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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition)
Autoren: Stefan Casta
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Arme gelegt, als würde sie weinen.
     
    GABRIEL (nicht im Bild)
    Was ist los?
     
    Dinah bleibt mit dem Kopf zwischen den Armen sitzen. Regungslos, wortlos.
     
    GABRIEL
    Los, mach schon, Dinah, wir …
     
    DINAH
    Hör endlich mit dieser beschissenen Filmerei auf, verdammt nochmal!
     
    Dinah steht auf, geht auf die Kamera zu.
     
    DINAH
    Hör auf! Hast du verstanden! Hör auf, verdammte Scheiße nochmal!
     
    Die Kamera bewegt sich rückwärts, filmt aber weiter.
     
    DINAH
    He, hör endlich auf!
     
    Dinah dreht sich plötzlich um und stürzt auf Red Bull zu, wirft sich auf eines der Beine und zerrt so heftig daran, dass die Statue ins Schwanken gerät.
     
    DAVID (nicht im Bild)
    Lass das, Dinah, das kann gefährlich sein!
     
    DINAH
    Du beschissenes Arschloch! Ich hasse dich! Hast du mich gehört! Ich hasse, hasse, hasse dich!
     
    GABRIEL (nicht im Bild)
    Pass auf!
     
    Die klapprige Bretterfigur schaukelt oberhalb von Dinah hin und her. Der rote Stein mit dem Gesicht bewegt sich mit, dann fällt er.
     
    GABRIEL
    Vorsicht!
    •
    Ich starre Benjamins mageren Körper an. Das kann nicht wahr sein, denke ich, denn der Anblick ist so unerwartet, so unwirklich. Ich weiß nicht, wie lange ich vor ihm auf den Knien liege. Wahrscheinlich weine ich, aber als ich die Tränen mit der Hand wegwische, merke ich, dass sie nicht nass wird. Ich schließe die Augen, verharre ganz still. Versuche, alles noch einmal zurückzuschrauben. Aber als ich die Augen öffne, liegt er immer noch regungslos vor mir. Er ist tot, denke ich.
    Nach einer wahren Ewigkeit richte ich mich auf und blicke über die Felder. Wenn er tatsächlich tot ist, denke ich, muss sich irgendjemand dort draußen befinden. Ein Feind, ein Mörder. Aber ich sehe nur die weite Ödnis, die dürren Unkrautstängel, die sandfarbene gelbliche Erde. Sonst nichts.
    •
    Ich starre Benjamins nackten, drahtigen Oberkörper an. Er ist zwar mager, aber ich weiß, wie zäh er ist. Er ist beharrlich, unermüdlich. Angepasst an ein Leben im Niemandsland.
War.
Nicht
ist
.
    •
    »Oma«, flüstere ich. »Du musst mir helfen. Das kannst nur du. Gott gibt es nicht, Gun-Helen will nicht, und Mama hat keine Zeit. Aber du hast Zeit. Du kannst es. Du bist die Einzige auf der ganzen Welt, die etwas tun kann. Die sieht, was wirklich los ist. Die
mich
sieht.
    Tust du das, Oma? Siehst du mich jetzt? Hörst du mich jetzt? Das glaube ich. Das will ich glauben, ich weiß nämlich, dass du immer, immer bei mir bist. Das spüre ich ganz stark. Ich kenne dich, Oma. Komm näher her. Komm herauf zu mir und hilf mir, Benjamin wieder aufzuwecken! Bitte, liebe Oma! Wir machen das gemeinsam. Wir versuchen es mit aller Kraft. Nur du kannst mir dabei helfen. Komm! Komm jetzt zu mir!«, flüstere ich.
    •
    Ich wische mir die Tränen mit den Fingern ab, aber es sind immer noch keine da. Dann streiche ich mit den Fingerspitzen über Benjamins Körper. Die dunkle Haut ist rau wie Sandpapier. Keine Spur von Blut ist zu sehen. Auch nicht auf den Brettern unter dem Körper. Hoffentlich ist er schnell gestorben. Dann hat man keine Zeit, um zu leiden, vielleicht nicht einmal, um etwas zu spüren und zu verstehen. Der plötzliche Tod ist der beste.
    •
    32 . SZENE. AUSSENAUFNAHME. TAG. BEI DER STATUE VON RED BULL.
    DINAH, DAVID, GABRIEL.
     
    Der schwere rote Stein löst sich und fällt herab. Dann wird das Bild von Gabriels Rücken verdeckt, weil Gabriel von seinem Platz hinter der Kamera hergelaufen kommt.
     
    GABRIEL
    Dinah!
     
    DAVID
    Was zum Henker …! Dinah!
     
    Ein dumpfes Poltern, als der Stein landet. Gabriel hat sich über Dinah geworfen. Der rote Stein liegt neben ihm.
     
    GABRIEL (schluchzt)
    Dinah, Dinah, Dinah!
     
    DAVID
    Ist sie unverletzt?
     
    GABRIEL (ohne sich umzudrehen)
    Alles okay.
     
    Plötzlich löst sich eines der Bretter der Statue und fällt zu Boden. Im nächsten Augenblick kracht die ganze Statue über Gabriel und Dinah zusammen. David stürzt hin und beginnt, die Bretter wegzuzerren.
     
    DAVID
    O Mann, so eine Scheiße! Ist euch was passiert?
     
    Gabriel steht auf und hilft ihm, die Bretter wegzuziehen. Er fängt an zu lachen.
     
    GABRIEL
    Alles paletti.
     
    DINAH
    Diese Scheißstatue. Ich hab doch gleich gesagt, wir sollen sie abreißen.
     
    GABRIEL (steht auf)
    Ich muss die Kamera ausmachen.
    •
    Ich will mich gerade wieder auf die Plattform sinken lassen, als meine Augen etwas registrieren, das sich auf der Veranda bewegt. Eines der toten Zwillingsmädchen ist
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