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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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Kratz schien doch so freundlich zu sein?«
    Lorenz brummte: »Offenbar ist er aber sehr wählerisch bei der Verteilung seiner Freundlichkeit.«
    Gustav grinste. »Dann frage ich mich aber, wieso er bei dir so nett war.«
    »Ach Gustav.« Bärbel konnte dem Erlebten keinen Scherz abgewinnen. »Im Ernst, das hat mir Angst gemacht. Was haben die beiden denn? Herr Kratz ist doch erst ganz frisch hier, und schon fängt er Streit an.«
    »Aber dieser Floto ist auch keiner, mit dem man knuddeln möchte«, versetzte Gustav.
    »Wie dem auch sei«, meinte Lorenz. »Jetzt habe ich zu lange auf das Ei gewartet, um es kalt werden zu lassen.«

2. Kapitel
    Wenig später saßen die drei im Garten der Seniorenresidenz. Die Julisonne meinte es gut mit ihnen. Obschon es noch vor neun Uhr am Morgen war, konnten sie es sich bereits ohne Jacke auf einer Holzbank gemütlich machen.
    »Aah«, meinte Gustav und räkelte sich. »Wie schade, dass ich nicht mehr rauche. Jetzt eine gute Zigarre, das wär doch was.«
    »Igitt.« Bärbel schüttelte sich. »Zigarren sind doch fies. Ich wusste gar nicht, dass du Raucher warst. Was wissen wir sonst noch alles nicht von dir?«
    »Vermutlich mehr, als ich euch erzählen könnte«, grinste Gustav. Er fügte hinzu: »Warum soll es euch da besser gehen als mir? Aber eins kann ich euch sagen: Eine gute kubanische Zigarre, mit Liebe gerollt, in einer feucht-warmen Nacht geraucht, das ist Leben!«
    »Oho, da komm ich wohl gerade richtig!« Benny Bethge ließ sich mit Schwung auf die Bank fallen. »Onkel Gustav erzählt von feucht-warmen Genüssen.« Der junge Pfleger lachte, dass es durch den Garten schallte und eine Elster verschreckt und ärgerlich krächzend davonflog.
    Gustav entgegnete nichts, sondern lächelte nur still vor sich hin.
    Lorenz stieß Benny mit seinem Gehstock an und meinte: »Hat unser Flegel Ausgang? Was machst du hier draußen?«
    Benny grinste: »Arbeit, Opa Bertold. Harte Arbeit sogar, denn ich habe den Auftrag, euch zum Fitnessprogramm abzuholen.«
    Lorenz murmelte missmutig: »Der alte Ermittler hatte gleich geahnt, dass das Auftauchen des jungen Bengels nichts Gutes zu bedeuten hatte. Wieder einmal wurde sein Gespür bestätigt – leider.«
    »Ach komm, mein Lieber«, meinte Bärbel. »Du hast versprochen, heute mitzumachen.«
    Lorenz schüttelte sich unwillig. »Wann soll ich denn das gesagt haben? Ich bin ein alter Mann, kann mich nicht erinnern, plädiere auf vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit.«
    »Das mag schon zutreffen«, sagte Gustav. »Aber ehrlich, ich möchte mir dieses Schauspiel eigentlich auch nicht entgehen lassen, selbst wenn es bedeutet, dass ich mitmachen muss.«
    »Das ist ein Wort«, stimmte Benny zu. »Besser hätte ich es nicht sagen können.«
    »Aber wollt ihr euch denn nicht lieber mit dem spannenden Disput beschäftigen, den wir eben erleben durften?«, ereiferte sich Lorenz. »Da steckt doch ein Geheimnis dahinter, und wir machen Ringelpiez mit Anfassen, anstatt dem nachzugehen?«
    »Ach.« Benny wurde hellhörig. »Was habt ihr denn jetzt schon wieder ausgebuddelt?«
    »Noch nichts«, erklärte Gustav. »Aber unser Kommissar Wollbrand ist sicherlich wieder einmal der Meinung, einem kriminellen Geschehen auf der Spur zu sein.«
    »Kriminell oder nicht, jedenfalls ist es spannender als Gymnastik«, verteidigte Lorenz sich und Kommissar Wollbrand.
    »Ja, was war denn nun?«, fragte der junge Pfleger weiter.
    Bärbel antwortete: »Wir waren eben Zeugen eines seltsamen Streits. Ein Neuankömmling, Herr Kratz, hat sich mit Herrn Floto angelegt. Und es ist völlig unklar, warum.«
    Lorenz ergänzte: »Aber offensichtlich sind sich die beiden alten Knaben spinnefeind.«
    Benny meinte: »Das spricht für den Neuen. Ich mag, ehrlich gesagt, den Floto auch nicht. Der hat so was Herrisches.«
    Bärbel erhob sich von der Bank. »Aber der Streit der beiden geht uns im Grunde ja auch gar nichts an. Wohl aber unsere Gesundheit, und die erfordert jetzt etwas Bewegung im Kreise Gleichgesinnter.«
    »Ach, dann kann ich ja spazieren gehen«, grummelte Lorenz, wohl wissend, dass ihm dies nicht gelingen würde.
    Gustav stand ebenfalls auf. »Nee, mein Junge. Da kommst du nicht mehr raus. Jetzt wird Programm gemacht. Nimm es als taktisches Zugeständnis. Ein kleines Übel wird hingenommen, dafür können wir beim Bingo heute Abend fehlen.«
    Lorenz folgte seinen Freunden kopfschüttelnd und überließ es Kommissar Wollbrand, seinen Missmut in einem unhörbaren Fluch
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