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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße
Autoren: Brian Keene
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durch die er gekommen war, aber vorher
tötete er einige von uns. Maria verlor ihren Kopf. Hembeck wurde mit seinen eigenen Eingeweiden erwürgt. Mein bester Freund Levi… Meeble hat ihn in Stücke gerissen… und dann waren da seine ganzen Körperteile, und ich habe versucht, ihn wieder zusammenzusetzen, aber ich schaffte es nicht… Ich wusste nicht, wo welches Teil hingehört, und er war so glitschig, und dann… dann wurden die Teile klebrig.«
    »Oh mein Gott …«
    »Nein«, widersprach Dez. »Der hatte damit nichts zu tun. Was Meeble getan hat, hat mich… verletzt. Dadurch wurde ich so, wie ich heute bin. Mentales und emotionales Trauma, meinten die Ärzte. Manchmal vergesse ich Sachen, aber das ist okay. An die ganzen Worte und Namen und Symbole kann ich mich noch erinnern. Und an die Zauber. Und das ist eigentlich alles, was zählt. Nur die sind wichtig. Aber an andere Dinge kann ich mich einfach nicht erinnern. Ich kann nicht …«
    Er verstummte und begann zu schluchzen.
    »Hey. Hey, Kumpel, wein doch nicht.«
    »Ich … Warum kann ich mich ausgerechnet daran erinnern, was mit Levi passiert ist? Das ist der Teil, den ich gerne vergessen würde, aber mein blödes Gehirn lässt mich einfach nicht.«
    »Schon okay«, sagte ich und streckte die Hand nach ihm aus.
    Er wich mir aus. »Fass mich nicht an. Nicht anfassen. Nicht anfassen. Anfassen ist böse.«
    Ich blieb sitzen und wusste nicht, was ich tun sollte. Dez zog die Knie an die Brust und umschlang sie mit
den Armen. Dann begann er, sich auf seiner Luftmatratze langsam vor und zurück zu wiegen. Er schluchzte leise. Schließlich nahm ich meine Limodose und trank einen Schluck.
    »Ich kann nicht richtig denken«, heulte er. »Nicht bei solchen Sachen wie Job, Steuern, Heiraten oder so. Jetzt kann ich nur noch das hier. Magie. Ich kann nichts anderes mehr. Aber das ist doch wichtig, oder? Ich habe uns gerettet. Habe ich uns nicht gerettet?«
    »Ja, Dez, das hast du. Du hast uns gerettet.«
    Ich setzte die Dose wieder an und trank den letzten Schluck. Von dem warmen, süßen Zeug wurde mir leicht übel. Ich war nicht sicher, was ich jetzt tun sollte, also blieb ich sitzen und wartete.
    Dez wiegte sich immer noch. Schließlich hörte er auf zu weinen und begann, leise vor sich hin zu murmeln. Es klang, als würde er etwas aus dem Gedächtnis aufsagen.
    »Der Erste der Dreizehn ist Ob, Herr der Siqqusim, auch genannt Obot, auch genannt Mictla-techuhtli, der im Tode von Lazarus und König Niqmaddu dem Dritten Besitz ergriff und mit ihren Zungen sprach. Der Zweite der Dreizehn ist Ab, Herr der Elilum, auch genannt …«
    »Dez?« Wieder streckte ich die Hand nach ihm aus, zog aber meine Finger zurück, bevor ich ihn berührte.
    »… ist Api, Herr der Teraphim, auch genannt Huehueteotl. Der Vierte der Dreizehn ist Leviathan, Herr der Großen Tiefe, auch genannt Cthulhu, Kraken, Tlaloc, Dagon und …«
    »Dez? Dez! Komm wieder runter, Mann. Es wird schon in Ordnung kommen. Wir werden uns etwas überlegen.
Hör mal, es gibt noch ein paar Sachen, die ich dir sagen muss. Hörst du mir zu? Du musst vorsichtig sein, wenn du rausgehst. Du musst da draußen verdammt gut auf dich aufpassen, weil Anna und ein paar andere glauben, dass du für diesen ganzen Mist verantwortlich bist. Hast du das verstanden? Dez?«
    »… und das Gewässer stand auf Erden …«
    Es hatte keinen Sinn. Wo auch immer Dez in diesem Moment war, er war jedenfalls nicht hier bei mir in diesem Schuppen. Es klang, als würde er aus einem Schulaufsatz oder etwas in der Art zitieren. Seufzend stand ich auf und wollte gehen. Wie erwartet schien Dez es nicht einmal zu bemerken.
    »Hör mir zu, Mann«, versuchte ich es ein letztes Mal. »Ich werde jetzt verschwinden. Ruh du dich ein bisschen aus. Aber denk dran, was ich dir gesagt habe. Du musst draußen sehr vorsichtig sein. Später, wenn es dir besser geht und die Luft rein ist, schleichst du dich am besten zu unserem Haus. Weißt du noch, wo ich wohne? Es ist der Wohnblock, vor dem ich stand, als ich diese Rede hielt. Wenn du zu uns kommst, werden wir dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist. Okay?«
    »Ich habe uns gerettet«, wiederholte er. »Ich habe uns alle gerettet.«
    »Ja, du hast uns den Arsch gerettet, Dez.«
    Und das hatte er wirklich. Christy lag falsch. Wir waren nicht tot. Wir lebten. Es gab kein Licht, in das man ging, und das hier war weder die Hölle noch das Fegefeuer. Diese Dunkelheit war lebendig, aber das waren wir auch. Dafür
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