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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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»Tach, Junge.«
    Bärbel, Gustav und Benny betrachteten den Gast neugierig. Sie warteten eine Zeit lang, wie sich Vater und Sohn nun verhalten würden – eine Zeit, die allen Anwesenden viel zu lange vorkam. Eine peinliche Stille breitete sich aus. Dann hielt es Bärbel nicht mehr aus. »Sie sind also Lorenz’ Sohn. Freut mich, Sie kennenzulernen. Bärbel Müllenmeister.«
    Dankbar lächelnd schüttelte der Mann ihr die Hand. »Stephan Bertold. Freut mich auch.«
    »Das ist mal eine Überraschung«, meinte Lorenz. »Bist du allein?«
    »Nein«, antwortete sein Sohn und wies hinter sich. »Rita hat mich nur vorgeschickt, damit ich mich nicht hinter ihr verstecken kann.«
    »Hätte ich mir auch nicht vorstellen können, dass du ohne Verstärkung hier aufkreuzt.«
    »Opa, habe ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass du unmöglich bist?« Rita Bertold trat aus dem Schatten des Gebäudes und war mit einigen schnellen Schritten ihrer langen Beine bei Lorenz. Sie küsste ihn auf die Stirn.
    »Mehrmals, mein Schatz«, antwortete Lorenz. »So oft, dass meine Freunde hier es auch schon wiederholen.«
    »Hallo Frau Kommissarin«, grinste Benny. »Glauben Sie ihm nicht.«
    »Dem kann ich nur beipflichten«, fügte Gustav hinzu. »Der alte Kauz hat gar keine Freunde.«
    »Ach, jetzt seid ihr aber unmöglich!«, rief Bärbel aus. »Was soll denn Herr Bertold Junior denken.«
    »Gar nichts, wie immer«, brummte Lorenz so leise, wie es sonst nur Kommissar Wollbrand tat.
    Seine Enkeltochter tat so, als hätte sie nichts gehört. »Paul und Jessica kommen gleich nach, wenn sie einen Parkplatz gefunden haben. Gar nicht so einfach an einem Sonntag in Nideggen, wenn das Wetter so schön ist wie heute.«
    »Ja«, bestätigte Lorenz und dachte dabei an die vielen Menschen, die ihm auf dem Rückweg von seinem Morgenspaziergang im Ort begegnet waren. »Heute wird der neue Bau am Zülpicher Tor befeiert, da und drumherum wird allerlei Spökes gemacht.«
    »Stimmt!«, rief Bärbel aus. »Da wollten wir doch hingehen!«
    »Vielleicht später«, meinte Lorenz.
    »Aber wenn doch jetzt deine Familie hier ist, gehen wir vielleicht besser und lassen euch etwas in Ruhe«, schlug Gustav vor.
    Lorenz wedelte mit seinem Stock vor Gustavs Nase herum. »Seid ihr des Teufels? Lasst mich ja nicht mit denen allein.«
    Rita lachte. »So ist der Opa Bertold halt. Papa, willst du einen Kaffee? Hier braucht man nur einen Finger zu heben.«
    »Ja, ein Kaffee wär gut«, meinte Stephan Bertold.
    Benny sprang auf. »Ich kümmer mich drum.«
    Lorenz setzte sich wieder auf seinen Gartenstuhl und wies seinen Sohn mit einem Wink seines Stockes an, ebenfalls Platz zu nehmen. Dann saßen sie schweigend da. Rita, Bärbel und Gustav hüteten sich, etwas zu sagen. Nach einer Weile kam Benny zurück, mit einer Kollegin im Schlepptau, die dem Besuch Kaffee servierte. Nach dem kurzzeitigen Klimpern des Porzellans kehrte wieder Stille ein.
    Irgendwann sagte Lorenz: »Du bist grau geworden.«
    Sein Sohn antwortete: »Genau wie du.«
    »Stimmt.«
    Man trank Kaffee, lauschte dem Zwitschern der Vögel, die in den hohen Bäumen saßen, und schwieg. Lorenz schaute über den Garten der Seniorenresidenz. Die Sonne schien warm, alles war hell und freundlich. Worüber sollte er mit Stephan reden? Über Gerda? Sicher nicht. Über das Wetter? Das war nicht seine Art, war es nie gewesen. Sollte der Junge doch anfangen. Lorenz lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sein Blick fiel auf eine Bank, auf der Jakob Kratz saß. Offenbar wärmte sich der Alte in der Sonne. Oder wartete er auf jemanden? Lorenz wollte diesen Gedanken schon wieder verwerfen, als sich eine Person der Bank näherte. Es war eine Frau, noch recht jung, wie ihm schien. Sie setzte sich zu Kratz, und die beiden begannen ein angeregtes Gespräch. Lorenz hätte nur zu gerne gewusst, wer die Frau war und was die beiden zu besprechen hatten.
    »Mein Junge, lass uns einen kleinen Spaziergang durch den Garten machen«, sagte Lorenz dann kurzentschlossen und stand auf. Stephan stellte überrascht seine Tasse ab und erhob sich ebenfalls. Lorenz schlenderte gemächlich davon, sein Sohn folgte ihm. Die anderen blieben zurück.
    »Das ist doch schon mal ein Anfang«, meinte Rita erleichtert.
    Gustav sah Lorenz nach, beobachtete, welchen Weg dieser einschlug, und wiegte bedächtig den Kopf hin und her. Bärbel folgte Gustavs Blick. Skeptisch verfolgte sie Lorenz’ Weg durch den Garten, der ihn wie zufällig zu der Bank führte, auf
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