Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Titel: Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
Vom Netzwerk:
mit dem Korselett darunter. Dort, wo der sogenannte Panzer seine Grenzen hatte, begann es nämlich zu quellen und zu wölben.
    Olga Zunder ging zum Friseur. Das wusste Frieda. Es war am schwarzen Kostüm zu erkennen, denn die Bordellwirtin trug es ausschließlich anlässlich der Friseurbesuche - seit Jahr und Tag. Das Schwarze fand Frieda so dehnbar und elastisch wie die Frechheiten, die sich Olga herausnahm.
    Bevor Olga Zunder ging, war sie mit nichts anderem beschäftigt, als alles sorgfältig zu versperren und es dreimal zu überprüfen. Sie rüttelte hier und dort an Schränken und Schubläden und an den blinkenden Griffen der Kühlung.
    »Eine Flasche Bier stelle ich dir raus«, sagte sie zu Frieda. »Und lass mir keinen rein, wenn ich weg bin. Heutzutage wird so viel geklaut, verstehste?
    Ist ja alles zu, dachte Frieda, was soll man klauen können? Nun, sie war froh, als Olga fort war. Für die Kühlung besaß sie eine spezielle Haarnadel. Seit Jahren schon. Und dann ging es auf. Frieda nahm sich nur vom Feinsten. Es war schöner als Silvester. Und zur Dekoration und als Alibi für die Fahne, stellte sie eine Flasche Schnaps aus dem BilligEurot halb voll auf den Küchentisch, denn Friedas Schräglage ausgerechnet nach Friseurbesuchen ließ sich nie ganz verheimlichen.
    Frieda nippte eben am Cognac, als geklopft wurde. Die Hand zuckte, und Frieda verschüttete ein wenig über die Schürze. Nein, Olga nicht, die hatte ja Schlüssel. Die Mädchen? Kamen sie durch die Hintertür?
    Gangster? Einbrecher? Oder gar die Polizei?
    Mit klopfendem Herzen und flatternden Knien schlich Frieda heran, denn die Latschen hatte sie abgestreift und hinter der Theke stehenlassen.
    Hartnäckig pochte es weiter.
    »Hallo?«, wisperte Frieda schließlich.
    »Ich hätte gerne Frau Paluschke gesprochen«, sagte eine Männerstimme.
    »Dat bin ich«, - antwortete Frieda. »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein, Frau Paluschke, von der Post. Ich habe einen Einschreibebrief für Sie.«
    Frieda lauschte mit schräg gehaltenem Kopf dem Schlag des eigenen Herzens. Ein Einschreiben? Wer sollte ihr schreiben und dazu noch eingeschrieben? Das war sicher eine Finte. Wer weiß, was dieser Mensch von ihr wollte.
    Ohne Gegenleistung hatte Frieda noch nie etwas bekommen. Daher schnappte sie nach Luft. Schließlich meinte sie, Olga wollte sie in Versuchung führen, ob sie nicht doch einen
    Fremden einließ. Dieser Gedanke setzte einen Wutberg in Brand.
    »Sagen Sie mal?« fauchte Frieda los. »Ihnen juckt wohl dat Fell? Ich lass mich nicht verscheißern!«
    »Frau Paluschke, ich bin Briefträger und habe noch mehr Post zuzustellen. Oder Sie müssen sich den Brief heute Abend selbst vom Postamt abholen.« Die Stimme des Postboten wurde hörbar ungeduldig.
    Frieda zuckte zusammen. Das hörte sich dienstlich an.
    Zaghaft öffnete sie. Vor ihr stand tatsächlich ein Mann in Postuniform. Er reichte ihr einen rosa Zettel und einen Kugelschreiber.
    »Da müssen Sie unterschreiben«, sagte er und tippte mit dem Zeigefinger auf eine Linie, die auf dem roten Zettel unter dem gedruckten Text zu sehen war.
    Umständlich malte Frieda ihren Namen auf die Zeile. Sie atmete auf, als hätte sie sich von einer schweren Last befreit.
    »Nun muss ich noch um Ihren Ausweis bitten«, meinte der Postbote, als er den unterschriebenen Schein wieder entgegennahm.
    »Wozu denn dat noch?« fragte Frieda Paluschke misstrauisch.
    »Ich kenne Sie ja nicht, Frau Paluschke, daher müssen Sie sich ausweisen, sonst darf ich Ihnen den Brief nicht geben.«
    Brummelnd ging Frieda in die Küche und fischte ihren Ausweis aus ihrer Handtasche.
    Lächelnd reichte ihr der Postbote nach Einsichtnahme den Ausweis und den Brief. »Danke, Frau Paluschke, und schönen Tag noch!«
    Damit wandte er sich um und war auch schon verschwunden.
    Frieda schloss hastig die Tür und wieselte in die Küche, wo sie mit einem Messer den Briefumschlag aufschlitzte.
    Hastig überflog sie das Schreiben der staatlichen Lottogesellschaft. Dann setzte sie sich und las alles noch einmal ganz langsam durch.
    »Zwei Millionen und sechshunderttausend Euro und vierundvierzig Cente«, flüsterte sie mit zitternden Lippen. Und sie begriff es immer noch nicht. Es griff tief in alles hinein, was bei ihr das Vorstellbare überstieg. Es war unfassbar. Sie griff zur Billigflasche, setzte sie an die Lippen und nahm einen großen Schluck.
    »Nein«, sagte sie dann ganz energisch. »Nein, dat ist nicht wahr! Da hat dich einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher