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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht
Autoren: Agatha Christie
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nickte. »Also: Als ich mich an Androclus und den Löwen erinnerte… es war ein Buch mit Tiergeschichten, ja, von Andrew Lang. Ach, habe ich das geliebt! Dann gab es da eine Geschichte, die hieß Ein Tag meines Lebens in Eton, von einem Schüler aus Eton. Warum ich das lesen wollte, weiß ich nicht mehr, aber ich wollte es unbedingt. Es war eines meiner Lieblingsbücher. Dann die klassischen Heldensagen und die Bücher von der Molesworth, Die Kuckucksuhr, Die Farm zu den vier Wi n den…«
    »Nun, das reicht wohl«, sagte Tommy. »Ich brauche keine genaue Aufstellung deiner literarischen Freuden in frühester Jugend.«
    »Ich meine ja nur, dass die Bücher heute nicht mehr zu bekommen sind. Es gibt zwar hin und wieder Neuauflagen, aber dann sind sie oft verändert und haben andere Bilder. Stell dir vor, neulich hätte ich Alice im Wunderland beinahe nicht wiedererkannt. Die Illustrationen sahen so merkwürdig aus. Gewisse Kinderbücher sind immer noch zu haben, die von der Molesworth, alte Märchenbücher oder Stanley Weyman. Von ihm sind übrigens viele Bände hier geblieben.«
    »Na schön, es war für dich eine große Versuchung. Und du hieltest es für einen guten Kauf.«
    »Nicht nur gut, sondern auch billig, wirklich. Ja, und da sind sie nun, zusätzlich zu unseren eigenen Büchern. Es sind so schrecklich viele, dass sie kaum alle in die Regale passen werden, die wir uns haben machen lassen. Was ist mit deinem Privatheiligtum? Ist dort noch Platz?«
    »Nein, keinesfalls«, sagte Tommy. »Es reicht nicht mal für meine eigenen.«
    »Oje! Das sieht uns wieder ähnlich. Ob wir noch ein Zimmer anbauen sollten?«
    »Nein. Wir wollten anfangen zu sparen. Darüber haben wir vorgestern noch gesprochen. Erinnerst du dich nicht?«
    »Ach, das war vorgestern«, sagte Tuppence. »Fürs Erste werde ich alle Bücher, von denen ich mich nicht trennen kann, hier in die Regale stellen. Und dann – dann sortieren wir die übrigen durch. Vielleicht gibt es in der Nähe ein Kinderkrankenhaus oder wir finden irgendeinen Ort, wo sie sich über Bücher freuen.«
    »Wir könnten sie verkaufen«, sagte Tommy.
    »Ich fürchte, diese Art Bücher wird keiner kaufen wollen. Ich glaube, es ist kein einziges wertvolles darunter.«
    »Sei nicht so sicher. Du kannst Glück haben, Tuppence. Vielleicht ist ein vergriffenes Buch dabei, der lang gehegte Wunschtraum eines Buchhändlers.«
    »Inzwischen müssen wir sie aufstellen und sie uns genau ansehen. Wie soll ich sonst wissen, was ich behalten möchte und an welche ich mich erinnere. Ich werde versuchen, sie wenigstens oberflächlich etwas zu sortieren – zum Beispiel: Abenteuerbücher, Märchen, Kindergeschichten und -reime und Erzählungen aus Internatsschulen, in denen alle Kinder immer so reich sind. Dann sind Bücher dabei, die wir Deborah vorgelesen haben, als sie klein war. Was haben wir alle Puh, der Bär geliebt!«
    »Ich fürchte, du überanstrengst dich«, meinte Tommy. »Du solltest jetzt lieber aufhören.«
    »Ja, vielleicht«, gab Tuppence zu. »Aber ich würde gern diese Wand noch fertig machen, wenigstens die Bücher noch hineinstellen…«
    »Ich helfe dir.«
    Tommy trat zu ihr, kippte eine Kiste so schräg, dass die Bücher hinausglitten, lud sich die Arme voll und stellte sie in die Fächer. »Ich richte sie nach der Größe aus. Es sieht ordentlicher aus.«
    »Na, so was kannst du nicht sortieren nennen«, wandte Tuppence ein.
    »Das reicht, wenn man fertigwerden will. Später können wir es gründlicher machen. An einem Regentag, an dem wir sonst nichts zu tun haben.«
    »Der Ärger ist, dass wir immer was zu tun haben.«
    »So, jetzt sind wieder sieben Stück untergebracht. Nun bleibt nur noch die Ecke dort oben. Würdest du mir mal eben den Holzstuhl rüberbringen? Hält er mein Gewicht aus? Dann könnte ich nämlich auch das oberste Regal voll stellen.«
    Vorsichtig kletterte er auf den Stuhl. Tuppence reichte ihm einen Stapel Bücher. Er stellte sie sorgfältig ins oberste Fach, nur die letzten drei glitten ihm aus der Hand und landeten knapp neben Tuppence auf dem Fußboden.
    »Au!«, sagte Tuppence. »Das tut einem geradezu weh.«
    »Entschuldige. Du hast mir zu viele auf einmal gegeben.«
    »Das sieht sehr schön aus!« Tuppence trat einen Schritt zurück. »Die hier brauchst du nur noch ins zweitunterste Fach zu stellen. Da ist eine Lücke. Dann wäre auch diese Kiste leer. Großartig! Damit ist ein Teil der gekauften Bücher ausgepackt. Vielleicht finden wir
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