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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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Schmerzen seine Lippen, dann würgte er mühsam, aber verständlich hervor: »Leck mich.«

46. Kapitel
    Gib Gummi, Junge!«, rief Lorenz aufgeregt, als Benny die Schranke zum Gelände der Ordensburg Vogelsang durchfahren hatte. Benny gehorchte und trat das Gaspedal durch. Die lange Gerade bis zum Parkplatz legte der Bus der Seniorenresidenz Burgblick, beladen mit Bärbel, Gustav und Lorenz, in wenigen Sekunden zurück. Benny wollte vor dem Gebäudekomplex nach links auf den Besucherparkplatz abbiegen, doch Lorenz zeigte nach vorn.
    »Nix da, weiter geradeaus, direkt bis vor den Adlerhof vorgefahren, die Zeit drängt! Rita und Paul werden sicher auch gleich da sein, viel Vorsprung haben wir nicht.«
    In der Tat waren die Kriminalbeamten bei der Festnahme Drechslers noch aufgehalten worden, und die Alten hatten sich aus dem Staub gemacht, natürlich unter der Zusage, ins Seniorenheim zurückzukehren und das weitere Geschehen abzuwarten. Lorenz wusste, dass Rita ihm dies ohnehin nicht glaubte und sicher bald ebenfalls auf der Ordensburg auftauchen würde. Der Bus raste an ein paar Besuchern vorbei, die ihnen kopfschüttelnd hinterhersahen, und hielt mit quietschenden Bremsen direkt am Eingang zum Adlerhof. Lorenz sah in der kleinen Parkbucht vor dem Eingang den auffälligen Horch 853, den er schon vor Korgers Villa in Nideggen bewundert hatte.
    Forsch schritt er voran in Richtung Forum, wo er die gesuchte Versammlung vermutete. Sie traten in das Infozentrum und liefen durch den Ausstellungsraum. Am Schalter blaffte Lorenz die Angestellte an: »Wo ist diese Sitzung?«
    »Hier hinten durch im Seminarraum«, sagte die junge Frau überrascht, um dann schnell hinzuzufügen: »Aber da können Sie nicht rein, das ist eine geschlossene Veranstaltung.«
    »Papperlapapp«, rief Lorenz und lief weiter, gefolgt von Benny, Gustav und Bärbel, die sich wunderten, wie schnell Lorenz voraneilte. Mit erhobenem Gehstock enterte er den Seminarraum.
    Gernot Korger, der gerade mittels einer Fernbedienung einen Beamer bediente und dabei einen Vortrag vor einer Reihe anderer Personen hielt, stockte.
    »Ja, halt mal die Luft an«, rief Lorenz in die Runde. Eine Frau in einem eleganten Kostüm erhob sich von ihrem Stuhl und sagte: »Entschuldigen Sie bitte, aber Sie können doch nicht hier hereinplatzen und die Veranstaltung stören!«
    »Und ob ich das kann!«, entgegnete Lorenz. »Wissen Sie eigentlich, wem Sie da gerade zuhören? Das ist Dr. Gernot Korger, ehemaliger Junker der Ordensburg und Altnazi!«
    »Was reden Sie denn da!«, fuhr Korger auf. »Entfernt diesen Mann!« Neben ihm stand ein Kerl auf, den die Freunde als den angeblichen Antifa-Aktivisten und Begleiter Drechslers wiedererkannten.
    »Nicht so schnell«, sagte ein anderer Mann, der in der Runde saß. »In der Namensliste der Junker, die damals hier ausgebildet wurden, befindet sich tatsächlich ein Gernot Korger. Herr Dr. Korger hat mir jedoch versichert, dass es sich um eine zufällige Namensgleichheit handelt.«
    »Aber nein, Herr Ring!«, rief jetzt Bärbel aus. »Wir haben doch miteinander telefoniert. Glauben Sie tatsächlich, es gebe einen zweiten Gernot Korger, der sich nun zufällig für Vogelsang interessiert?«
    Klaus Ring erhob sich und kam auf Bärbel und die Freunde zu. »Herr Dr. Korger ist Vorstand einer Stiftung zur politischen Bildung, die hier ein größeres Projekt finanzieren möchte. Würde er das tun, wenn er der Nazi wäre, von dem Sie sprechen?«
    »Oh ja, das würde er!«
    Die Stimme kam vom Eingang, wo Jakob Kratz und Lisa Wilke eingetreten waren. Jakob trat auf Korger zu und zeigte auf ihn. »Dieser Mann verfolgt einen perfiden Plan. Er tarnt seine Organisation als Stiftung zur politischen Bildung, aber in Wahrheit sucht er nur hier Fuß zu fassen, um langsam, aber sicher sein ekelhaftes Gedankengut einfließen zu lassen. Er verfolgt sehr langfristige Pläne, die weit über seine Lebensspanne hinausreichen, und er hat Kontakte in Politik und Wirtschaft. Ist es nicht so, Junker Gernot?«
    »Was ist das für ein alter Narr?«, zischte Korger.
    Lisa Wilke ergriff das Wort. »Dieser Mann ist Jakob Kratz, Überlebender des Holocaust, und er hat Beweise dafür, dass Gernot Korger hier auf Vogelsang ausgebildet wurde. Korger sammelt viele Millionen Euro in Deutschland und in den USA für ein langfristiges Projekt, das darauf abzielt, den Nationalismus und Chauvinismus wieder erstarken zu lassen, ohne den direkten Widerspruch der demokratischen Kräfte zu
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