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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße
Autoren: Brian Keene
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danach.
    Christy ist da natürlich anderer Meinung. Sie sagt, das wäre reine Spekulation. Scheiß drauf, ich weiß es, Mann.
    Ich weiß es einfach.
    Stimmt schon, ich habe nicht gesehen, wie sie gestorben sind. Nicht direkt. Ich meine, man kann hinter der Barriere einfach nichts erkennen. Aber ich habe sie gehört. Habe gehört, wie sie gestorben sind. Ich habe ihre Schreie gehört.
    Und die anderen Geräusche. Die Geräusche, die die Dunkelheit macht.
    Manchmal flüstert sie. Wenn man zu nah dran ist, genau an der Schwelle, wo das Kerzenlicht vom Schatten verschluckt wird, spricht die Dunkelheit, und zwar mit einer Stimme, die nicht ihre ist – einer Stimme, die einem wahrscheinlich vertraut ist. Sie gehört einem Geliebten, einem Elternteil, einem Freund.
    Geister.
    Aber die Dunkelheit redet nicht nur. Wenn sie einfach nur plappern würde, könnten wir uns Watte in die Ohren stopfen und fertig.
    Die Dunkelheit beißt. Die Dunkelheit hat Zähne – scharfe, schwarze Fangzähne, die man nicht sieht. Aber sie sind trotzdem da. Die Dunkelheit hat Zähne und wartet nur darauf, uns zu zerfleischen, bis nichts mehr
von uns übrig ist. Die Dunkelheit bringt uns um, wenn wir uns in sie hineinwagen, und wenn sie das tun kann, sind wir verdammt nochmal nicht tot.
    Die Dunkelheit ist lebendig, genau wie wir.
    Wir versuchen inzwischen nicht mehr, die Stadt zu verlassen. Niemand mehr. Aber hierzubleiben ist inzwischen auch zum Problem geworden, denn die Stadt hat ebenfalls Zähne bekommen. Die Dunkelheit dringt jetzt in uns ein, und das Ergebnis davon ist alles andere als hübsch.
    Wir haben einen Plan – ich, Christy und Russ. Ich bin ein bisschen besorgt deswegen, denn mein letzter Plan endete damit, dass einige Leute umgekommen sind, und danach wurde ich zu einer Art Ausgestoßenem. Da hatte die Belagerung gerade erst begonnen. Seitdem habe ich es vermieden, bei irgendwas den Anführer zu spielen. Aber heute haben wir drei diese neue Idee entwickelt. Es ist nicht unbedingt ein toller Plan, und wahrscheinlich wird es auch nicht funktionieren, aber inzwischen sind unsere Möglichkeiten verdammt begrenzt. Wir haben diesen Plan entwickelt, nachdem wir gesehen haben, was mit dem armen Dez passiert ist.
    Das war der letzte Tropfen – das endgültige Zeichen dafür, dass die Dinge nicht wieder normal werden. Game over, Mann.
    Jedenfalls werden wir bald aufbrechen, aber ich habe mir gedacht, dass ich vorher vielleicht eine Art Aufzeichnung hinterlassen sollte. Einen Bericht, nur für alle Fälle. Also schreibe ich jetzt alles in dieses Notizbuch und werde es dann hierlassen, wenn wir gehen. Wahrscheinlich
sollte ich euch alles erzählen, was uns an diesen Punkt geführt hat. Die ganze Geschichte erzählen, von Anfang an.
    Namen. Worte. Hexen.
    Dunkelheit.
    Am Anfang …

ZWEI
    I ch bin mir nicht sicher, wie lange wir schon hier sind, denn ich habe längst aufgehört, auf einen Kalender zu schauen, und mein Handy verrät mir nicht, welches Datum wir haben – oder sonst etwas. Der Akku ist leer, und ich habe keine Möglichkeit, ihn aufzuladen. Als es noch Saft hatte, habe ich das Telefon hin und wieder aufgeklappt, bin mein Telefonbuch durchgegangen und habe versucht, irgendwelche Leute anzurufen, aber es hat nie funktioniert. Entweder kam eine Bandansage, dass ihre Nummern nicht vergeben seien, oder ich hörte diese Pieptöne, die anzeigen, dass das Handy zu weit vom nächsten Sendemast entfernt ist. Ich habe nicht einmal ein Freizeichen bekommen. Jedes Mal, wenn ich es versucht habe, war es, als würde ich im Jenseits anrufen. Ich hörte nichts als das große Nichts.
    Wenn man danach geht, wie lang mein Bart und meine Haare sind, würde ich schätzen, dass wir seit ungefähr einem Monat hier festsitzen, plus/minus ein paar Tage. Früher trug ich nie Bart. Nach ein paar Wochen fühlte er sich echt widerlich an – er juckte und spannte, und hinzu kamen die Pickelchen von den eingewachsenen Haaren, die im Bart auftauchten, rote Schwellungen voller Eiter. Aber ich bin zu faul, um Wasser zu kochen, und eine Rasur
ohne warmes Wasser ist verdammt nervig. Außerdem hat irgendein Vollidiot die gesamten Rasierschaumvorräte geklaut, sowohl aus dem Supermarkt als auch aus der Drogerie. Aber das hat ihm offenbar nicht gereicht, denn dann hat er sich noch den Rasierschaum aus den verlassenen Häusern geholt. Wer macht nur so was? Lebensmittel, Batterien und Wasser kann ich ja verstehen. Scheiße, wir haben uns auch einiges geholt. Aber in
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