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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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sind. Offenbar haben sie gemeinsame Feinde. Wir sollten in Erfahrung bringen, wer diese Frau ist. Und wir müssen mehr über den alten Floto wissen. Was ist zwischen den beiden? Hier ist was im Gange.«
    Dann erhob er sich wieder und sagte laut: »Wenn ihr das, was man hier einen Kaffee nennt, ausgetrunken habt, gehen wir vielleicht auf ein Stündchen in den Ort. Dann erzähle ich euch etwas über das Zülpicher Tor und die Nideggener Stadtmauer, und wenn ihr brav seid, gibt’s auch ein Eis.«

5. Kapitel
    Der Speisesaal der Seniorenresidenz Burgblick leerte sich zusehends. Die meisten hatten das Abendessen beendet und zogen sich zurück. Lorenz beobachtete den alten Floto, der alleine an einem Tisch saß und gedankenverloren in seinem Dessert herumstocherte. Irgendwann schob der Alte die Reste seines Mahls beiseite und erhob sich. Gestützt auf seinen Rollator verließ er den Speisesaal durch den Garteneingang. Lorenz stieß Bärbel an. »Los, dein Auftritt.«
    Bärbel verzog die Mundwinkel. »Ich kann das nicht. Muss das denn sein?«
    Lorenz schüttelte unwillig den Kopf. »Das haben wir doch besprochen. Wenn dieser Unsympath überhaupt mit jemandem spricht, dann mit dir. Gustav oder mir sagt der doch sowieso nix.«
    »Da hat Kommissar Wollbrand recht«, stimmte Gustav zu. »Es ist doch auch nichts dabei, sich etwas mit einem Mitbewohner zu unterhalten.«
    »Aber aushorchen ist was anderes«, grummelte Bärbel.
    »Ach was«, versetzte Lorenz. »Frag ihn einfach, wie es ihm geht und warum der Neue so bös zu ihm war. Mit ein bisschen Anteilnahme, so wie du halt bist.« Er gab Bärbel noch einen Stups.
    Sie stand zögernd auf und folgte dem Alten, der mit seinem Rollator noch nicht weit gekommen war.
    Lorenz grinste Gustav an. »Ist sie nicht ein braves Mädchen? Bin mal gespannt, was sie herausbekommt.«
    Bärbel verließ den Speisesaal und schlenderte scheinbar ziellos durch den Garten. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie Floto, wie dieser seine Gehhilfe den Weg entlangschob. Der Alte verließ das Gelände der Seniorenresidenz. Langsam trollte er sich Richtung Ortsausgang davon. Bärbel folgte ihm in respektvollem Abstand, bei jedem Schritt darüber nachdenkend, ob sie sich unauffällig genug bewegte. Sie war hierüber noch zu keinem Schluss gekommen, als eine Frau schnellen Schrittes an ihr vorüberrauschte und auffällig direkt auf Floto zusteuerte. Bärbel blieb unwillkürlich stehen, als die Frau Floto erreicht hatte und den Alten ohne Umschweife ansprach. Die beiden waren zu weit entfernt und sprachen auch zu leise, als dass Bärbel etwas hätte verstehen können. Jedoch wurde ihr schnell klar, dass die beiden keine Freunde waren. Floto stieß einen Fluch aus, und als die Frau weiter auf ihn einredete, hob er abwehrend eine Hand und winkte ab. Dann drehte er sich weg und schob seinen Rollator voran. Die Frau versperrte ihm den Weg und sagte noch etwas zu ihm. Das musste ihn endgültig aus der Fassung gebracht haben, denn nun rief er so laut aus, dass Bärbel ihn verstehen konnte: »Nichts habe ich damit zu tun. Gar nichts! Sag das der Judensau!«
    Die Frau wandte sich kopfschüttelnd ab und ging davon. Jetzt erkannte Bärbel sie als diejenige, die sich am Nachmittag im Garten der Seniorenresidenz so eingehend mit dem alten Kratz unterhalten hatte. Während Bärbel ihr noch hinterhersah, hatte Floto eilig ein Mobiltelefon hervorgekramt. Bärbel ärgerte sich, dass sie eben nicht näher an die beiden herangetreten war und den Inhalt des Gesprächs nicht hatte verfolgen können. Nun versuchte sie diesen Fehler wettzumachen und die Distanz zu dem Alten zu verringern. Der hatte es offenbar sehr eilig, das Gespräch hastig flüsternd zu einem raschen Ende zu bringen. Als Bärbel näher kam, hatte er das Telefon bereits wieder weggesteckt.
    Bärbel nahm all ihren Mut zusammen und sprach Floto so unbeschwert, wie es ihr möglich war, an: »Guten Abend, Herr Floto. Ein kleiner Spaziergang nach dem Essen?«
    »Was?«, antwortete dieser wenig freundlich.
    Bärbel setzte ein Lächeln auf, das sie als gewinnend empfand. »Nun, ein wenig Bewegung an der frischen Luft fördert die Verdauung, will ich meinen.«
    »Was geht Sie meine Verdauung an?«
    Bärbels Lächeln wurde bemüht, das spürte sie deutlich. »Ach, natürlich gar nichts. Ich wollte mit Ihnen sicher kein Gespräch über Verdauung beginnen.«
    »Dann lassen Sie’s auch.«
    Bärbel fühlte, wie sie der Mut verließ. Sie holte tief Luft, erinnerte sich an das,
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