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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail
Autoren: Tanja Nasir
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zurückkommt.‹
    Joshua winkte mir zu und ging weiter zum Bus. Ich drehte mich um und schwebte zu meinem Auto. Christin und ihre Freundin hatte ich bereits völlig aus meinem Gedächtnis gestrichen. Als ich hinter dem Steuer saß, starrte ich regungslos in die Dunkelheit. ›Wow! Ein toller Abend.‹
    Gut, ich war auch kurzzeitig zu einem peinlichen Fan mutiert, aber vielleicht gehörte das im Leben einfach dazu? Ich holte meine Digitalkamera heraus und guckte mir die Fotos an. Natürlich hatte ich auf dem Bild mit Jo die Augen auf Halbmast. Aber er hielt mich fest im Arm. Plötzlich konnte ich seine Berührung um meine Schultern wieder spüren. Ein wohliger Schauder lief mir über den Rücken. Ich startete das Auto und machte mich auf den Heimweg. Am nächsten Morgen musste ich pünktlich wieder an meinem Schreibtisch sitzen.

    Ein leiser Pfeifton im Ohr begleitete mich nach Hause.

Einige Tage nach dem Konzert

    M ITTAGSPAUSE, 12.15 Uhr. Unauffällig rief ich die Homepage der Jungs auf und klickte herum. Ich las im Forum und schaute ins Gästebuch. Spontan gab ich meine Impressionen des Konzertes wieder. Der kleine Button ›Kontakt‹ blinkte riesig vor mir. Ich klickte ihn an und glotzte auf Joshuas E-Mail-Adresse. ›Er wird mir doch eh nicht antworten …‹
    Ich begab mich zurück ins Forum und suchte nach einem Thread zum Thema ›E-Mail an die Band‹. Ich fand etwas Passendes und las neugierig die Kommentare der Damen, die bereits Erfahrungen damit gesammelt hatten. Zwei Dinge waren mir schnell klar: Marco, Sven und Nicklas antworteten sehr selten auf Mails. Tom und Joshua antworteten sehr häufig, solange die Mails sachlich waren.
    Das konnte natürlich vieles bedeuten. Ein Mädel gab altklug den Tipp, den Betreff so zu formulieren, dass er sich von den anderen Mails abhob. Denn es wäre ja wohl klar, dass Tausende als Betreff › Hallo ‹ angaben. ›Tzz, ein kreativer Betreff! Sonst noch was? Das ist meistens nur ein Wort bzw. ein ganz kurzer Satz. Was soll man da schon schreiben?‹

    Hallo Josh, Uschi hier …

    Gerade als ich richtig kreativ wurde, klingelte das Telefon. Meine Pause war zu Ende. Den Gedanken an Joshua schob ich in den Hintergrund.

    Die Woche war stressig. Ich finde, es macht sich immer bemerkbar, wenn die Urlaubszeit vorübergeht. Menschen haben geheiratet und möchten ihren Namen ändern lassen. Andere kommen aus den Ferien zurück und haben dort irgendetwas kaputt gemacht. Weitere haben ihre Ausgaben gecheckt und möchten jetzt gerne wissen, wo sie Geld einsparen können. Ich war so unter meiner Arbeit begraben, dass ich nicht weiter darüber nachdachte, eine E-Mail an Josh zu schreiben.
    Bis zum Donnerstag. So plötzlich die Arbeit aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder. Es war ein ruhiger Tag im Büro. Zeit zum Nachdenken. Zeit, um wieder an das Konzert zu denken. Plötzlich registrierte ich, dass ich den E-Mail-Editor geöffnet hatte. Als Empfänger war Joshuas Adresse angegeben. Sollte ich es doch probieren? ›Scheiß drauf! Warum nicht?‹
    Also schrieb ich … und löschte … und schrieb … und korrigierte. Ich ermahnte mich, nicht so kompliziert zu sein. Schließlich wurde die E-Mail kurz und knackig. Flüchtige Beschreibung, wer ich war, und die Frage, ob er gerne Italienisch isst. Klick. Weg war sie. Jetzt hieß es abwarten.
    Ich hörte das Lied ›Romances‹ von dem ›DTA‹-Album und dachte: ›Wie passend!‹
    Im Zwei-Minuten-Takt aktualisierte ich meinen Posteingang, aber es kam keine Antwort. Nur etappenweise lenkte mich die Arbeit ab. Der Tag zog sich wie Kaugummi. Frustriert ging ich gegen halb sechs nach Hause. Hatte ich etwas anderes erwartet? Das er noch am selben Tag zurück schreibt?
    Quatsch! Na ja, gut. Gehofft hatte ich es schon. Irgendwie.

    Nächster Tag. ›Thank god it’s Friday!‹ Wie immer begleiteten die ›DTA‹-Jungs meinen Arbeitstag leise im Hintergrund. Glücklicherweise störte es meine Kolleginnen nicht. Wie am Vortag checkte ich in regelmäßigen Abständen meinen Posteingang. Gegen drei flippte ich dann aus. ›Da! Nee, oder?‹
    Da … da war echt eine E-Mail von ihm. Ich las erfreut, nein, hoch erfreut, dass er gerne Italienisch isst und sich am nächsten Tag mit mir treffen wollte. Er würde extra nach Frankfurt kommen. Unglaublich! War das echt wahr? Ich konnte es nicht fassen. Um nicht laut zu schreien, biss ich mir in die Hand.
    Susi schaute mich fragend an. »Was ist denn mit dir los? Hast du was gewonnen?«
    Auch
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