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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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Dann prüfte er den Zustand des am Boden liegenden Mannes. Als er sich vergewissert hatte, dass dieser keine Bedrohung mehr darstellte, sah er Benny an: »Du bist ein echt verrückter Hund, weißt du das?« Er sah sich nach Rita um. Die war bereits aus dem Raum geeilt, um den flüchtenden Korger zu stellen.
    Ein lautes Donnern ließ alle zusammenzucken. Lorenz sah nach draußen. Es war nach wie vor hell und sonnig. »Seltsames Gewitter«, brummte er.
    »Das war kein Donner«, meinte Jakob Kratz. »Das war eine Explosion, dafür hab ich ein Ohr.«
    »Rita!«, rief Lorenz aus und lief zur Tür. Paul wäre ihm gerne gefolgt, besann sich jedoch und legte dem überwältigten Ganoven erst einmal Handschellen an. Die anderen liefen ebenfalls hinaus.
    Lorenz eilte über den Adlerhof in Richtung des Ausgangs, wo eine Rauchsäule emporstieg und eine Menschenansammlung entstand. Zu seiner großen Erleichterung sah er Rita, wie sie die Besucher daran hinderte, einem in Flammen stehenden Autowrack näher zu kommen.
    Lorenz trat zu ihr. »War ein wirklich schönes Auto«, sagte er. »Ja«, meinte Rita. »Aber da war wohl irgendjemand anderer Meinung.«
    »Ist der Alte hin?«
    Rita zuckte die Schultern. »Das nehme ich an, kann ich aber momentan nicht erkennen. Das werden wir aber schon bald feststellen. Du hast nun endlich genug ermittelt, nicht wahr? Und du bist mir ein paar Erklärungen schuldig.«
    »Aber ja, mein Engel«, sagte Lorenz.
    Gustav, Bärbel und Benny traten zu ihnen. Nur wenige Meter hinter ihnen folgten Jakob Kratz und Lisa Wilke.
    »Shit«, meinte die Amerikanerin. »Jetzt ist der alte Nazi tot, bevor wir herausgefunden haben, wer seine Kontakte nach oben, die Hintermänner des ganzen Projekts, waren.«
    »Aber er hat uns ein paar Spuren hinterlassen«, meinte Lorenz und grinste. »Wir haben ein paar pseudowissenschaftliche Publikationen gefunden, an denen der alte Halunke beteiligt war. Da wird sicherlich die eine oder andere Querverbindung zu ziehen sein zu Korgers … – das nennt man – Bärbel, wie heißt das noch?«
    »Scientific Community«, ergänzte Bärbel lächelnd.
    »Genau«, sagte Lorenz und sah in die brennenden Trümmer.

47. Kapitel
    Der Fels, auf dem Lorenz saß, war rau und warm. Lorenz hatte die Augen geschlossen und stützte sich mit beiden Handflächen auf die körnige Oberfläche. Irgendwo unter ihm, in der Wand des Sandsteinturmes, auf dessen Gipfel er saß, klimperten Kletterer mit Karabinern herum. Die Sonne schien ihm ins Gesicht, das helle Licht blendete trotz geschlossener Lider.
    »Was meinst du, geht’s uns nicht gut?«, hörte er Bärbels Stimme neben sich. Er drehte den Kopf zur Seite und öffnete die Augen. Bärbel trug ein weißes Kopftuch, unter dem ihr kupferfarbenes Haar hervorleuchtete, und eine dunkle Sonnenbrille. Sie kam Lorenz vor wie eine Filmdiva aus den Sechzigern, die von der Hollywoodleinwand direkt zu ihm in die Eifel gesprungen war.
    »Ja«, sagte er. »Es geht uns wirklich gut.«
    »Was man von Gustav nicht so hundertprozentig sagen kann«, sagte Benny grinsend und nahm dabei ein Kletterseil in wohlgeordneten Schlingen auf. »So schief wie der dieser Tage auf den Beinen ist.«
    Gustav schüttelte missbilligend den Kopf. »In meinem Alter ist so ein Eingriff eben keine Kleinigkeit. Deshalb macht man das normalerweise ja auch am achten Lebenstag.«
    Benny sortierte ein paar Klettergurte und lachte laut. »Entschuldige bitte, Onkel Gustav, aber ich kann es immer noch nicht so ganz glauben. Du bist doch jetzt, wo du deine Herkunft kennst, deswegen nicht plötzlich ein gläubiger Jude, oder etwa doch?«
    Gustav schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Aber es ist ein Symbol. Ich habe es zu Ehren meiner Mutter getan, an die ich mich leider, woran das auch immer liegen mag, nicht erinnern kann. Sie hätte es bestimmt gewollt.«
    Bärbel fügte hinzu: »Benny, du musst verstehen, dass das jüdische Erbe von der Mutter an die Kinder weitergegeben wird. Und es muss Gustavs Mutter bestimmt sehr schwergefallen sein, ihren Sohn nicht beschneiden zu lassen. Es war zu seinem Schutz, aber vielleicht hat es ihr das Herz gebrochen. Wer kann das wissen?«
    »Ich weiß jedenfalls«, sagte Lorenz, »dass unser Gustav auf seine alten Tage sentimental wird. In seinem Zimmer sieht man nicht ein einziges Bild, keinerlei Erinnerungsstücke, noch nicht mal einen Klumpen Silber aus seiner alten Mine, und dann lässt er sich rituell verstümmeln.«
    »Aber Lorenz!«, rief Bärbel
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