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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail
Autoren: Tanja Nasir
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Album und einige Fanartikel. Nichts Besonderes, nur einen kleinen Anstecker, ein Schweißband, einen Schlüsselanhänger, ein T-Shirt, einen Kapuzenpullover, eine Jacke und einen Stringtanga. Selbstverständlich ging es mir bei der Bestellung nur darum, die Band zu supporten.

    Ich weiß noch genau, wie ich mich freute, als das Paket endlich ankam. Meine Erkältung war abgeklungen, und ich legte gespannt das Album in meinen CD-Player. Zuerst spielte ich alle Lieder nur kurz an. Ich hatte einfach keine Geduld. Nachdem ich überrascht war, was für einen rockigen Sound die Jungs da fabrizierten, zog ich mir den Kapuzenpulli an und groovte zu den Nummern durch die Wohnung. Die Anlage drehte ich voll auf, und mit dem Booklet in der Hand grölte ich sämtliche Lieder mit. Die Musik gefiel mir mehr als gut. Um die ganze Stimmung perfekt zu machen, streifte ich mir das Schweißband über und zog das T-Shirt unter den Kapuzenpulli. Zur Sicherheit ließ ich die Jalousien herunter, denn mein Nachbar, Herr Gartenwein, ist ziemlich neugierig. Ich hüpfte und sprang über eine Stunde in meiner Wohnung herum, bis ich mit hochrotem Kopf erschöpft auf die Couch fiel.
    Wow, ›DTA‹ infizierte mich vollständig. Ich besuchte regelmäßig die Homepage und schaute mir an, wo die Jungs auftraten. Als ich sah, dass sie nach Gießen kommen würden, musste ich mir ein Ticket bestellen.

    Keine meiner Freundinnen begleitete mich zu dem Konzert. Zum einen war es leider mitten in der Woche, und zum anderen wussten meine Mädels nichts von ›DTA‹. Und irgendwie war ich nicht bereit, diese Jungs mit ihnen zu teilen. Ich wollte dieses aufregende Abenteuer für mich alleine haben.
    Um allerdings nicht total alleine auf der Veranstaltung herumzustehen, hatte ich mich im Vorfeld mit zwei Mädchen aus Fulda verabredet. Die beiden hatte ich in der ›DTA‹-Community kennengelernt.

    Jetzt saß ich also voller Vorfreude im Büro und starrte Joshua an. Ich würde ihn endlich live sehen. Das konnte ich kaum glauben. Mit einem breiten Grinsen schloss ich die Anwendungen auf meinem Bildschirm, die die Fotos zeigten, und konzentrierte mich erneut auf meine Arbeit.
    Als es endlich soweit war und ich meinen PC herunterfuhr, verstaute ich ungeduldig meine Sachen und räumte meinen Schreibtisch hektisch auf.
    Susi blickte mich verwundert an, doch ich schnatterte ein aufgeregtes: »Ich muss los, … ich muss los!«
    Während ich auf den Fahrstuhl wartete drückte ich tausendmal die Abwärtstaste. Davon kommt der Aufzug nicht schneller, aber irgendwie hat man das Gefühl es würde ihn beeinflussen. Als ob der Fahrstuhl sich dann denkt: ›Man, die hat es aber eilig! Dann werde ich sie mal als Erstes befördern!‹
    Ist natürlich Quatsch. Erhöht man damit nicht vielleicht sogar die Gefahr, ihn kaputt zu machen? Durch einen Kurzschluss oder so was?
    Als der Fahrstuhl endlich kam, drückte ich genauso oft die Tiefgaragentaste - wie zuvor die Ruftaste.
    Nachdem ich ein gefühltes Jahr später endlich im Parkhaus ankam, lief ich zu meinem Auto. Per Fernbedienung entriegelte ich die Türen und riss die auf der Fahrerseite auf. Meine Handtasche flog auf die Rückbank, und ich ließ mich auf den Sitz fallen. Im Handschuhfach war mein Navigationsgerät verstaut. Die Adresse der Halle hatte ich bereits gestern eingetippt. Ich nahm es heraus, steckte das Gerät zittrig in die Halterung und startete den Wagen. Da hier unten keine Verbindung zu dem Satelliten hergestellt werden konnte, fuhr ich zur Ausfahrt. Ich fädelte mich in den zäh fließenden Verkehr ein und wartete auf die vertraute Frauenstimme. An der ersten Ampel angekommen, sprach sie auch schon zu mir. »An der nächsten Kreuzung rechts fahren.«
    Alles klar. Zur Einstimmung ließ ich das Album von ›DTA‹ laufen und sang die Lieder mit.

    Eine Stunde später rollte ich in die Zielstraße ein und sah einen großen Parkplatz. Er war bis auf drei Autos noch völlig leer.
    ›Tja, von den anderen Fans ist wohl noch niemand volljährig!‹ Gehässig kicherte ich, stellte meinen Wagen in den Schatten und blieb einen Moment reglos hinter dem Lenkrad sitzen.
    Es war erst früher Nachmittag. Auf der Eintrittskarte stand, dass der Einlass um 19 Uhr beginnen würde. Ich hatte noch unendlich viel Zeit. Ich stieg aus und erkundete das Gelände um die Halle herum. Ob die Band hier schon irgendwo war? Oder ob sie gerade in der Halle den Soundcheck machte? Angestrengt lauschte ich, konnte aber nichts hören. Lässig
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