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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition)
Autoren: Stefan Casta
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meiner Brust bequem. Pompom ist schwarz und weiß und trägt ein rotes Halsband mit einem Glöckchen. Das trägt er, seit er klein war. Damals war es wegen der Spatzen. Aber das hat Pompom nie kapiert, er hat sie trotzdem gejagt. Katzen sind manchmal ein bisschen bescheuert. Damals kam Pompom immer angebimmelt wie das Milchauto, obwohl die Vögel schon längst davongeflattert waren. Inzwischen gibt es kaum noch welche. Höchstens Schwäne. Aber vor denen hat Pompom Angst. Ehrlich gesagt, fürchte ich mich auch ein wenig vor ihnen.
    Pompom ist dreizehneinhalb. Seinen Namen hab ich mir ausgedacht. Da staunst du, was?

Der Tag des Mondes
    Heute ist Montag, und das spüre ich von Kopf bis Fuß. Montag, der Tag, der mit einem Erdbeben anfängt und mit einer Beerdigung endet. Immer wenn man gerade alle Alltäglichkeiten und Pflichten vergessen hat und bloß in der Gegend herumchillt, kommt der Montag und brüllt einem ins Ohr. Aufstehn! Haare putzen! Zähne waschen! Duschen! Wasch den Bauch! Die Schenkel auch! Nicht unnötig onanieren! So Sachen denke ich mir aus, um den Montag reinzulegen, denn genau in dem Moment, wo er glaubt, ich sei so durch den Wind, dass ich nicht mehr weiß, wie ich heiße, genau da springe ich aus dem Bett und brülle zurück.
    Der beste Montag, an den ich mich erinnern kann, war, als Dinah ins Vogelnest kam. Sie kam in einem Taxi an, weil ihre Mutter keine Zeit hatte, sie zu fahren. Ihre Mutter ist Ärztin und operiert Leute, die Krebs haben, und ausgerechnet an dem Tag waren es viele. Dinah trug schwarze Jeans und eine coole schwarze Lederjacke. Ich hab sie gleich als Erstes gefragt, wo sie die gekauft hat, da hat sie mich bloß angefaucht: »Kann dir doch scheißegal sein, blöde Kuh!« Ich hatte ganz vergessen, dass Montag war. Dinah hatte schwarze Haare, die seitlich kurzgeschnitten waren, und einen langen schwarzen Pony, der ihr wie ein Rollo über die Augen hing. Außerdem hatte sie Brüste, die fürs ganze Vogelnest gereicht hätten. Das war David Beckhams Kommentar. Brüste sind mehr oder weniger sein Hauptinteresse. Aber Dinah hatte keine von diesen üblichen spitzen Titten, die man in gewissen Zeitschriften bewundern kann, ihre waren mehr wie Auberginen, wenn du weißt, was das ist. Auberginen sind mein Lieblingsgemüse. »Du müsstest sie dressieren, damit sie Männchen machen«, sagte David Beckham und starrte die Auberginen an. »Na, dann dressier du mal lieber deinen Pimmel, damit er Männchen macht, und führ ihn uns vor!«, sagte Dinah. David verstummte, während die anderen brüllten vor Lachen. Vielleicht hat er schon damals gecheckt, wer sie war. Aber kurz dachte ich echt, er würde es tun, ihn rausholen und uns vorführen, meine ich. David kann nämlich sehr spontan sein. Das weiß ich nur zu gut, schließlich sind wir zusammen.
    Dann kam Gun-Helen, unsere energische Rektorin, über den Korridor geflattert, legte den Arm um Dinah und verschwand mit ihr in Richtung Sekretariat. Mir war sofort klar, dass Dinah ein bisschen
speziell
war. Das sind fast alle hier, außer David, der
sehr
speziell ist.
    David blieb vor der Tür zum Sekretariat stehen. Ich wusste, dass er dort stehen bleiben würde, bis Dinah wieder herauskam. David ist dickköpfig wie ein Hund.
    »Komm jetzt, David!«, sagte ich und zerrte ihn davon. »Wir fangen an. Es ist Montag.«
    Aber ich glaube, so wie dieser Montag hatte noch keiner angefangen. Er kam mir viel mehr wie ein Mittwoch oder Freitag vor, und mir war klar, dass das an Dinah lag. Man sah ihr schon von weitem an, was für eine Marke sie war.
    Als sie ins Klassenzimmer kam, sagte Red Bull, sie solle sich neben mich setzen. David und ich dürfen nicht nebeneinandersitzen, weil wir dann bloß schmusen, darum war der Platz neben mir frei. David setzte sich oft trotzdem zu mir, aber dann kam Red Bull und baute sich mit verschränkten Armen vor uns auf, stinkwütend und knallrot im Gesicht. So blieb er dann stehen, bis David es aufgab und zu seiner Bank zurücktrottete.
    Der Name Red Bull stammt von mir. Weil unser lieber Lehrer immer knallrot wird, wenn er sich über irgendwas ärgert. Eigentlich heißt Red Bull Egon, er ist unser Klassenlehrer und unterrichtet Kreatives Schreiben. Mein Lieblingsfach.
    Als Dinah sich neben mich setzte, merkte ich, dass sie nach Zigarettenrauch roch. Ich sagte meinen Namen, weil ich es wichtig finde, dass man sich vorstellt.
    »Ich heiße Judit Kaspersson«, sagte ich und reichte ihr die Hand. »Dinah«, sagte sie, ohne
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