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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition)
Autoren: Nina Suslik
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strich mit den Fingern vorsichtig über ihre nackte Haut. Sie hatte sich in die Felle gekuschelt, aber ihr Rücken war noch entblößt. Das offene Feuer gab ihrer Haut einen bronzenen Ton. Milla in diesem Bett. Schlafend. Es war einfach ein wunderbarer Anblick.
    Sieben Monate waren wir nun schon hier draußen in dieser Einöde aus Schnee und noch mehr Schnee und seit gut einem Monat fühlte sie sich endlich sicher genug, um alleine zu schlafen. Nicht, dass es mich gestört hatte sie in den Armen zu halten bis sie endlich zur Ruhe gekommen war, aber dass sie sich nun vollkommen sicher fühlte, war das kleine Opfer wert. Ich musste schmunzeln.
    Meine Finger wanderten ihre Wirbelsäule hinunter und wieder rauf. Solange ich diesen Anblick genießen konnte, war es mir nicht möglich mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Also Schluss damit. Ich musste heute noch irgendwas erschießen, sonst würde es wieder nur Kartoffeln geben und die fing ich langsam leidenschaftlich zu hassen an. Und niemand sollte so etwas Banales wie Kartoffeln mit so viel Inbrunst hassen müssen.
    Ich beugte mich noch einmal zu ihr runter und drückte meine Lippen auf ihr Schulterblatt, bevor ich aufstand und mich anzog. Es war schon wieder etwas kühl geworden. Erst einmal musste ich noch ein paar Holzscheitel nachlegen, dann konnte ich gehen. Milla gab ein heiseres Stöhnen von sich und wühlte langsam ihr Gesicht aus den Fellen. Sie sah verschlafen zu mir rauf und ich konnte nicht anders, als zu grinsen. Sie sah so niedlich aus, wenn ihre Augen noch ganz klein vor Müdigkeit waren.
             „Wo gehst du hin?“ Fragte sie leise und mit kratziger Stimme. Dann ergriff sie meine Hand und küsste die Spitzen meiner Finger. Erst, als sie wieder losließ zog ich mich weiter an. Niemals würde ich freiwillig eine Berührung von ihr aufgeben.
             „Gesellschaft für die Kartoffeln besorgen.“ Erwiderte ich. Sie zog die Augenbrauen zusammen und sah mich weiter fragend an. Wie ich es liebte sie mit diesen sinnlosen Wortspielen zu verwirren. Ihre Augen bekamen dann immer den süßesten Ausdruck von Nachdenklichkeit. Es fiel einfach schwer dieser Mischung aus Unschuld und geistiger Stärke nicht zu erliegen. „…Etwas jagen.“ Stellte ich klar, konnte mir dabei aber ein Lachen nicht verkneifen.
             „Wie wär’s mit Kaninchen?“ Fragte sie verschlafen, während ich meine Hose zuknöpfte. War das ihr ernst? Sie hatte erst vor kurzem angefangen Scherze mit mir zu machen. Meistens in einem Tonfall, der mich nicht wirklich zwischen Scherz und Ernst unterscheiden ließ. War ich auch so? Nein, das konnte nicht sein. Oder? Ach egal! Was ich darauf erwidern sollte, war eher die Frage. Ich wollte sie jeden Tag mindestens einmal zum Lachen bringen. Das war schon schwer genug. Sie war so wenig vorhersehbar wie ihre Scherze, aber ich mochte Herausforderungen.
             „Wie wär’s mit Einhorn? Ich glaube nicht, dass ich nach Menüwunsch arbeiten kann. Hast du mal nach draußen gesehen? Da gibt es nur eine Menge Nichts unter Schnee und auf dem Schnee noch mehr Nichts. Wenn ich überhaupt was finde, das ich erschießen kann, dann ist das schon der Hauptgewinn.“ Erwiderte ich. Sie steckte das Gesicht wieder in die Pelze. Versteckte sie ein Lächeln? Was sollte das denn? Das war nicht fair. Sie sah mich wieder an und ich schaute so ernst, wie ich bewerkstelligen konnte. Das Spielchen konnten auch zwei spielen.
             „Du bist doch ein ganzer Kerl. Du schaffst das schon.“ Sagte sie kichernd und brach dann in ein leises Lachen aus. Ich hätte vermutlich gekränkt sein sollen, aber dass sie lachte war jeden Scherz auf meine Kosten wert. Sie musste so viel in ihrem Leben durchleiden und sie konnte oder wollte nicht einmal realisieren, dass ich ihr das zugemutet hatte. Ich hatte sie wider besseres Wissens ausgewählt, weil ich sie haben wollte. In meiner Nähe. In meinem Leben, das ich überhaupt erst als solches bezeichnen konnte, weil sie darin war. Ich war ein verdammter Egoist, aber wenn es um sie ging, dann war mir das auch verdammt egal. Ich brauchte sie und sie brauchte mich. In diese Rechnung passte ohnehin keine Logik.
             „Danke für den Vertrauensvorschuss.“ Sagte ich optimistisch. Dann warf ich noch zwei Holzscheitel nach und ließ die Klappe des Ofens offen, bevor ich den Rest meiner Thermokleidung anzog. Obwohl längst alle Spuren der Brandverletzungen verschwunden
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