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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition)
Autoren: Stefan Casta
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Fitnessraum und eine Riesenterrasse, damit wir abends im Freien sitzen können.
    Wir haben die Pläne für das neue Gebäude gesehen und die Farben unserer neuen Zimmer ausgesucht. Meins soll grün werden, weil Grün irgendwie meine Lieblingsfarbe ist. Ein helles Grün. Ich muss mein Zimmer mit niemandem teilen, obwohl ich gerne mit Dinah zusammengezogen wäre. Sie und zwei andere Mädchen aus dem Kurs für bildnerisches Gestalten sollen ein Wandgemälde für eine Wand in der neuen Eingangshalle entwerfen und arbeiten schon an den Skizzen dafür.
    David und Gabriel haben anfangs oft beim Umbau mitgeholfen und geglaubt, sie wären eine große Hilfe, während allen anderen klar war, dass die beiden meistens bloß im Weg standen. Eine Zeitlang durften sie grüne Bretter für die große Terrasse tragen, aber als David mit einem Brett direkt in Gun-Helens Auto stiefelte, war damit Schluss. Jetzt schauen sie nur noch zu und tun so, als wüssten sie alles besser als wir Übrigen. Ich glaube ja, sie haben von den Bauarbeitern vor allem dreckige Witze gelernt.
    Dinah und ich wohnen im Roten Haus, aber ziemlich weit auseinander. Abends sitze ich meistens bei Dinah im Zimmer, höre Musik und schaue zu, während sie an dem Entwurf für das Wandgemälde arbeitet. Sie kann unfassbar gut zeichnen, und ich sage ihr immer wieder, dass sie mal eine große Künstlerin werden wird. Dann hebt sie den Kopf und sieht mich an und zuckt die Schultern. Im Kunstunterricht sitzt sie manchmal mit verschränkten Armen da, kaut Kaugummi und starrt vor sich hin. Da ist sie dann fast unerreichbar, als würde sie irgendwohin verschwinden. In einen inneren Raum hinein oder hinaus in eine große Dunkelheit. Als das zum ersten Mal passierte, bin ich wahnsinnig erschrocken. Aber inzwischen weiß ich, dass es vorbeigeht. Man muss sie nur in Ruhe ihre inneren Kämpfe austragen lassen. Unser Kunstlehrer tut das. Aber ich sehe, wie es ihn verunsichert und verwirrt. Ich glaube, er kapiert null, wenn es um Dinah geht.
    Und ich glaube, Gabriel ist in Dinah verliebt. Manchmal steht er nur da und starrt Dinah und mich an. Oder besser gesagt Dinah. Wahrscheinlich checkt er nicht, dass man ihm das ansieht. Oder er bildet sich ein, er wäre unsichtbar. »Hör mit dem Geglotze auf!«, hab ich ihm einmal zugezischt, aber natürlich hat er nichts kapiert. Jungs kapieren sehr wenig. Auch wenn er ziemlich süß ist, müsste er doch checken, dass Dinah nicht mit ihm zusammen sein will. Dinah will nur mit mir zusammen sein, mit sonst niemandem.

Der Tag der Venus
    Der coolste Tag ist der Freitag. F wie in Fahrt, F wie in Fest, F wie in frei. David kann noch mehr F-Wörter. »Fucking Friday!«, schreit er manchmal durch den Flur. Freitag, Sonntag, Montag, das sind die deutlichen Tage. Die übrigen kann ich kaum auseinanderhalten. Freitag fahre ich immer nach Hause. Nach Hause zu Pompom! Er kommt mir an der Tür entgegen und streicht mir so aufgeregt um die Beine, dass ich fast die Tasche auf ihn fallen lasse. Geliebter Pompom, ohne dich wüsste ich nicht, was ich tun sollte. Ich glaube, ohne David käme ich klar, aber ohne Pompom nie. Als ich das mal gesagt habe, ist David stinksauer geworden. Für ihn ist Pompom nur ein Kater. Aber Pompom ist ein kluger Kater. Wenn David ihn streichelt, schlägt er ihm manchmal die Krallen in die Hand. Dann schreit David so laut, dass meine Eltern angerannt kommen. Die Wochenenden verbringt David oft bei mir zu Hause. Nur manchmal nicht, wenn er ins Training muss oder in die Probe.
    David hat eine phantastische Stimme und singt in einem Chor. Sie singen oft in der Kirche, und im Sommer verreisen sie und nehmen an Festivals teil. Für David ist das gar nichts. Seine Stimme ist sozusagen angeboren, ein natürlicher Teil seiner Person und nichts, worüber er sich Gedanken macht. Eigentlich singt er nicht mal besonders gern. Jedenfalls nicht so gern, wie er Fußball spielt. Seine Eltern und ich haben ihn gemeinsam dazu überredet, sich in der Vogelnestschule zu bewerben. Aber er hat sich geweigert, in die Musikklasse zu gehen, und probt nur am Freitagnachmittag mit ihnen.
    Die Lehrer finden den Freitag auch cool, das merkt man. Ich glaube, freitags dopen sie sich mit Torte und Kuchen oder nehmen im Lehrerzimmer irgendwelche Drogen, jedenfalls sind sie immer viel fröhlicher und ausgeglichener als sonst. Am meisten merkt man das am Ganser. Den Namen hab ich erfunden, weil er Martin heißt. Eine Martinsgans, ein Martinsganser! Er ist der
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