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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail
Autoren: Tanja Nasir
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Claudia und Birgit guckten neugierig zu mir herüber.
    »Könnte man sagen, ja!« Geheimnisvoll grinste ich von einer Kollegin zur anderen.
    »Kindchen, du leuchtest wie ein Atomkraftwerk!«, meinte Claudia.
    Doch ich zuckte die Schultern und versteckte mich hinter meinem Bildschirm. Obwohl ich vor Glück fast zerplatzte, wollte ich das niemandem erzählen. Hätten sie mir geglaubt? Vielleicht. Aber bestimmt wären diese hinterlistigen Weiber dann morgen in die Stadt gekommen und hätten versucht, mir Joshua wegzunehmen. Oder sie hätten mein Treffen mit ihm sabotiert. Nein, das Risiko war zu groß! Erst mal würde ich das für mich behalten. Ich bestätigte unsere Verabredung und saß strahlend vor meinem Rechner.

    Das Leben kann so schön sein, … man muss es nur lassen!

Unser Date

    S AMSTAG. Wir waren für 18.00 Uhr verabredet. Ich hatte eine schlaflose Nacht hinter mir. Immer und immer wieder stellte ich mir vor, wie unser Treffen ablaufen könnte. Den ganzen Tag zerbrach ich mir den Kopf über mein Outfit, … obwohl das nicht zu mir passte.
    ›Ey, beruhige dich! Du bist die Zehn-Minuten-Nadia.‹
    Meine Freundinnen nannten mich oft so, da ich in der Regel innerhalb von zehn Minuten ausgehfertig war. Was sollte jetzt der Stress?
    ›Er wird wohl kaum gleich wieder gehen, weil ich eine falsche Hose anhabe.‹
    Ich machte mich fertig. Weiße Hose, schwarzes Top, Turnschuhe und rote Jacke. Wenigstens etwas Farbe. Ich legte einen hellen Lidschatten auf und tuschte mir die Wimpern. Mehr Make-up besaß ich nicht. Fertig! Ich betrachtete mich im Spiegel. »Gar nicht mal so übel, Baby!«

    Gemäß Murphys Gesetz stand mein Bus an jeder roten Ampel. Es gab einen Stau, bedingt durch eine Wanderbaustelle, und ich verpasste die U-Bahn. Empört wartete ich auf den nächsten Zug, der zudem Verspätung hatte.
    ›Wenn man einmal pünktlich sein will. Toll! Das nächste Mal nehme ich wieder mein Auto. Fahr ich halt im Notfall ins Parkhaus.‹
    Ich wusste, ich würde zu spät kommen. Aber okay, egal, nicht aufregen. Passiert. An der Hauptwache angekommen, hetzte ich die Treppen hoch. Bereits nach der Hälfte protestierte meine unsportliche Lunge.
    ›Mach lieber langsam, sonst stehst du gleich keuchend vor ihm.‹
    Wie verabredet stand er vor der Bank am Goetheplatz. Er sah umwerfend aus! Jeans, Turnschuhe, T-Shirt und braune Lederjacke.
    ›Hmm, lecker!‹
    Als er mich sah, lächelte er. Ich wollte zurück lächeln und verzog mein Gesicht zu einer hysterischen Fratze. Oh Mann, ich war so nervös. Josh strahlte aber eine wahnsinnige Ruhe aus, die angenehm war und sich auf mich übertrug.
    ›Er ist auch nur ein Mensch.‹
    Wir gingen in die ›Italian Bar‹, und ihm gefiel es dort gut. Das Essen schmeckte super. Ich bestellte eine Pizza. Salat und Pasta wollte ich vermeiden. Genau genommen wollte ich damit quer stehende grüne Blätter und wild herumspritzende Sauce vermeiden. Bei meinem Geschick hätte ich nach dem Essen die Hälfte der Sauce auf meinem Oberteil und die andere Hälfte in Joshuas Gesicht wiedergefunden.

    Als würden wir uns ewig kennen, quatschten wir sofort wie alte Freunde. Wir konnten endlos über Filme reden, da wir einen sehr ähnlichen Geschmack hatten. Ich fand total interessant, was er aus seinem Leben erzählte und versuchte, an den richtigen Stellen einen Joke zu machen. Was mir gut gelang! Er war ein ziemlicher Scherzkeks, und wir hatten den gleichen Humor. Meine Aufregung schwand von Minute zu Minute. Die Chemie stimmte. Nach dem Espresso bemerkte ich, wie spät es geworden war. Ich musste unbedingt die letzte Bahn bekommen. Die Verbindungen zu mir in den Vorort waren echt blöde.

    Josh ging zur Toilette. Gegen seinen Willen bezahlte ich währenddessen unser Essen, und er begleitete mich zum Bahnsteig.
    ›Ein echter Gentleman!‹
    Schmacht.
    Als wir unten am Gleis standen, fiel mir auf, dass ich mir keine Fahrkarte gekauft hatte. Nur noch zwei Minuten bis meine U-Bahn fuhr. Wir sprinteten die Treppen wieder hinauf, zurück auf die B-Ebene, und ich zog mir ein Ticket. Eine Typisch-Nadia-Aktion. Josh schmunzelte darüber. Erneut unten angekommen, wurde meine Bahn gerade angekündigt! Glück gehabt. Ich umarmte Jo zurückhaltend, bedankte mich für seine vorzügliche Gesellschaft. Er bedankte sich ebenfalls. Meine Bahn fuhr ein. Er ließ mich nicht los. Leicht spürte ich den Druck seiner Umarmung auf meinem Rücken.
    ›Mann, er riecht so gut!‹
    Als fast alle anderen Fahrgäste eingestiegen
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