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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition)
Autoren: Stefan Casta
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Hintergrund dichtes Gestrüpp aus Silberbüschen, dahinter die Silhouette des wieder aufgebauten Red Bull.
     
    DINAH (nicht im Bild)
    Wir könnten die Statue genauso gut abreißen.
     
    GABRIEL (nicht im Bild)
    Warum denn das?
     
    Das wacklige Bild wandert, während Gabriel spricht. Die Kamera hält an, zeigt Dinah in einer unscharfen Nahaufnahme. Dann wird ihr Gesicht scharf.
     
    DINAH
    Das ist doch total sinnlos. Hier kommt sowieso nie jemand vorbei, der sie sieht, und wir könnten die Bretter anderweitig brauchen.
     
    DAVID (nicht im Bild)
    Hör auf, Dinah! So darfst du nicht reden.
     
    DINAH
    Aber so ist es doch. Wir sind hier gefangen. Was wir auch tun, nichts verändert sich. Die Zeit vergeht, und trotzdem bleibt alles gleich. Hier gibt es keine Zeit.
     
    GABRIEL (nicht im Bild)
    Das stimmt nicht. Die Schweine haben Junge gekriegt. Wir haben die verwilderten Kinder bei uns aufgenommen. Wir jagen Ratten. Die ganze Zeit passiert was. Wir werden es schaffen!
     
    DINAH (schreit)
    Ja, kapierst du das denn nicht, das denken wir uns doch nur aus! Judit glaubt sowieso, alles ist nur ein Traum. Weil alles ringsum immerzu gleich bleibt. Das hier ist ein Albtraum, Gabriel!
     
    Dinah bricht in Tränen aus.
     
    Die Kamera wackelt, und Dinah verschwindet aus dem Bild. Die Kamera wandert über den Horizont und zoomt die Statue von Red Bull heran.
     
    DAVID (nicht im Bild, aus einiger Entfernung)
    Komm jetzt!
    •
    Hänfling füllt die Teller mit dampfender Suppe. Ich gehe nach draußen, um Benjamin zu fragen, ob er noch eine Weile Wache schieben kann. Gabriel ist als Nächster an der Reihe, aber er ist noch nicht vom Floß zurückgekehrt. Ich bleibe kurz auf dem Hof stehen und horche, ob ich sie kommen höre, aber ringsum ist nichts als hallende Leere. Warum haben sie sich wohl verspätet? Sie müssten schon längst wieder hier sein. Ich gehe zur Ulme und rufe zu Benjamin hinauf: »Soll man dich jetzt ablösen, oder kannst du warten, bis Gabriel kommt?«
    Als er nicht antwortet, rufe ich aufs Neue: »Hu, hu! Bist du da oben etwa eingeschlafen?«
    Ich spähe zur Plattform hinauf, sehe oder höre aber nichts von Benjamin. Ein unangenehmes Gefühl krallt sich in meine Brust.
    »Benjamin!«, rufe ich so laut, dass Hänfling auf den Hof herauskommt.
    »Was ist los?«
    »Er antwortet nicht.«
    »Ich kann raufklettern«, sagt Hänfling.
    Ich schüttle den Kopf. »Geh rein und iss weiter, ich mach das schon. Er ist bestimmt nur eingeschlafen.«
    Aber während ich an den kräftigen Ästen der Ulme nach oben klettere, schwindet diese Selbstsicherheit genauso schnell, wie ein Blatt zu Boden fällt. Als ich den Ausguck erreiche, habe ich heftiges Herzklopfen.
    »Ich bin’s nur«, sage ich, als ich mich auf die Plattform hinaufhieve.
    Genau wie ich vermutet habe, liegt er ausgestreckt da und schläft. Er liegt auf dem Bauch, mit der Stirn auf den Brettern. Das sieht unbequem aus.
    Er muss total erschöpft sein, sage ich mir. Plötzlich sehe ich, dass er eigenartige Flecken am Hals hat. Dann fasse ich seine Schulter an und schüttle sie vorsichtig.
    »Wach auf!«, sage ich. »Wach auf, Benjamin!«
    Aber Benjamin wacht nicht auf. Er zeigt mit keiner noch so kleinen Regung, dass er mich hört, und dieses scheußliche Gefühl von Unwirklichkeit, das ich schon so gut kenne, schlägt mit voller Wucht zu.
    »Benjamin!«, schreie ich. »Wach auf!«
    Als er nicht reagiert, rolle ich den dünnen Körper vorsichtig auf den Rücken. Der Anblick, der sich mir bietet, bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen, und dennoch trifft es mich wie ein Hieb in die Magengrube.
    Benjamin ist tot.
    •
    30 . SZENE. AUSSENAUFNAHME. TAG. STRAND.
    DAVID, DINAH (GABRIEL).
     
    Lange, weiche Dünungen bewegen das Meer. Etwas weiter draußen im Wasser dümpelt das Floß, auf dem ein großes Holzhaus errichtet ist. David watet mit ein paar schwankenden Brettern auf der Schulter hinaus. Die weißen Vögel hängen wie ein Badetuch über ihm.
     
    DAVID (ruft der Kamera zu)
    Hör jetzt damit auf und hilf mir lieber!
     
    GABRIEL (nicht im Bild)
    Wir müssen mit Dinah reden. Ihr geht’s nicht gut.
     
    DAVID
    Was hast du gesagt?
     
    GABRIEL (schreit)
    Dinah geht’s wieder schlecht! Wir müssen mit ihr reden!
     
    DAVID
    Wo ist sie?
     
    GABRIEL (nicht im Bild)
    Oben bei der Statue.
    •
    31 . SZENE. AUSSENAUFNAHME. TAG. BEI DER RED-BULL-STATUE.
    DINAH, DAVID, (GABRIEL).
     
    Dinah sitzt an das eine Bein von Red Bull gelehnt. Sie hat den Kopf zwischen die
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