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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht
Autoren: Agatha Christie
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Güte! Hast du diese Geschichte immer noch im Kopf?«
    »Immerhin, Mary Jordan ist gestorben. Das wissen wir genau. In dem Buch steht, dass es kein natürlicher Tod war. Und deswegen muss sie irgendwo begraben sein, oder etwa nicht?«
    »Zweifellos«, meinte Tommy, »es sei denn, sie liegt hier im Garten.«
    »Das halte ich für nicht sehr wahrscheinlich, weil ich glaube, dass nur der Junge, dieser Alexander, Bescheid wusste. Er muss sich für sehr schlau gehalten haben. Aber wenn er der Einzige war, der sich das überlegt hatte – also, ich meine, niemand sonst ist vermutlich darauf gekommen. Sie ist demnach einfach gestorben, normal beerdigt worden und kein Mensch hat ein Wort darüber…«
    »Keiner hat behauptet, es wäre nicht mit rechten Dingen zugegangen?«, schlug Tommy vor.
    »Ja, irgend so etwas – vergiftet, oder ein Schlag auf den Kopf, ein Sturz über eine Klippe, vielleicht ein Autozusammenstoß. Da gibt es viele Möglichkeiten.«
    »Die dir alle sofort einfallen«, sagte Tommy. »Ein Glück, dass du ein weiches Herz hast, Tuppence, und nicht zum Spaß diese Möglichkeiten durchprobierst.«
    »Auf dem Friedhof liegt keine Mary Jordan. Es waren überhaupt keine Jordans da.«
    »Wie bedauerlich. Sag mal, ist dein Braten bald fertig? Ich habe schrecklichen Hunger und es riecht köstlich.«
    »Du brauchst dir nur noch die Hände zu waschen, dann können wir essen.«

4
     
    » V iele Parkinsons liegen auf dem Friedhof«, sagte Tuppence beim Essen. »Mehrere Generationen; die Zahl ist beachtlich. Alte, junge, verheiratete – es wimmelt von Parkinsons. Und Capes und Griffins und Underwoods und Overwoods. Komisch, dass beide Sorten von Woods vertreten sind, was?«
    »Ich hatte einen Freund namens George Underwood«, stellte Tommy fest.
    »Ja, Underwoods habe ich auch gekannt, aber keine Overwoods.«
    »Männliche oder weibliche?«, fragte Tommy etwas interessierter.
    »Ein Mädchen, Rose Underwood.«
    »Rose Underwood.« Tommy lauschte dem Klang des Namens nach. »Das passt nicht besonders gut zusammen.« Einen Augenblick später fügte er hinzu: »Nach dem Essen muss ich den Elektriker wieder anrufen. Pass oben auf dem Treppenabsatz auf, Tuppence, sonst brichst du ein!«
    »Dann sterbe ich eines natürlichen oder auch eines unnatürlichen Todes. Eins von beiden.«
    »Tod aus Neugier«, sagte Tommy. »Neugier ist gefährlich.«
    »Bist du nie neugierig, Tommy?«
    »Ich sehe einfach keinen Anlass zur Neugier. Was gibt es zum Nachtisch?«
    »Sirupkuchen.«
    »Mein Kompliment, Tuppence, es war ein köstliches Essen.«
    »Ich freue mich, wenn es dir geschmeckt hat.«
    »Was ist mit dem Paket vor der Hintertür? Ist es etwa der Wein, den wir bestellt haben?«
    »Nein, es sind Blumenzwiebeln.«
    »So?«
    »Tulpenzwiebeln. Ich muss gleich mal mit dem alten Isaac sprechen.«
    »Wo willst du sie denn einpflanzen?«
    »Ich dachte rechts und links vom Mittelweg.«
    »Der arme alte Kerl. Ich habe immer Angst, er fällt im nächsten Augenblick tot um«, sagte Tommy.
    »Nicht die Spur. Isaac ist zäh. Übrigens scheint das eine Eigenschaft von Gärtnern zu sein. Sehr gute Gärtner, habe ich festgestellt, laufen erst zur Hochform auf, wenn sie über achtzig sind. Aber wenn ein blühend aussehender junger Mann von etwa Mitte dreißig sagt, er wollte immer schon gern im Garten arbeiten, kannst du sicher sein, dass er nicht viel tut. Die wollen immer nur ein paar Blätter zusammenrechen. Wenn man von ihnen mehr verlangt, behaupten sie einfach, es wäre nicht die richtige Jahreszeit. Und da man meistens nicht weiß, wann die richtige Jahreszeit ist – ich wenigstens nicht –, kommt man nie gegen sie an. Aber Isaac ist großartig! Er weiß einfach alles. Es müssten übrigens auch Krokusse dabei sein. Am besten sehe ich mal nach. Isaac kommt gleich. Er wird es mir erklären.«
    »In Ordnung«, sagte Tommy. »Ich leiste dir später Gesellschaft.«
    Tuppence und Isaac verstanden sich glänzend. Die Blumenzwiebeln wurden ausgepackt und Beratungen abgehalten, wo die Pflanzen am besten zur Geltung kämen; erst die frühen Tulpen, die schon Ende Februar das Herz erfreuen würden, dann die hübschen Papageientulpen mit den ausgefransten Blütenblättern, dann eine Sorte, die, so viel Tuppence verstand, Viridiflora hieß, besonders schön und langstielig war und Ende Mai bis Anfang Juni blühte. Da sie nur grün blühte, sollte sie in einem hinteren Teil des Gartens gepflanzt werden, um dann für interessante Sträuße im Wohnzimmer
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