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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition)
Autoren: Nina Suslik
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zumindest große Sorgen um sie. Er hatte gewollt, dass sie uns begleitet. Und definitiv wollte er nicht, dass sie zurück nach Hyper-City ging.
             „Es tut mir leid. Ich hätte sie davon überzeugen sollen mit uns zu kommen.“ Sagte ich schuldbewusst, nachdem ich realisierte in was für einen Zustand diese Umstände Aljoscha brachten. Er lehnte sich im Sitz zurück und drehte sich mit einem Lächeln zu mir.
             „Dir muss nichts leidtun. Es war ihre Entscheidung. Es gefällt mir nicht, aber so ist es nun mal.“
    Ich nickte nur. Dennoch fühlte ich mich schuldig.
             „Es gibt da noch etwas, was ich dir sagen wollte. Oder sollte.“ Druckste ich herum. Aljoscha sah mich nur fragend an. „Es geht um Ibrahim.“
             „Na, jetzt bin ich aber gespannt.“ Entgegnete Aljoscha mir mit gekünstelt erwartungsvoller Stimme.
             „Er hat sich umgebracht. Vor unseren Augen.“ Sagte ich schließlich.
    Aljoscha atmete tief ein und schien für eine Weile die Luft anzuhalten. Seine Augen wurden ganz unruhig, als liefe vor seinem geistigen Auge ein Film ab.
             „Das musste wohl passieren.“
             „Was?“ Ich hatte mit dieser Antwort weder gerechnet, noch leuchtete sie mir irgendwie ein. „Wie meinst du das?“ Wollte ich wissen.
             „Ich meine damit, dass unsere ‚Reihe‘ die Tendenz dazu hat. Aber wen wundert das? Wie soll man bei dieser Behandlung geistig gesund bleiben, wenn es nichts gibt, dass einem auch nur ansatzweise Normalität und das Gefühl von Würde vermittelt?“ Dies leuchtete mir allerdings ein. Im Grunde war es mehr als erstaunlich, dass Aljoscha so normal war. Zumindest von einem menschlichen Standpunkt aus betrachtet. Er war in jeglicher Hinsicht eine Ausnahme. „Und Ibrahim war schon mehr als tief abgetaucht in sehr krankhafte Verhaltensmuster. Er hat sich selbst vollkommen dehumanisiert.“
    Auch da stimmte ich ihm voll und ganz zu. Für eine Weile schwiegen wir beide. Die Landschaft hatte sich schon seit geraumer Zeit nicht mehr verändert. Verwildertes Gebiet ohne Straßen und ohne Anzeichen von Leben.
             „Du hast mir das Leben gerettet.“ Sagte Aljoscha plötzlich ohne jeden Kontext. Das verwirrte mich für eine Weile so, dass ich gar nicht darauf antworten konnte. „Danke dafür.“ Fügte er noch hinzu.
             „Du musst mir nicht danken. Du rettest mir ständig das Leben.“
             „Das ist kein Wettkampf. Das ist dir schon klar, oder?“ Sagte er mit einem Lachen in der Stimme. Wie sehr ich das vermisst hatte. Es brachte mich regelrecht dazu etwas zu entspannen.
             „Dann musst du aufhören mich ständig zu retten. Das wirkt doch sehr ehrgeizig auf mich.“ Sagte ich neckisch. Sein Lächeln wurde noch etwas breiter.
             „Hast du etwa gerade einen Scherz gemacht?“ Fragte er mit gespielter Fassungslosigkeit. Meine Antwort war ein schlichtes Schmunzeln.
             „Du hattest Recht. Und wie schnell das ging!“ Gab er mit freudiger Stimme von sich. Es klang fast so, als wollte er mich anfeuern.
             „Was meinst du damit?“ Ich konnte seinem Gedankengang nicht ganz folgen.
             „Du sagtest, dass sich wohl alles ändern würde, wenn wir erst einmal allein und ‚außer Gefahr‘ wären und du hattest Recht. Ich fange schon an neue Seiten an dir zu entdecken. Und soweit ich das beurteilen kann, finde ich daran nichts Negatives.“
    Mein Lächeln verschwand wieder. Ich erinnerte mich an unser Gespräch und ich war mehr als glücklich über diese Tatsache allein, doch es machte mich auch unsagbar traurig. Denn als wir darüber sprachen, war ich noch so fest davon überzeugt, dass Radu bei uns sein würde. Fast die ganze Fahrt über, während Aljoscha bewegungsunfähig dalag, hatte ich mich meiner Trauer ergeben. Zumindest soweit ich es zulassen konnte. Die letzten Tränen waren erst vor einer Weile auf meinen Wangen getrocknet. Es war so unglaublich und ich wollte es noch immer nicht richtig wahrhaben. Der bloße Gedanke an Radu schnürte mir den Brustkorb ab. Ich wünschte mir, dass alles nur ein böser Traum war. Das ich aufwachen würde und er wäre noch da. Aber das passiert einfach nicht. Trotzdem hörte ich nicht auf es mir vorzustellen, nur um dann unsagbar enttäuscht zu sein, dass ich tatsächlich in der Realität war. Es fühlte sich an wie die ultimative,
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