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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße
Autoren: Brian Keene
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gedacht, er wäre runtergegangen, um die Waffen zu holen. Als er nicht zurückkam, suchten wir nach ihm. Er schlich sich durch die Kellertür raus, bevor wir ihn aufhalten konnten. Wir schafften es zwar, sie wieder festzuketten, bevor jemand reinkommen konnte, aber da war es bereits zu spät. In unserer Fassade wurden Risse sichtbar, und der Mob schien daraus Kraft zu ziehen. Ich dachte, sie würden Cranston umbringen, doch stattdessen hießen sie ihn in ihren Reihen willkommen. Er musste sich
nur gegen uns stellen – mitten auf der Straße, so dass jeder sehen konnte, wie sehr er es bereute, sich mit uns verbündet zu haben, den Leuten, die dem Hexer dabei geholfen hatten, die Finsternis in die Stadt zu bringen.
    Russ hat Recht. Wir müssen Munition sparen.
    Ich muss mir zumindest eine Kugel für Cranston aufheben. Wenn ihr mich fragt, verdient dieser Dreckskerl sie mehr als jeder andere. Er war unser Freund. Wir haben ihn beschützt. Und jetzt ist er einer von ihnen. Einer von den Irren. Und genau deshalb steht auf einer dieser Kugeln sein Name.
    Und für Christy und mich sollte ich wohl auch zwei Kugeln aufheben.
    Nur für alle Fälle.
    Russ hat fertig gepackt – er reist mit leichtem Gepäck – und Christy ist wach, also sind wir bereit zum Aufbruch. Ich habe ihnen gesagt, dass ich noch fünf Minuten brauche, um das hier zu beenden.
    Die Idee stammt von mir. Es ist keine besonders gute Idee. Aber mir ist einfach nichts anderes eingefallen.
    Ja, vielleicht habe ich es aufgegeben, andere retten zu wollen, aber das heißt noch lange nicht, dass ich uns auch aufgegeben habe. Das kann ich nicht. Ein Teil von mir würde zwar gerne, aber ich kann es nicht.
    Ich muss einfach daran glauben, dass Dez falsch lag. Ja, die Dunkelheit ist lebendig. Das habe ich selbst gesehen. Und ja, es scheint wirklich so zu sein, dass sie uns aussaugt. Von Drew, Clay und den anderen war nichts mehr übrig. Scheiße, wer weiß, vielleicht hatte er sogar Recht mit diesem ganzen Mist über das Universum, das
vor unserem existiert hat, und dieser Sache mit dem Labyrinth. Vielleicht ist das alles wahr. Vielleicht ist Gott ja wirklich nur einer von den Schurken – der größte Schurke von allen. In einer anderen Realität bin ich vielleicht sogar der Präsident der Vereinigten Staaten. Oder ein Rockstar. Oder vielleicht sind Christy und ich verheiratet. Vielleicht sind wir sogar glücklich. Könnte doch sein, oder? Ich meine, als es darum ging, die Dunkelheit aus der Stadt fernzuhalten, wusste Dez verdammt gut, was er tat. Aber trotz seiner Vorsichtsmaßnahmen hat sich Dunkelheit in die Stadt geschlichen. Eine andere Art von Dunkelheit. Vielleicht ist sie mit der Dunkelheit draußen verbunden, aber vielleicht ist es auch nur die Finsternis der menschlichen Seele. Ich weiß es nicht, und eigentlich ist es auch egal. Tatsache ist, dass die Dunkelheit uns umbringen wird, ob wir nun bleiben oder gehen.
    Aber vielleicht gibt es einen Ausweg. Glaube ich zumindest.
    Dez hat behauptet, der Rest des Planeten sei bereits verschlungen worden, richtig? Dass ihm abgesehen von uns in Walden die gesamte Energie entzogen worden sei. Also, ich weiß zwar nicht viel von Weltraumphysik und diesem ganzen Kram, aber denkt doch mal kurz nach – wenn die gesamte Energie des Planeten verschwunden wäre, wären wir dann inzwischen nicht längst tot, ganz egal, von welcher Magie die Dunkelheit zurückgehalten wird? Wird der Planet nicht durch Energie zusammen-und in Bewegung gehalten? Und dann sind da noch die Sterne. Russ meinte, es sei, als gäbe es keine Sterne mehr. Aber auch hier gilt – müssten wir nicht tot sein, wenn es
so wäre? Wir kreisen um die Sonne. Wenn die Sonne verschwunden wäre, müssten wir jetzt doch logischerweise Temperaturen um die fünfhundert Grad unter null haben. Also wieder die Frage, die ich schon einmal gestellt habe: Wodurch werden wir warm gehalten?
    Es muss noch etwas da sein. Es muss einfach.
    Warum ich das weiß? Weil wir eigentlich alle tot sein müssten, es aber nicht sind. Wir sind noch nicht tot. Wenn wir tot wären, gäbe es keinen Grund mehr, weiterzumachen. Ich würde nicht mehr ums Überleben kämpfen, würde mich nicht immer wieder aufrappeln, gegen alle Widerstände, egal wie oft ich geschworen habe, damit aufzuhören. Egal, wie oft ich am liebsten das Handtuch werfen und aufgeben würde. Wenn wir tot wären, würde ich nicht so verdammt dringend leben wollen.
    In der Nacht in Dez’ Schuppen, als er mir die Wahrheit
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