Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam
Autoren: G Neumayer
Vom Netzwerk:
Hologramm einer riesigen tanzenden Schnecke, die sich über ein Salatfeld hermachte, dann aber von einem Laserstrahl verdampft wurde.
    Laser-Schädlingsbekämpfung. Totaler Blödsinn. Schnecken wurde man am besten mit Igeln und Bier los.
    Alex schlug eilig die Tür hinter sich zu. Gut, dass das Haus von allein die Tür verriegelte und alle Systeme runterfuhr, die nicht gebraucht wurden.
    Yun hockte auf der Obstwiese und zupfte Unkraut. Als Alex heranstürmte, erhellte ein Lächeln das von Falten zerfurchte Gesicht des kleinen Koreaners.
    »Du lässt einen alten Mann lange warten«, sagte er.
    »Niemand nennt Yun alt!«, sagte Alex mit gespielter Empörung. »Du siehst keinen Tag älter aus als …«
    Yun drohte ihm mit dem Finger.
    »… als fünfundvierzig. Höchstens fünfundvierzigeinhalb.«
    »Du warst immer schon mein Lieblingsjunge«, sagte Yun kichernd.
    »Und du mein Lieblingskoreaner.« Pause. »Und ich hoffe sehr, dass du deinem Lieblingsjungen noch mal verzeihen kannst …«
    »Du hast keine Zeit«, stellte Yun fest.
    Alex trat vom einen Fuß auf den anderen. »Tut mir schrecklich leid, der blöde Wecker … Aber morgen früh bin ich um fünf hier und mache alles, was du willst. Versprochen.«
    Yun seufzte. »Was ich will? Na, dann mach dich mal auf etwas gefasst.« Er schüttelte den Kopf. »Alex, ist dir eigentlich klar, dass du jetzt schon seit zwei Wochen deine Pflichten im Garten vernachlässigst? Ich weiß, erst die Sache mit deiner Freundin und dann noch das Praktikum … Aber ein Co-House funktioniert nur, wenn alle ihren Teil …«
    »Ich weiß, Yun« unterbrach Alex hastig, »und ich werde alles nachholen. Morgen, okay?«
    Er machte das Victory-Zeichen und grinste. Yun versuchte, streng zu gucken, aber es gelang ihm nicht.
    »Du bringst mich noch ins Grab«, seufzte er.
    »Ach was, du wirst mich locker überleben!«
    Alex lief zum Tor. Noch fünf Minuten. Genug Zeit, um schnell nach Köln zu beamen. Er wollte Bernie Glück wünschen für seinen Einsatz in der Wildnis.
    Doch Bernie war weder in seiner Wohnung zu finden noch auf dem Dachgarten. In der Algen-Etage, in der Braunalgen als Gemüse gezüchtet wurden, traf Alex auf Aaron, der verzweifelt zwischen den riesigen Becken mit den Algenkulturen und einer unübersichtlichen Schalttafel hin- und herblickte, auf der jede Menge rote Lichter blinkten.
    »Hast du ’ne Ahnung, wo Bernie ist?«, fragte Aaron. »Ich bin mir sicher, die Algen dürfen nicht so stinken. Und die Lichter sollten grün leuchten, oder? Merde! Bernie ist der Einzige hier, der weiß, wie man diese blöde Regelungsanlage bedient. Und er geht nicht an sein MoPad!«
    »Dann ist er sicher schon unterwegs mit seiner Ausbilderin«, sagte Alex. »Dürfte schwer sein, ihn in den nächsten Tagen zu erreichen.«
    Aaron stöhnte. »Na toll. Wozu holt man sich denn einen Technikfreak ins Haus, wenn der dann nicht da ist, wenn man ihn braucht?« Plötzlich hellte sich seine Miene auf. »Du hast nicht zufällig Ahnung von …«
    »Sorry, muss in einer Minute bei der Arbeit sein.«
    Alex machte, dass er wegkam.
Berlin, Geriatrische Klinik
am Sonnenplatz
    »Du bist drei Minuten zu spät.«
    Schwester Susmitas Uhren gingen offenbar anders als seine. Sie sah Alex an, als wäre er eine Kakerlake in ihrem Salat. Sie war höchstens ein Meter fünfzig groß, schön wie eine arabische Märchenprinzessin und hart wie Stahl. Und sie war einer der wenigen Menschen, die gegen Alex’ Charme immun waren. Er hatte es versucht – und sie hatte ihn um ein Haar rausgeschmissen.
    »Tut mir leid, Schwester Susmita.« Alex verzichtete auf die Geschichte mit dem Wecker. Schwester Susmita hatte kein Verständnis für so was.
    »Das will ich hoffen. Und weil du mir nicht mit irgendeiner dummen Ausrede gekommen bist, gebe ich dir noch eine Chance.«
    Schwester Susmita lächelte. Alex ahnte Schlimmes.
    »Ich erteile dir hiermit für heute die Oberaufsicht über die Bettpfannen der Station. Du wirst sie leeren. Alle.«
    Alex stöhnte.
    Schwester Susmita zog eine Augenbraue hoch. »Wie bitte?«
    »Ich meine, natürlich, ich fang sofort an.«
    Alex hatte erst zwei stinkende Bettpfannen geleert und es reichte ihm schon. Normalerweise war das eine Aufgabe für die Servbots, die überall in der Klinik herumrollten und die Drecksarbeit erledigten. Aber Schwester Susmita wollte Alex das Leben in »ihrem« Krankenhaus zur Hölle machen, das war klar wie Algenbrühe. Und allmählich hatte sie Erfolg damit. Alex war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher