Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße
Autoren: Brian Keene
Vom Netzwerk:
erreichen.«
    »Versteh mich jetzt nicht falsch, Dez, aber wovon zum Teufel redest du da?«
    Er seufzte. Offenbar verlor er langsam die Geduld mit mir. Es dauerte eine ganze Minute, bis er wieder mit mir
sprach, und dann schlug er einen Ton an wie jemand, der einem Kleinkind etwas erklärt. Mein erster Impuls war, ihm zu sagen, dass er sich seinen herablassenden Tonfall in seinen obdachlosen Arsch schieben könne – aber ich brauchte ihn. Und eigentlich war es ja nicht sein Fehler, dass ich im Kurs »Irre Magiescheiße für Anfänger« gefehlt hatte.
    »Das Universum ist in verschiedene Ebenen unterteilt«, erklärte Dez. »Es gibt Planeten, Sonnensysteme, Dimensionen und parallel existierende Realitäten. Das sind alles verschiedene Ebenen.«
    »Okay«, nickte ich. Jetzt wurde ich langsam ungeduldig. »Das hast du mir bereits erklärt. Habe ich verstanden. «
    »Es gibt auch noch andere Ebenen – Orte wie die Große Tiefe und das, was man Himmel und Hölle nennt, und die verlorene Ebene, von der nie jemand zurückkehrt. Früher konnte ich das alles besser erklären, aber heute nicht mehr. Das hat etwas mit Stringen oder so zu tun.«
    »Die Stringtheorie?«
    Wieder schnippte er mit den Fingern, grinste und nickte dann. »Das war’s! Die Stringtheorie. Stell dir mal die Planeten vor – Erde, Mars oder Venus. Von jedem dieser Planeten gibt es verschiedene Versionen, verschiedene Ebenen. Um sie zu erreichen, muss man durch das Labyrinth gehen. Das ist wie eine Abkürzung. Es windet sich durch Zeit und Raum und verbindet alle Ebenen miteinander.«
    »Und warum benutzen wir es dann nicht?«

    »Weil die meisten Menschen es nicht sehen können. Dazu muss man magiebegabt sein – oder verrückt. Aber die Dreizehn benutzen es. So können sie zwischen den verschiedenen Ebenen wechseln. Sie, deren Name nicht genannt werden darf, lebt eigentlich im Zentrum des Labyrinths. Dort hockt sie wie eine fette schwarze Spinne und streckt ihre Fühler im Labyrinth aus.«
    »Tja, aber jetzt ist sie hier. Und mir ist völlig egal, welche Gestalt sie annimmt oder wie ihr wahrer Name lautet. Das Einzige, was ich über Sie, deren beschissener Name nicht genannt werden darf, wissen muss, ist, wie man sie aufhalten kann. Wie schaffen wir es, dass die Dunkelheit sich verzieht?«
    »Das können wir nicht. Hast du mir nicht zugehört, Robbie?«
    »Doch, Dez, habe ich. Aber das Ganze ist schwer zu verstehen. Du drehst dich ständig im Kreis, wiederholst dich und weichst auf irgendwelche abstrusen anderen Themen aus. Du musst bei der Sache bleiben, Kumpel.«
    »Inzwischen ist es zu spät, um sie zu bannen. Die Dunkelheit hat schon zu viel verschlungen. Sie ist zu mächtig. Alles, was wir noch tun können, ist, sie in Schranken zu halten. Sie kann nicht völlig von uns Besitz ergreifen, und sie kann die Barriere nicht überschreiten, aber sie wird auch nicht verschwinden.«
    »Es muss einen Weg geben, Mann! Du hast sie daran gehindert, in die Stadt einzudringen. Du hast ihr die Fähigkeit genommen, von den Menschen Besitz zu ergreifen. Und was war das da draußen am Stadtrand? Das mit
dem Salz und den Symbolen? Damit hast du sie doch schon einmal verjagt.«
    »Ich habe sie zurückgedrängt, mehr nicht. Ich habe die Stadtgrenze in eine unüberwindliche Barriere verwandelt. Aber wir können sie nicht vertreiben. Das ist unmöglich. Am Anfang, bevor sie sich unsere ganze Welt einverleibt hat, hätten wir das schaffen können. Das hat schon öfter funktioniert, bei anderen Versionen der Erde. Aber jetzt nicht mehr. Jetzt ist die Dunkelheit zu stark. Sie hat zu viel in sich aufgenommen.«
    »Scheiße …«
    »Richtig.«
    »Dann wird sie uns also immer weiter reizen? Wird uns Trugbilder von geliebten Menschen vorgaukeln oder sich in etwas verwandeln, wovor wir Angst haben?«
    »Leider ja.«
    »Dann sind wir verloren.«
    »Es könnte schlimmer sein.«
    »Wie könnte diese Scheiße noch schlimmer sein?« Verzweifelt riss ich die Arme hoch. »Was denn? Soll ich jetzt etwa noch dankbar sein, dass wir langsam verhungern, statt gefressen zu werden? Soll ich dankbar sein, dass sie nicht auch noch Besitz von uns ergreifen kann?«
    »Sie kann allerdings unseren Geist manipulieren«, meinte Dez. »Unsere Emotionen. Sie sorgt dafür, dass wir wütender werden, als es eigentlich angebracht wäre. Sorgt dafür, dass wir uns gegenseitig umbringen. Oder sie zeigt uns unsere größten Ängste und Sehnsüchte.«
    »Ja, das habe ich bereits rausgefunden. Das hast du mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher