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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition)
Autoren: Nina Suslik
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Handlungen darauf haben ebenso wenig. Es ist wie es ist und du musst einen Weg finden damit umzugehen und zu begreifen, dass immer viele Dinge ineinander greifen. Niemand ist allein für das Schicksal der Welt verantwortlich. Und nur nebenbei: Das Ganze hat dein Leben in keiner Weise besser gemacht. Du hast genug gelitten für zwei Leben! Du magst gerne denken, dass es jedem schlechter geht als dir, aber denk mal darüber nach! Denk an alles, was passiert ist.“ Seine Stimme hatte sich noch immer nicht beruhigt und ich wagte es nicht darauf etwas zu erwidern. „Mein Gott, das war die Hölle! Und trotzdem redest du so ein absurdes Zeug. Aber wenn dir das irgendwie hilft: Ich werde immer für dich da sein und wenn du wieder das Gefühl hast dich für alles und jeden verantwortlich fühlen zu müssen, bin ich gern bereit diese prachtvolle Ehrenlast mit dir zu teilen. Okay?“ Seine Stimme wurde wieder weich und er suchte nach meinem Blick. Er meinte es ernst. Das wusste ich. Er würde mich nach allem, was wir durchgemacht hatten, nicht einfach alleine lassen und er wollte, dass ich mich besser fühlte. Aufhörte mich schuldig zu fühlen. Und tatsächlich halfen seinen Worte. Sie löschten die Schuldgefühle nicht komplett aus, aber sie zeigten mir eine Richtung. Ich konnte daran arbeiten. Das musste ich wohl auch, sonst würden mich diese Gedanken irgendwann verrückt machen. Ich wollte nicht einmal mehr darüber reden. Schluss mit dem Selbstmitleid.
             „…Du glaubst also an Gott ?“ Sagte ich mit einem verstohlenen Lächeln.
             „Klar. Was ist daran so witzig?“
             „Gar nichts. Es… kommt nur unerwartet.“ Gab ich zu. Aljoscha kratzte sich am Kinn und fing dann wieder zu lachen an.
             „Es ist für mich einfach ein beruhigender Gedanke, dass ich vielleicht doch von einer hören Macht beseelt wurde und nicht einfach das Produkt von Laborarbeiten bin. Nichts weiter.“
             „Du musst das nicht rechtfertigen. In Europa gibt es keine Kirchen mehr und die Leute glauben nicht wirklich an… irgendwas. Ich auch nicht… um ehrlich zu sein. Deswegen ist es für mich aber kein absurder Gedanke. Ich kann das Konzept durchaus nachvollziehen.“
             „Wenn es dich nicht stört, stört es mich auch nicht.“ Sagte er lapidar. Ich schüttelte nur den Kopf. Es erstaunte mich, doch stören tat es mich nicht. Ich verstand davon gar nicht genug, um mich dadurch gestört zu fühlen.
             „Wie kommt es, dass du das nie erwähnt hast? Sollte man so etwas als Soldat besser nicht zugeben?“
             „Es erschien mir einfach nicht wichtig… Es ist nicht wichtig.“ Sagte er schulterzuckend und ich fragte nicht weiter. Es war tatsächlich nicht wichtig, doch ich liebte jede kleine Tatsache, die ich neu an ihm entdecken konnte. Es lag so eine Leichtigkeit und so eine Normalität darin. Ich hatte nie viel über mich gesprochen oder nur selbst nachgedacht und im Umkehrschluss hatte ich anderen Leuten nie viele Fragen über ihr Privatleben gestellt. Es gehörte zu den Grenzen, die ich einfach nicht überschreiten wollte. Jetzt wollte ich es. Ich wollte jede Erfahrung, die ich bekommen konnte, wenn sie Normalität bedeutete. Immerhin hatte ich es Radu versprochen und dieses Versprechen wollte ich auch halten. Wenn nun tatsächlich andere Zeiten vor mir lagen, dann wollte ich auch etwas ändern.
             „Wohin genau gehen wir jetzt eigentlich?“
             „Das hab ich dir doch bereits gesagt.“
             „Wir sind jetzt in Russland. Und weiter? Ich meine, wohin genau?“
    Anstatt mir eine Antwort zu geben, grinste Aljoscha nur vor sich hin. „Würdest du mich bitte einweihen?“ Bohrte ich weiter.
             „Hast du schon einmal Schnee gesehen?“ Fragte er mit einem breiten Grinsen.
             „Du meinst in echt?“
             „Natürlich in echt!“ Erwiderte er lachend.
             „Nein.“ Sagte ich schließlich knapp und ehrlich. In meiner Heimat war es manchmal unerträglich heiß und schwül, aber Schnee gab es zu keiner Jahreszeit. Zumindest nicht, dass ich mich entsinnen konnte und wo anders war ich nie gewesen. Die Winter waren einfach nicht kalt genug.
             „Nun ja, das kannst du bald nicht mehr behaupten.“ War seine Antwort darauf.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
    Epilog

 
    Ich
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