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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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provozieren. Wenn er erst einmal sein Seminarprogramm hier etablieren kann, wird seine Stiftung langsam, aber sicher ein von langer Hand geplantes Bildungsprojekt anlaufen lassen, und unmerklich werden sich die Seminarinhalte verändern. In den USA hat das bereits in Teilbereichen funktioniert, und auch hier haben die pseudowissenschaftlichen Publikationen seiner Stiftung schon manchen Unfug ungestraft verbreitet.«
    »Das ist doch alles Unsinn!«, schrie Korger. »Wie sollte denn so etwas gehen?«
    »Das frage ich mich aber auch«, meinte Klaus Ring. »Wir sind doch nicht so dumm, uns durch Nazis unterwandern zu lassen?«
    »Sie nicht, Herr Ring«, schaltete sich Lorenz ein. »Aber wenn Sie und ich längst den Weg alles Irdischen gegangen sind, werden Korgers Nachfolger hier Seminare durchführen, in die mehr und mehr Ideen eingestreut werden, die Sie nicht gutheißen könnten. Aber Sie werden nicht dabeisitzen, wenn hier Schulklassen weitergebildet werden mit Ideen, wie sie ein Herr Sarrazin ungestraft verbreiten darf, und der gilt auch nicht als Nazi, obwohl er es als Schreckensszenario bezeichnet, wenn mehr und mehr Deutsche genetisch nicht mehr allzu eng mit ihm verwandt sind. Der könnte durchaus auch hier mit Herrn Korger die Schulbank gedrückt haben. Und abgesehen davon, wir haben einige sehr bedenkliche historische Arbeiten aus Korgers Umfeld gefunden, welche als antisemitisch eingestuft werden.«
    »Jetzt reicht es aber!«, schrie Korger.
    »Allerdings!«, rief Paul, der mit Rita in den Raum trat. »Wir kennen Ihre Verbindungen zur NPD-Führung, auf einem Foto stehen Sie unvorsichtigerweise mit Albert Finkel zusammen, und wir haben gerade Henry Drechsler verhaftet, einen Mann, der gestanden hat, auf Ihr Geheiß einen alten Mann umgebracht zu haben. Wilhelm Floto war ein Altnazi wie Sie, aber er stand im Begriff, aus sehr kurzsichtigen eigennützigen Beweggründen etwas auszuplaudern. Deshalb musste er sterben. Und Sie erteilten den Exekutionsbefehl.«
    »Wie so viele zuvor«, schaltete sich Jakob Kratz wieder ein. »Ab 1944 waren Sie für die Organisation der Judendeportationen in der Eifel und im Rheinland zuständig. Ihre ideologische Ausbildung hier auf Vogelsang war sehr gründlich.«
    Gustav trat auf Korger zu. »Du Drecksack hast meine Eltern und viele andere umbringen lassen!«, sagte er betont ruhig, aber jeder der Anwesenden merkte, dass er alles andere als ruhig war.
    Paul und Rita traten weiter in den Raum hinein und wollten Gustav davon abhalten, etwas Unüberlegtes zu tun. Korger ging in Richtung Ausgang, gedeckt von seinem Begleiter, der seinen Arm nicht mehr in der Schlinge trug wie noch einige Tage zuvor. Als Gustav Korger noch näher kam, zog der Mann plötzlich eine Waffe und richtete sie auf Gustav. »Bleib stehen, Alter«, zischte er.
    »Das ist aber gar keine gute Idee«, sagte Paul, der blitzschnell seine P99 in Anschlag gebracht hatte, ebenso wie Rita.
    »Junge«, sagte Gustav und fixierte den Mann gelassen. »Dein Chef hat meine Familie umbringen lassen, und ich habe ein langes und oft einsames Leben hinter mir. Ich bin alt genug zu sterben, glaubst du, dein Schießeisen macht mir Angst?«
    »Quatsch nicht so einen Scheiß, Opa«, sagte der Mann und bedeutete Korger, sich davonzumachen.
    Lorenz drückte Benny verstohlen seinen Gehstock in die Hand. Dann trat er neben Gustav. »Jetzt sieh mal zu, wie du zwei alte Hunde über den Haufen schießt, bevor die Damen und Herren Polizisten da drüben dir das Licht ausblasen. Und dein Chef spaziert gerade aus der Tür, steigt draußen in seinen noblen Horch, was wirklich ein sehr schönes Auto ist und bestimmt eine Menge Geld kostet, und er lässt dich hier stehen. Ich würde sagen, du hast dir irgendwie einen ganz beschissenen Job ausgesucht. Wie hieß es doch – denn die Fahne ist mehr als der Tod.«
    »Nun halt doch endlich die Schnauze!«, schrie der Mann und äugte unsicher zum Ausgang, wo Korger mittlerweile verschwunden war. In diesem Moment, als Rita gerade überlegte, ob sie schießen sollte und Paul den Finger schon beinahe gekrümmt hatte, machte Benny einen blitzschnellen Schritt nach vorne, holte gleichzeitig weit aus und ließ Lorenz’ Stock auf die Hand des Ganoven niedersausen. Mit einem Schmerzensschrei ließ der die Waffe los, die scheppernd zu Boden fiel. Ein zweiter Schlag aus Bennys Kendo-Repertoire traf seinen Hinterkopf und ließ ihn bewusstlos zusammenbrechen.
    Paul sprang schnell hinzu und stellte die Waffe sicher.
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