir, selbst wenn ich einmal sterbe, eines Tages alle wieder beisammen sein werden. Dank der Vision meiner Mutter kann ich das Versprechen
des ewigen Lebens viel mehr wertschätzen und viel tiefer darauf vertrauen. Und ich empfinde es auch als Geschenk, dass ich ein wesentlich mitfühlenderer und fürsorglicherer Mensch werden konnte. Angesichts dessen, was meine Mutter in ihren letzten Augenblicken gesehen hat, weiß ich nun aus erster Hand, dass Gott Tag für Tag bei uns ist. Denn Er hat die ganze Familie geschickt, damit sie sie zu Ihm bringt.

Alle warten schon
    von Jan
     
    Ich bin Therapeutin, lehre aber hauptsächlich und habe keine eigene Praxis. Ich habe in Psychologie promoviert und unterrichte im Rahmen eines Graduiertenprogramms. Ich liebe den Enthusiasmus meiner Studentinnen und Studenten und freue mich immer unbändig, wenn ich sie etwa sagen höre: »Ach so, deshalb bin ich immer sauer auf meinen Freund«, oder »Jetzt weiß ich, warum meine Mutter und ich nicht miteinander auskommen – wir sind uns zu ähnlich!«
    Ich dachte, ich hätte schon alles gehört, was man nur hören kann, bis ich mit Anil ins Gespräch kam, einem meiner Studenten aus Indien. Sein Vater war zwei Jahre zuvor nach langer Krankheit verstorben, und er wollte mit mir über hinduistische Vorstellungen vom Tod sprechen. Diese Religion sieht den Tod nicht als das Ende an, sondern die Anhänger glauben, dass darauf noch viele weitere Leben folgen. Anil war im Konflikt, weil er nicht sicher war, wie er die Sterbeerfahrung seines Vaters mit seinem religiösen Glauben vereinbaren sollte. Er erzählte mir Folgendes:
    In seinen letzten beiden Lebenswochen war mein Vater noch bei vollem Bewusstsein und ganz ruhig. Die Familie wusste, dass er im Sterben lag, und plante seine Beerdigung. Dazu gehört die Verbrennung, denn im Hinduismus bedeutet Feuer Reinigung. Wir sprachen über Karma, den Glauben, dass alle Taten aus der Vergangenheit sich auf die Gegenwart auswirken und alle Entscheidungen, die wir jetzt treffen, unsere Zukunft beeinflussen.
    Unvermittelt starrte mein Vater eine bestimmte Stelle im Zimmer an. Sie war oben in einer Ecke, hoch über den Köpfen der Leute. Plötzlich sagte er: »Mutter ist hier.« Er meinte seine Mutter und erklärte, dass sie und sein Vater ihn besuchten, obwohl sie bereits vor vielen Jahren gestorben waren. Mein Vater schaute immer weiter auf diese eine Stelle an der Wand und nannte alle beim Namen, die ihn an jenem Tag besuchen kamen. Täglich kamen mehr Leute – und jeder war bereits verstorben. Besorgt wies meine Mutter darauf hin, aber mein Vater erwiderte, das spiele keine Rolle.
    Zwei Tage, bevor mein Vater starb, sagte er: »So viele sind da – und alle warten auf mich.«
    Wenige Augenblicke, bevor er diese Welt verließ, öffnete Dad die Augen, lächelte strahlend und sagte zu meiner Mutter: »Schau, die liebe Dame ist da; Mutter ist da. Sie ruft, und es ist Zeit zu gehen.«
    Mein Vater lächelte und schaute immerzu dieselbe Stelle an, bis sein Gesicht sich entspannte und sein Kopf aufs Kissen zurücksank. Er hörte auf zu atmen und starb.
    Meine Mutter wusste nicht, wie sie dieses »überfüllte Zimmer« in das hinduistische Glaubenssystem einordnen sollte. Kurz nach Vaters Tod gingen wir zu einem Hindu-Priester. Er sagte, das einzig Wichtige sei, dass das, was mein Vater erlebt hatte, ihm Trost geschenkt habe. Was sollte man vom Tod mehr verlangen?
    Anil gab zu, dass er sehr lange gebraucht hatte, bis er dies überhaupt irgendjemandem erzählen konnte. Ich sagte ihm, ich bewundere seinen Mut, und er dankte mir, dass ich zugehört hatte, ohne zu urteilen. Ich war erstaunt und tief berührt, dass ich eine so beeindruckende Geschichte hatte hören dürfen.

Vielleicht hatten sie ja doch Recht
    von Sonia
     
    Ich bin Krankenschwester in einem großen Krankenhaus, und das sehr gerne. Auf meiner Station liegen allgemein internistische Patienten, einige Frischoperierte sowie Krebspatienten, die Chemotherapie brauchen. In
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