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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman
Autoren: H kan Nesser
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testen wollte, ob er sich als arbeitsfähig erweisen würde, konnte er den Stier genauso gut bei den Hörnern packen und gründlich vorgehen.
    Arnold Morinder wurde 1953 geboren. Zum Zeitpunkt seines Verschwindens war er folglich 54 Jahre alt, jedenfalls fast, und sein Leben war bis dahin ein wenig glamouröses Abenteuer gewesen. Zumindest wenn man Inspektor Sorgsens knappen Formulierungen Glauben schenken mochte, und es gab gute Gründe, dies zu tun. Sorgsen neigte nicht zu Übertreibungen, aber in seinem Bemühen um Sachlichkeit und Korrektheit ließ er in der Regel kein Detail außer Acht.
    Arnold wurde als einziges Kind von Alfons und Anna Morinder in Kymlinge geboren. Sein Vater war Schmied, die Mutter hatte eine Reihe verschiedener Arbeitsstellen in Kymlinge gehabt, vor allem als Raumpflegerin, und die beiden waren innerhalb von zwei Jahren gestorben, als Arnold gut zwanzig Jahre alt war. Die Eltern waren beide über vierzig gewesen, als ihr Sohn zur Welt kam, weitere Aufzeichnungen über sie gab es nicht.
    Arnold hatte 1969 die neunjährige Gesamtschule abgeschlossen, der eine zweijährige Ausbildung zum Elektriker am Fachgymnasium Samsö folgte. In seinem Berufsleben war er bei insgesamt vier verschiedenen Elektrobetrieben angestellt gewesen, drei in Kymlinge und Umgebung, einer in Göteborg in den Neunzigern. Als er verschwand, arbeitete er seit sechs Jahren für Elektrik Buttro, einem recht angesehenen Betrieb mit Sitz im Industriegebiet Gripen, der je nach Konjunkturlage zehn bis fünfzehn Angestellte beschäftigte.
    Im März 1983 vermählte sich Arnold Morinder mit einer Frau namens Laura Westerbrook. Die Ehe blieb kinderlos und wurde bereits anderthalb Jahre später wieder geschieden. Nachdem er sein Elternhaus verließ und bis er mit der früheren Mörderin zusammenzog, hatte Morinder in einer Zweizimmerwohnung in der Norra Kyrkogatan gewohnt. Auch in der kurzen Phase mit seiner ersten Frau. Während seiner Jahre in Göteborg – zwischen 1989 und 1996 – hatte er die Wohnung untervermietet.
    Danach ging es zurück in die Kyrkogatan und zehn Jahre später in die Valdemar Kuskos gata 40.
    Also hat sie die gemeinsame Wohnung behalten, dachte Gunnar Barbarotti und fragte sich, worauf das schließen ließ. Vermutlich auf absolut nichts.
    Laura Westerbrook? Wer immer sie war, sie musste ausländischer Herkunft sein. Vielleicht englischer, vielleicht auch amerikanischer. Er notierte sich, dass er sie ausfindig machen würde.
    Das Sommerhaus am Kymmen, von dem aus Arnold später verschwand, hatten seine Eltern bereits in den fünfziger Jahren erworben, und es wurde, auch von Ellen Bjarnebo, immer nur die Fischerhütte genannt. Angeln war denn auch das einzige bekannte Hobby Morinders gewesen, und den vorliegenden Informationen zufolge hatte es sich darauf beschränkt, mit einem schlanken Holznachen auf den Kymmen hinauszurudern und zu versuchen, mit einer Spinnangel Barsche oder Hechte herauszuziehen oder einfach nur die Angelrute ins Wasser zu halten, vorzugsweise Letzteres.
    Wie Ellen Bjarnebo und Arnold Morinder sich kennen gelernt hatten, ließ sich Sorgsens Darstellung nicht entnehmen. Nur so viel, dass sie sich in einer Gaststätte begegnet und ins Gespräch gekommen waren. Eventuell ließ sich noch herauslesen, dass die frühere Mörderin in diesem Punkt nicht sehr mitteilsam gewesen war. Sie und Arnold hatten sich regelmäßig gesehen und waren nach einem Jahr zusammengezogen, das war alles. Lebte man nicht in einem freien Land?
    Barbarotti seufzte und blätterte um.
    Zu dem Tag, an dem Morinder verschwand, waren die Informationen beinahe ebenso dünn gesät. Weil das Wetter schön war, hatte das Paar das Wochenende in der Fischerhütte verbracht – beide hatten darüber hinaus noch eine weitere Woche Urlaub –, und gegen eins am Sonntagmittag hatte Morinder sein Moped genommen, eine alte, blaue Zündapp, war die gut drei Kilometer in westlicher Richtung auf Landstraße 272 zur Tankstelle in Kerranshede gefahren und hatte sich dort eine Zeitung gekauft. Er hatte die Tanke kurz vor halb zwei verlassen und war danach nie mehr gesehen worden. Dem Mädchen an der Kasse zufolge hatte er sich wie immer benommen und war nicht besonders gesprächig gewesen, aber wenn sie sich richtig erinnerte, hatten sie sich dennoch darauf geeinigt, dass das Wetter in der letzten Zeit ungewöhnlich schön gewesen war. Sie erkannte sowohl Morinder als auch sein Moped, denn während des Sommerhalbjahrs war er ein zwar
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