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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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der Kratz mit seinem Besuch saß. Als Lorenz nur wenige Schritte neben Kratz stehen blieb und sich niederkniete, als müsse er seinen Schuh zubinden, schüttelte sie den Kopf. »Na, ich weiß nicht.«
    »Was weißt du nicht, Tante Bärbel?«
    Bärbel drehte sich um. »Hallo, meine Süße!«, rief sie und begrüßte das Mädchen, das an den Tisch getreten war.
    »Hallo zusammen«, sagte Paul Gedeck, der mit seiner Tochter eingetroffen war. Während er allen Anwesenden seine riesige Hand reichte, suchte er Lorenz. »Klappt das mit den beiden?«
    Rita wies dorthin, wo Lorenz gerade auf dem Boden kniete und sein Sohn neben ihm stand. »Kann man noch nicht sagen.«
    »Und?«, fragte Benny. »Wie geht’s dem größten Kommissar der Aachener Kripo?« Paul schob seinen Zwei-Meter-Körper nah an Benny heran. »Ganz gut. Und was macht der verrückteste Altenpfleger Nideggens so? Übt er fleißig weiter mit seinen Stöckchen? Und immer noch mit der Russenmafia verlobt?«
    Benny lachte. »Nee, das ist Geschichte. Die Kleine ist zwar heiß, aber das familiäre Umfeld eben auch.«
    Paul erinnerte sich nur zu gut an das gemeinsame Abenteuer mit dem Vater von Bennys Liebschaft, dem Paten vom Rursee, bei dem sie alle ihr Leben riskiert hatten.
    Dann setzte Benny hinzu: »Aber die Kunst des Kendo übe ich natürlich weiter, wenn du das mit dem ›Stöckchen‹ gemeint hast.«
    Sie lachten, dann richteten sich ihre Blicke wieder auf Lorenz, der mittlerweile auch die Schnürsenkel seines zweiten Schuhs einer näheren Betrachtung unterzog. Angestrengt lauschte er dem Gespräch zwischen Jakob Kratz und der Besucherin. Die beiden sprachen sehr leise miteinander, beinahe flüsternd. Das regte Lorenz’ Neugierde erst recht an. Er grummelte: »Die Art und Weise, wie die beiden miteinander sprachen, erhärtete die Annahme des alten Ermittlers, dass hier etwas Geheimnisvolles im Gange war.«
    Doch so sehr er sich konzentrierte, er konnte kein Wort verstehen. Nur einmal, als Kratz kurz etwas lauter wurde, vernahm er: »Damit kommen die Schweine nicht durch!«
    Die Frau legte beruhigend ihre Hand auf den Arm des Alten, der daraufhin seine Stimme wieder senkte. Lorenz fand, dass er lange genug an seinen Schuhen herumgefummelt hatte. Er stand auf und setzte seinen Weg fort, direkt an der Bank vorbei. Kratz sah ihn und schwieg. Das Gespräch wurde erst fortgesetzt, als sich Lorenz und sein Sohn bereits wieder in einiger Entfernung befanden. Nun war Lorenz sicher, dass er eine interessante Spur aufgenommen hatte. Schweigend ging er weiter.
    Stephan Bertold merkte, dass sein Vater keine Unterhaltung in Gang bringen würde. So begann er: »Wie geht es dir denn hier so?«
    »Gut.«
    »Schön, dass du hier Freunde gefunden hast. Nette Leute.«
    »Sehr nette.«
    Wieder entstand eine längere Pause. Sie hatten das Ende des Gartens erreicht, und Lorenz schlug einen Bogen, der sie zurückführte.
    »Papa, wir müssen sprechen.«
    »Worüber?«
    »Über Gerda. Rita sagte mir, du gibst mir immer noch die Schuld an ihrem – an dem, was damals geschehen ist.«
    »Die alte Petze.«
    »Bitte, Papa.«
    Lorenz schwieg. Stephan versuchte es weiter: »Soll das denn immer so weitergehen?«
    »Kann ich nicht sagen«, antwortete Lorenz. »Es gab ein Verbrechen, welches hätte verhindert werden können. Aber weder warst du der Täter noch ich. Was können wir also tun?«
    »Ich weiß es nicht, Papa.«
    Sie setzten ihren Spaziergang schweigend fort, bis sie wieder an ihrem Tisch angelangt waren.
    »Hallo, mein Engel!«, rief Lorenz aus, als er Jessica sah. Das Mädchen lief ihm entgegen und begrüßte den Alten. Lorenz tat so, als wolle er sie hochheben, dann ließ er es aber.
    »Ach du liebes bisschen, sag mal, wie alt bist du jetzt?«
    »Zehn«, antwortete Jessica.
    »Das gibt’s doch nicht. Und schon so groß. Du wirst doch nicht etwa so riesig werden wollen wie dein Papa?«
    »Nee«, meinte das Mädchen. »Höchstens so groß wie Rita.«
    »Na, das reicht ja dann wohl auch.« Lorenz fuhr der Kleinen durch das schwarze Strubbelhaar. »Lass dir Zeit mit dem Großwerden. Damit handelt man sich ’ne Menge Schwierigkeiten ein.«
    »Nicht zu viel verraten«, versetzte Paul. »Der Racker ist mir jetzt schon anstrengend genug.«
    Lorenz trat zu Bärbel und Gustav, die beieinander saßen, und beugte sich zu ihnen herunter. Dann flüsterte er: »Der alte Kratz scheint nicht sonderlich gesellig. Aber im Moment bespricht er mit dieser Frau Dinge, die für uns sehr interessant
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