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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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sie vor dem Zimmer 604, in dem Floto lag. Lorenz brummte: »Der alte Ermittler hätte den Neonazi eher im Zimmer 666 erwartet, doch das gab es hier offenbar nicht.«
    Sie öffneten die Tür. Das Zimmer hatte nur ein Bett, und über dieses beugte sich gerade ein Mann in einem weißen Kittel.
    »Kommen wir ungelegen, Herr Doktor?«, fragte Bärbel. Der Mann fuhr herum. Die drei blickten überrascht in das Gesicht von Henry Drechsler.
    Lorenz rief: »Was machen Sie da am Bett?«
    Henry Drechsler stieß hervor: »Ihr schon wieder!« In seiner Hand hielt er eine Spritze, mit der er dem schlafenden Floto offenbar gerade eine Injektion hatte verabreichen wollen. Benny riss Lorenz dessen Gehstock aus der Hand, war mit zwei schnellen Schritten bei Drechsler und schlug ihm mit einem gezielten Hieb die Spritze aus der Hand. Drechsler fuhr mit einem Schmerzensschrei zurück, dann griff er in seinen Hosenbund und holte eine Pistole hervor. Die richtete er auf Benny. »Zurück!«, schrie er.
    Benny stand mit erhobenem Stock vor ihm.
    Lorenz sagte mit ruhiger Stimme: »Benny, lass ihn. Komm zu uns, ganz langsam.« Benny gehorchte und trat ein paar Schritte zurück.
    Drechsler hielt die Waffe auf die vier Freunde gerichtet. »Verdammte senile Idioten«, zischte er hasserfüllt. »Was mischt ihr euch denn hier ein? Warum versaut ihr alles?« Dabei griff er mit der freien Hand nach dem Kissen von Floto, zog es ihm unter dem Kopf weg und legte es auf dessen Gesicht. Floto war mittlerweile erwacht und gab unartikulierte Laute von sich. Drechsler drückte das Kissen nach unten. Floto begann zu röcheln, seine Hände zuckten und griffen ins Leere. Ein Ruf ließ alle Anwesenden im Raum zusammenzucken: »Waffe weg und Hände hoch!«
    Rita stand in der Tür, ihre Pistole im Anschlag. Dahinter Paul, ebenfalls mit gezogener Waffe. Drechsler zuckte zusammen und richtete unwillkürlich seine Pistole auf Rita. Diese ließ ihm keine Zeit für weitere Aktionen und schoss sofort. Drechsler wurde durch die Wucht des Treffers über das Bett geworfen und brach zusammen. Rita spurtete durch das Zimmer und stand breitbeinig über dem Mann, der stöhnend auf dem Boden lag. Paul eilte ebenfalls herbei, stellte Drechslers Waffe sicher und begutachtete dann dessen Schusswunde.
    »Komm, jammer nicht so«, sagte er. »Ist doch nur die Schulter. Sei froh, dass nicht ich auf dich geschossen habe. Ich halte immer auf die Mitte.«
    »Arschloch«, fluchte Henry Drechsler.
    »Ja, gib es mir nur«, knurrte Paul. »Und dann machst du endlich das Maul auf. Was hast du mit den Morden an Floto, Kellermann und Gerster zu tun? Und warum wolltest du Hermann Floto jetzt auch umbringen?«
    »Das wisst ihr doch«, stöhnte Drechsler. »Ich hasse Nazis. Mit den Morden habe ich nichts zu tun. Aber diesen hier, den wollte ich umbringen. Er hat Herrn Kratz angegriffen und wird es wieder tun. Das kann ich nicht zulassen.«
    »Erzähl keinen Scheiß«, meinte Rita. »Den Nazihasser kauft dir keiner ab.«
    »Doch!«, rief Drechsler. »Ich bin dankbar, dass Sie mich vor dieser Dummheit bewahrt haben!«
    »Du lässt mir keine Wahl«, meinte Paul. Er zückte ein Paar Handschellen und zog Drechsler die Arme hinter dem Rücken zusammen. Der stöhnte laut auf. »Oh, scheiße, ich bin verwundet. Sind Sie wahnsinnig?«
    Paul riss weiter an Drechslers Armen herum und ließ die Handschellen um ein Handgelenk zuschnappen. Drechsler rief aus: »Scheiße, hör schon auf. Okay, ich war’s, ich geb’s zu. Aber es war nicht meine Idee, ich wurde gezwungen!«
    »Wozu? Rede!«, rief Rita.
    Drechsler traten Tränen in die Augen, als Paul das zweite Handgelenk auch noch arretierte und ihn an den Handschellen halb herumdrehte. »Kellermann rief mich an und sagte, ich müsste den alten Floto treffen. Er sagte, Floto müsse zum Schweigen gebracht werden, er würde sonst alles auffliegen lassen.«
    »Sie trafen sich mit Wilhelm Floto und erschlugen ihn.«
    »Ja, nein, also das war so nicht geplant. Ich sprach mit ihm, hatte gedacht, er würde sich beruhigen lassen. Aber er sprach nur von diesem Kratz und dass wir alles falsch angepackt hätten. Dann fing er an, mich zu beschimpfen, und es kam zu einem Handgemenge. Ich nahm mir einen Stock und zog ihm eins über.«
    »Das glaubt Ihnen doch kein Mensch«, sagte Paul. »Sie trugen Handschuhe, und nach der Tat schnitten Sie der Leiche ein Zeichen in die Stirn, um den Verdacht auf Kratz zu lenken und das Ganze wie einen Rachemord aussehen zu lassen. Ziemlich
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